"Dieses Buch ist nicht bösartig"
Der Weg von Berlin bis in die Wüste Negev ist lang. Bei Chaim Noll führte er von Ostberlin aus über Westberlin und Rom. Sein neues Buch, das davon berichtet, darf wegen des Einspruchs der Autorin Monika Maron zurzeit nicht ausgeliefert werden.
Noll sagt dazu: "Ich schreibe nichts, was nicht sowieso bekannt wäre. Das wissen ja viele, dass sie (Monika Maron) da bestimmte Dinge in der DDR gemacht hat, die sie heute lieber nicht gemacht hätte. Ich kann es nicht verstehen. Dieses Buch ist nicht bösartig, und es ist auch nicht polemisch, und ich habe eigentlich alle Figuren möglichst schonend behandelt. Schonend, weil ich alle im Rahmen ihrer Umstände gesehen habe."
Niemand habe ich ihm bislang vorgeworfen, "Der Schmuggel über die Zeitgrenze" sei ein aggressives Abrechnungsbuch. Und wenn er sich das alles von Daheim, von der Wüste Negev, aus betrachte, erscheine ihm die ganze Debatte "ziemlich bizarr". Maron könne ihm deshalb mit dieser "blöden Sache" nicht schaden.
1954 wurde der Autor als Hans Noll in Ostberlin geboren. Das Judentum der Familie spielte keine Rolle. War doch der Vater, der in der DDR bekannte und verehrte Autor Dieter Noll, regimetreu, Teil der privilegierten Klasse und somit auch areligiös. Der Sohn schrieb mit seinem Roman "Der goldene Löffel", der 1989 kurz vor dem Mauerfall erschien, einen Abgesang auf genau jene Elite, der sein Vater angehörte.
Und er entdeckte, in klarer Abgrenzung zum Vater, sowohl den jüdischen Glauben als auch Israel für sich. Dort lebt er nun schon seit 20 Jahren, führt ein Leben als modern-orthodoxer Jude. Er hat an der Universität von Beersheba einen deutschen Studiengang aufgebaut und schreibt Bücher – auf deutsch. Zuletzt erschien "Die Synagoge".