Alte Männer und ihre neuen Alben
Die Urheber von vier neuen Alben sind alte Hasen im Musikgeschäft: Herbert Grönemeyer, Bryan Ferry, David Bowie und Carl Carlton. Uwe Wohlmacher hat die Neuerscheinungen unter die Lupe genommen.
Herbert Grönemeyer: "Dauernd jetzt"
Nach drei Jahren Pause erscheint heute unter dem Titel "Dauernd jetzt" ein neues Album von Herbert Grönemeyer - nach eigener Aussage ist dies "Die Feier der Präsenz, des Augenblicks und hundertprozentige Gegenwart". Was auch immer damit gemeint ist, der Sänger bleibt sich auch auf seinem neuen Album mit einer gesunden Mischung aus Pianoballaden mit nachdenklicher Atmosphäre und modernem Deutschrock mit kritischem Blick auf das Gegenwärtige, treu. Ein gutes Album, nicht mehr und nicht weniger.
Bryan Ferry: "Avonmore"
Das neue Album von Bryan Ferry, dem letzten Dandy des britischen Pop-Imperiums, klingt wie das letzte große Werk seiner ehemaligen Band Roxy Music. Das hieß "Avalon" und vielleicht soll sein neues Soloalbum "Avonmore", daran anschließen. Zumindest ist Ferry auf dem Cover als Mitdreißiger abgebildet und die Musik klingt lupenrein wie in den frühen 80er-Jahren. Sei’s drum, meinetwegen kann Bryan Ferry ewig genauso weiter machen.
Carl Carlton: "Lights Out in Wonderland"
Die meisten von Ihnen werden ihn nur als Sideman von Peter Maffay, Udo Lindenberg, Eric Burden oder Robert Palmer kennen, in deren Bands Carl Carlton Gitarre spielt oder spielte. Und die beherrscht der in Emden geborene, umtriebige Musiker wie kaum ein zweiter in diesem Land. Carl Carlton hat nach sechs Jahren Pause unter dem Titel "Lights Out In Wonderland" ein neues Soloalbum veröffentlicht. Anders als auf seinen bisherigen Soloausflügen sind die überwiegend melancholischen Songs zwischen Seventies-Rock und Eighties-Pop angesiedelt, wirken aber dennoch nie altbacken. Mit einer feinen Auswahl an Gastmusikern wie Levon Helm, Klaus Vormann und Larry Campbell gelang Carl Carlton für mich eines der besten Deutsch-Rock-Alben des Jahres, das erstklassig arrangiert und instrumentiert ist.
David Bowie: "Nothing Has Changed“
Noch was aus der Abteilung Archivaufarbeitung. David Bowie hat knapp 60 Songs aus fünf Jahrzehnten seiner Karriere auf der Best-of-Zusammenstellung "Nothing has Changed" veröffentlicht. Darunter sind allerdings eine Menge rare Titel, die als Singleversionen erschienen und längst vergriffen sind. Dazu gibt’s einige Remixe und immerhin drei unveröffentlichte Songs. Der erste ist ein über sieben Minuten langes brandneues, ziemlich schräges Avantgarde-Jazz-Stück, das Bowie mit der New Yorker Maria Schneider Jazz Big Band eingespielt hat. Zusätzlich mit dem im Hintergrund laufenden "Let me Sleep Beside You" erscheinen zwei weitere Songs aus dem nie veröffentlichten Bowie-Album "Toy" von 2001. Eine ordentliche Kompilation, die zumindest für Bowie-Fans unerlässlich ist.