Chamisso-Preis vor dem Ende

Feridun Zaimoglu: "Schon ein bisschen traurig"

Feridun Zaimoglu , aufgenommen im Oktober 2015, auf der 67. Frankfurter Buchmesse, in Frankfurt/Main (Hessen).
Der türkisch-stämmige Schriftsteller Feridun Zaimoglu. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Feridun Zaimoglu im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Seit 1985 wird der Chamisso-Preis an Autoren vergeben, die auf Deutsch schreiben, und zugleich eine Migrationsgeschichte haben. Doch damit soll 2017 Schluss sein, teilt die Bosch-Stiftung mit, die den Preis vergibt. Preisträger Feridun Zaimoglu findet das in Ordnung.
Der Preis war 1985 ins Leben gerufen, um die damals noch "Gastarbeiterliteratur" genannten Werke stärker in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Doch auf Deutsch schreibende Schriftsteller mit Migrationshintergrund seien heute "selbstverständlicher und unverzichtbarer Bestandteil deutscher Gegenwartsliteratur. Damit hat der Preis seine Zielsetzung erreicht."
Der nach dem französischen Einwanderer und Dichter Adelbert von Chamisso benannte Preis wurde zu Beginn als Auszeichnung für auf Deutsch schreibende Autoren nicht deutscher Muttersprache definiert.

Alternativpreis?

Ferdiun Zaimoglu, einst selbst Preisträger und nun Jury-Mitglied ist mit der Entscheidung der Stiftung – zumindest teilweise – einverstanden:
"Ja, ich bin einverstanden, weil tatsächlich sich die herkunftsfremden Schreiberinnen und Schreiber in der deutschen Literatur insofern abbilden, als dass sie ein Teil der deutschen und deutschsprachigen Literatur sind. Schade ist es immer, wenn man einen Preis nicht mehr vergibt. Deswegen bin ich schon ein bisschen traurig."
Allerdings gibt Zaimoglu zu bedenken, dass man als Preisträger "auch Teil einer großen Familie ist" und die Veranstalter entsprechend damit werben können.
Zaimoglu schlägt einen Alternativpreis vor, denn für die Autoren sei so ein Preisgeld immens wichtig:
"Der Schreiber kauft sich damit die Zeit, die er braucht, um sich hinzusetzen und monatelang an einem Buch zu schreiben."
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