"Wenn man gewinnt, macht die Partei, was man will"
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Heroin für Suchtkranke, neue Moscheen und Streit um Fluglärm: Petra Roth prägte mit ihrer Politik als Oberbürgermeisterin die Stadt Frankfurt am Main 17 Jahre lang. Das Vertrauen der Bürger hat sie "beglückt, aber auch beängstigt".
Man kennt sie als durchsetzungsstarke Politikerin – und so war Petra Roth auch schon als Kind. Sie trat burschikos auf, hat sogar ein Stück Regenwurm zur Mutprobe gegessen, als einziges Mädchen spielte sie mit den Jungen inmitten der Kriegsruinen, so erzählt Petra Roth über ihre Kindheit in Bremen. Dazu passt auch ihr Vorname: Ihre Mutter hatte sich eine starke Tochter gewünscht – und "Petra" bedeutet "der Fels". "Ich glaube, das hat sich auch erfüllt. Also ich gelte auch, das muss ich jetzt selber sagen, als zuverlässig, als treu."
Treu ist sie Frankfurt geblieben. Dort lebt die ausgebildete Arzthelferin seit den 1960er-Jahren. "Die Stadt Frankfurt hat unglaublich schöne Ecken und Natur." Von ihrem Haus am Stadtrand hat sie beides: Den Blick in die Stadt und die Natur: "Und ich bin dann an den Bächen, zwischen den Äckern."
Bürgermeisterin war nicht ihr Ziel
In Frankfurt begann Petra Roths politische Laufbahn: Sie trat in die CDU ein, wurde in das hessische Landesparlament gewählt und arbeitete sich hoch bis zum Vorsitz ihrer Partei. Diese bat sie Mitte der 1990er-Jahre darum, für das Amt der Oberbürgermeisterin zu kandidieren. Roths Antwort: "Ich bin eigentlich nicht in die Politik gegangen, um Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt zu werden, sondern ich möchte, wenn, mal Minister werden – das habe ich auch gesagt."
Letztlich hat sie die Kandidatur angenommen – in Rücksprache mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen. Deren Antwort: "Du arbeitest so viel für die CDU, dann mach' das." Und: Ihre Mutter hing zuvor sowieso schon für die Landtagswahl auf Plakaten an Bäumen. "Dann macht das auch nichts", so ihre Söhne.
Der Wahlkampf war für sie auch mental anstrengend, bestätigt Petra Roth. Denn kurz zuvor war ihr Ehemann Erwin Roth 1994 plötzlich verstorben. Trotzdem machte sie weiter und setzte sich bei der ersten Direktwahl um das Amt 1995 als erste Frau durch. Mit ihrem Wahlsieg hat sie jedoch nicht gerechnet, gesteht sie. Zwar hatte sie in der Politik gelernt, Verantwortung zu übernehmen, "aber die Menschen, die mir ihr Vertrauen gegeben haben als jemandem, der vorher gar nicht in diesen Ämtern bekannt war, das hat mich beglückt. Aber auch beängstigt", erinnert sich Roth.
Umstrittene Drogenpolitik
Bis 2012 ist Petra Roth Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt geblieben – insgesamt 17 Jahre lang. In dieser Zeit hat sie die Stadt geprägt. Zum Beispiel mit der kontrollierten Heroinabgabe an Suchtkranke: "Ich habe das nicht gesehen als eine Fun-Droge. Sondern das Elend der Drogenabhängigen. Und deshalb habe ich gesagt, Kranke gehören in die Hände der Ärzte, und die Dealer gehören in die Hände der Polizei."
Über Entscheidungen wie diese wurde auch in der CDU heftig diskutiert. Trotzdem konnte Petra Roth ihre Ideen mit Argumenten und der Hilfe von Parteifreunden durchsetzen. Denn letztlich gilt für Petra Roth nach Wahlen: "Wenn Sie gewinnen, dann macht die Partei das, was Sie wollen."
(csf)