Casting beim Film
Suse Marquardt castet Schauspielerinnen und Schauspieler für deutsche und internationale Filmproduktionen. © Suse Marquardt
"Die Energie muss stimmen"
30:16 Minuten
Suse Marquardt hat für „Berlin Alexanderplatz“ und die Serie „Sløborn“ die Schauspieler gefunden. Als Casting-Direktorin bleibt ihre Arbeit für das Publikum aber unsichtbar. Sie spricht über magische Momente und räumt mit den Mythen der Branche auf.
Der Mythos des mächtigen Casting-Agenten, der über die Vergabe von Rollen beim Film entscheidet, ist tatsächlich nur ein Mythos, sagt Suse Marquardt. Die erfolgreiche Casting-Direktorin ist eine der wichtigsten Agentinnen für die Besetzung von Rollen im deutschen Filmgeschäft. Sie hat an Filmen wie Burhan Qurbanis Verfilmung von „Berlin Alexanderplatz“ mitgewirkt oder an der deutsch-dänischen Serie „Sløborn“.
Eine Arbeit von vielen Menschen
„Wenn ich ein Drehbuch lese, dann habe ich viele Ideen für die Besetzung der Rollen. Und diese Ideen werden dann mit sehr vielen Leuten besprochen.“ Sie selbst könne zwar mitreden, aber die Entscheidung über eine Rolle liege letztendlich bei anderen: „Ich gebe das dann irgendwann ab. Es ist eine Arbeit von vielen Menschen, und das finde ich auch gut so.“
Ganz entspannt einen Kino- oder Fernsehfilm genießen kann Suse Marquardt nicht mehr. Es macht sie zu nervös, wenn sie Schauspieler oder Schauspielerinnen sieht, die sie noch nicht kennt: „Im Kino ist es besonders schlimm, dann muss ich immer bis zum Abspann warten, um rauszukriegen, wer da über die Leinwand flimmert, den ich noch nicht kenne. Wenn ich zu Hause vor dem Fernseher sitze, recherchiere ich das dann sofort.“
Man muss viele Steine umdrehen
Die Vorstellung, man müsse alle Schauspieler auf dem Markt kennen, sei eine Berufskrankheit, sagt Suse Marquardt. Man müsse viele Steine umdrehen, um den Richtigen für eine Rolle zu finden. Daher sehe sie sich an den Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz um und natürlich auch an den Schauspielschulen.
Am Ende sei Casting ein Beruf, der schwer greifbar ist, sagt Marquardt. Die Arbeit, die damit verbunden ist, ist oft gar nicht zu sehen. „Es ist ja nicht so, je länger die Liste meiner Vorschläge für eine Rolle ist, desto besser habe ich gearbeitet.“ Über viele Ideen denke sie lange nach und verwerfe sie dann anschließend wieder, erklärt sie: „Schauspieler werden quasi handverlesen.“