Cesare Pavese: "Der Mond und die Feuer"
Aus dem Italienischen von Maja Pflug, Edition Blau, Zürich 2016, 216 Seiten, 24,00 Euro
Wiederentdeckung eines Klassikers
Der 1950 erschienene Roman "Der Mond und die Feuer" des gefeierten italienischen Romanciers Cesare Pavese schildert die Rückkehr eines Auswanderers in sein italienisches Heimatdorf. Der Literaturklassiker ist nun in einer zeitgemäßen Neuübersetzung erschienen.
"Ripeness is all" – so lautet das Motto, das der piemontesische Schriftsteller Cesare Pavese seinem Roman "La luna e i falò" im Frühjahr 1950 voran stellt. "Reife ist alles." Er widmet sein Buch einer gewissen C.; hinter der Initiale verbarg sich die Schauspielerin Constance Dowling, inbegriff seiner Sehnsucht und seines Scheiterns. In der Widmung, die ein Zitat aus Shakespeares "König Lear" aufnimmt, schwingt Stolz auf einen erreichten Status mit. Und tatsächlich: Pavese war damals auf dem Zenit seiner intellektuellen und künstlerischen Laufbahn angelangt. Hochgeschätzter Programmleiter des Turiner Verlagshauses Einaudi, gefeierter Romancier und Lyriker.
Der letzte Roman des gefeierten Romanciers
Im Juli wurde ihm für seine Trilogie "Der schöne Sommer" der wichtigste Literaturpreis Italiens verliehen, eigentlich ein triumphaler Moment. Umso heftiger überwältigte ihn wenige Wochen später die Schwermut: In der Nacht vom 26. auf den 27. August nahm er sich mit nur 42 Jahren in dem Turiner Hotel Roma das Leben. "La luna e i falò" war sein letzter Roman.
Das Buch, das jetzt unter dem Titel "Der Mond und die Feuer" in einer Neuübersetzung von Maja Pflug vorliegt, ist ein Klassiker der italienischen Literatur. Es erzählt die Geschichte einer mythischen Heimkehr. Nach zwei Jahrzehnten in Amerika sucht Anguilla das Dorf seiner Kindheit in den Langhe auf, einer Hügellandschaft im Süden von Turin. Als Findelkind gehörte er nicht zur Dorfgemeinschaft und musste sich als Knecht verdingen. Sein Spitzname Anguilla, Aal, unterstreicht seine wendige Anpassungsfähigkeit. Gerade weil er keine Wurzeln besaß, konnte er sich lösen und nach Amerika gehen, wo Herkunft keine Rolle spielte. Dem Bürgerkrieg nach 1943 entkam er.
Das Buch, das jetzt unter dem Titel "Der Mond und die Feuer" in einer Neuübersetzung von Maja Pflug vorliegt, ist ein Klassiker der italienischen Literatur. Es erzählt die Geschichte einer mythischen Heimkehr. Nach zwei Jahrzehnten in Amerika sucht Anguilla das Dorf seiner Kindheit in den Langhe auf, einer Hügellandschaft im Süden von Turin. Als Findelkind gehörte er nicht zur Dorfgemeinschaft und musste sich als Knecht verdingen. Sein Spitzname Anguilla, Aal, unterstreicht seine wendige Anpassungsfähigkeit. Gerade weil er keine Wurzeln besaß, konnte er sich lösen und nach Amerika gehen, wo Herkunft keine Rolle spielte. Dem Bürgerkrieg nach 1943 entkam er.
Rückkehr in die Hügel des Langhe
Der Ich-Erzähler Anguilla, inzwischen ein wohlhabender Mann, trifft in seinem alten Dorf auf seinen Kindheitsfreund Nuto, der das Tal nie verlassen hat. In 33 kurzen Kapiteln entfalten sich die Geschehnisse der Vergangenheit, gebündelt durch einen magisch aufgeladenen Ort, dem Gutshof Mora, wo Anguilla arbeitete und dessen einst so stolze Besitzer in den Kriegswirren umkamen. Anguilla fühlt sich trotz allem von der Landschaft mit ihren zyklischen Rhythmen angezogen, dem größten denkbaren Gegensatz zur Geschichtslosigkeit der amerikanischen Weiten. Im Titel blitzen die Elemente auf, die auf die ewige Wiederkehr des Gleichen verweisen, die Mondphasen und die Johannisfeuer; und am Ende scheinen auch die historischen Brüche Teil des Mythos zu werden.
Ein Klassiker im neuen Sprachkleid
Eine Neuausgabe des Romans war überfällig, denn die verdienstvolle Erstübersetzung von Charlotte Birnbaum aus den Fünfzigerjahren hatte Patina angesetzt und war voller Fehler. Pavese, an den großen amerikanischen Romanciers geschult, zeichnet sich hier durch eine Mischung aus epischer Erzählweise und vielen Dialogen aus. Dem trägt Maja Pflug in ihrer schönen Fassung nun Rechnung.
Sie ist nicht nur syntaktisch genauer, was den Rhythmus stimmiger macht, sondern auch lexikalisch präziser. Aus den vielen "Höhen" bei Birnbaum werden bei ihr normale "Hügel", aus dem beschönigenden "Duft" das kräftigere Wort "Geruch", die "Spitzbuben" sind bei ihr "Bösewichte", die altfränkisch anmutende Ausdrucksweise "als sie mein Mädchen wurde" formuliert Pflug in das schlichtere und klarere "als sie meine Freundin wurde" um. Ein Klassiker im neuen Sprachkleid.