Ferdos Forudastan ist Geschäftsführerin der Civis Medienstiftung und Leiterin des WDR Europaforums Köln. Die Journalistin leitete zuvor das Ressort Innenpolitik bei der "Süddeutschen Zeitung". Von 2012 bis 2017 war sie Sprecherin des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Forudastan wuchs als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in Freiburg, St. Gallen, Isfahan und Teheran auf. Für ihre journalistische Arbeit, unter anderem beim Deutschlandfunk, wurde Forudastan mit dem Theodor-Wolff-Preis und weiteren Auszeichnungen geehrt.
Erneuerung? Welche Erneuerung?
08:38 Minuten
Wie ein Mantra geistert derzeit das Schlagwort von der Erneuerung durch die CDU. Kann es die Junge Union richten, die sich am Wochenende zum Deutschlandtag trifft? Die Journalistin Ferdos Forudastan sieht dort aber wenig Erneuerungspotenzial.
Mehr Junge, mehr Frauen und überhaupt: mehr Schwung – viel ist in diesen Tagen von Erneuerung der Union die Rede.
Auch und gerade im Zusammenhang mit dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU), der vom 15.-17. Oktober in Münster stattfindet. Die Journalistin und Geschäftsführerin der CIVIS-Medienstiftung, Ferdos Forudastan, vermag allerdings bei der jetzigen JU wenig bis gar kein revolutionäres Erneuerungspotenzial zu erkennen.
"Es reicht ja nicht, jung zu sein, sondern man muss etwas daraus machen", sagt die Journalistin.
"Man muss sichtbar sein, man muss hörbar sein, man muss manchmal auch gegen den Strich bürsten. Man muss vielleicht auch mal eine Forderung aufstellen, für die man ganz viel Kritik kriegt." Auch aus den eigenen Reihen. Denn das sei eine Garantie dafür, dass auch das Publikum sehe: "Ach guck mal, da tut sich was, da gibt es wirklich so was wie Erneuerung, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin. Das habe ich aber bisher eigentlich nicht vernommen."
Wo steht die Junge Union politisch?
Auch lässt sich derzeit offenbar nicht ganz leicht ausmachen, wo die Junge Union überhaupt politisch steht: "Früher war es ja so, dass die Junge Union die Mutterpartei oder die CDU quasi von links kritisiert hat, sie viel zu wenig modern, viel zu wenig fortschrittlich fand", sagt Forudastan. Das habe sich in der Ära Merkel dann allmählich umgekehrt. Da fand die Junge Union dann die CDU zunehmend zu sozialdemokratisch: "Sie wurde von der Jungen Union von rechts kritisiert."
Auch über die JU hinaus sieht die Journalistin derzeit wenig Elan für Erneuerung:
"Im Moment höre ich immer nur dieses Wort Erneuerung und habe noch nicht so richtig das Gefühl, dass dahinter Zug steckt und allein ein Konzept für die Art, wie man die Diskussion führen möchte, steckt. Aber das kommt ja möglicherweise dann, wenn man in der Opposition gelandet ist und es eine neue Parteispitze gibt, die das dann vielleicht anpackt."