Ferdos Forudastan leitet seit Anfang 2018 das Ressort Innenpolitik bei der "Süddeutschen Zeitung". Von 2012-2017 war sie Sprecherin des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Forudastan wuchs als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in Freiburg, St. Gallen, Isfahan und Teheran auf. Sie hat langjährige Erfahrung als Journalistin für Print, Fernsehen und Hörfunk; sie war Moderatorin unter anderem beim Deutschlandfunk. Forudastan wurde mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis und weiteren Auszeichnungen geehrt.
Kritik an Umgang mit Rezo
05:23 Minuten
Anders als die Parteispitze hat der CDU-Politiker Ruprecht Polenz sich gleich in einem offenen Brief an den YouTuber Rezo gewandt. Der 72-Jährige erhält dafür viel Beifall. Auch die SZ-Journalistin Ferdos Forudastan hält einen Umgang auf Augenhöhe für richtig.
Seit Veröffentlichung des Videos von YouTuber Rezo sieht sich die CDU dem Vorwurf ausgesetzt, zu langsam und nicht angemessen auf die Kritik zu reagieren. Anders als die Parteiführung wurde der 72-jährige CDU-Politiker Ruprecht Polenz dafür gelobt, dass er nach seinem ersten Ärger einen offenen Brief an Rezo schrieb und über die sozialen Medien verbreitete. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagte Polenz, seine Partei habe Fehler gemacht – im Umgang mit der Kritik des YouTubers Rezo, aber auch bei Themen die Rezo anspreche.
Die CDU sollte damit eigentlich so umgehen, wie Polenz es getan habe, sagte unser Studiogast, Ferdos Forudastan, die bei der Süddeutschen Zeitung das Ressort Innenpolitik leitet, im Deutschlandfunk Kultur. Es gebe eben immer neue Formen der Kommunikations- und Ausspielwege. "Wenn ich etwas an jemanden herantragen möchte, dann darf ich das nicht ignorieren", sagte die Journalistin. Die CDU sei stattdessen mit der Kritik auf eine überraschend ungelenke Weise umgegangen. Obwohl Polenz älter sei als die jetzige CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (56) habe er offenbar sehr früh erkannt, wie man das, was man mitteilen möchte, auch einem breiten Publikum mitteilt.
Hin und Her bei der CDU
Zunächst hatte es geheißen, die CDU wolle mit einem Gegen-Video reagieren, das nun aber doch nicht veröffentlicht werden soll. Stattdessen will nun der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak das persönliche Gespräch mit dem YouTuber suchen, dessen Video inzwischen mehr als fünf Millionen Mal angeklickt und zum viralen Hit im Netz wurde.
Forudastan kritisierte, dass in der CDU erst hämisch und von oben herab über dieses Video geredet worden sei. "Dann kündigt man ein Video an, ein sogenanntes Gegenvideo und dann kassiert man diese Überlegung wieder und sagt, wir sollten doch besser miteinander reden." Dieses Vorgehen sei in der Haltung dem Video und Rezo gegenüber falsch und ungeschickt. "Er spricht ja Sachen an, die wahnsinnig vielen Menschen, besonders jungen Menschen, aber nicht nur denen, auf den Nägeln brennen." Insofern spreche nichts dagegen, diesen Mann von Anfang an ernst zu nehmen und auf Augenhöhe miteinander zu sprechen. "Das hat die CDU nicht getan und das fällt ihr jetzt auf die Füße." Auch Anbiederung wäre nicht angesagt: "Wenn sich Paul Ziemiak auch die Haare blau färben würde, ein Käppi aufsetzen und sich da vor die Kamera setzen – das wäre albern."
(gem)