Changieren zwischen Realität und Fiktion
Der gefeierte Jungdramatiker Oliver Kluck bringt im Weimarar E-Werk, der alternativen Spielstätte des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, ein sympathisches Theater-Experiment zur Aufführung.
Der 1980 auf Rügen geborene Jungdramatiker Oliver Kluck ist derzeit sehr gefragt an deutschsprachigen Bühnen. Gerade hat er den Kleist-Förderpreis für sein Angestelltenstück "Warteraum Zukunft" bekommen, das vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt wurde und in wenigen Tagen in der Box des Deutschen Theaters in Berlin nachinszeniert wird.
Für sein Stück "Das Prinzip Meese" bekam er den Förderpreis des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens, worauf die Wahl zum Nachwuchsautor des Jahres bei der Kritiker-Jahresumfrage des Fachblattes "Theater heute" folgte. Einen Tag vor seinem Auftritt bei den Werkstatt-Tagen des Wiener Burgtheaters saß er heute Abend auf der Bühne des E-Werkes, der alternativen Spielstätte des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, und schaute stumm von einem Hochsitz den Schauspielern zu, wie sie einen von ihm schnell geschriebenen Text versinnlichten, - denn Kluck ist in dieser Spielzeit als "Außerhausautor" für das Weimarer Theater engagiert.
Das bedeutet, er schreibt Texte für vier Abende, die das Theater jeweils erst zu Produktionsbeginn bekommt und innerhalb von vierzehn Tagen einstudiert. Schnell und aktuell soll alles sein, und die Themen und Formen sind nicht vorbestimmt. Das "Kluck-labor 1" ist laut auftrumpfendem Programmzettel "ein paraphrasierend spielerischer Rundgang durch unsere sogenannte Solidargemeinschaft, die außer Kontrolle geratene Revolution und die neurotischen Bedingungen im Kulturbetrieb mit spezieller Berücksichtigung künstlerischer Produktionsprozesse deutscher Stadt- (und Staats-)Theater."
Erst einmal aber bringen die fünf Schauspieler das verwinkelte Kesselhaus im Dunkeln zum klingen, indem sie auf Wände, Kessel, Rohre und Geländer schlagen. Dann steigen sie auf einen Umgang unter der Raumdecke, stellen sich, alle gleich verkleidet mit Westernutensilien, nebeneinander und erzählen von einem Workshop. Dabei sprechen alle nacheinander die gleichen Sätze, variieren aber die Betonungen und Bedeutungen und zersplittern Klucks Text über den merkwürdigen Kreativmarkt der Workshopperei zu unterhaltsamer Mehr- und Eindeutigkeit.
Anschließend wird umständlich umgebaut, denn Regisseurin Claudia Meyer lässt Schauspieler und Zuschauer (die oft nur wenig sehen können) wandern. Auf Stühlen und Podesten verkleiden sich die fünf für eine Probe, erzählen von Wünschen (wir wollen weg und müssen bleiben) und Erfahrungen, von Selbstdarstellung und Fremdbestimmung als Schauspieler, diskutieren über Texte und schildern Lebenssituationen in Berlin und Kindheitserinnerungen - und mittendrin wird ein Briefwechsel zwischen Kluck und dem Geschäftsführer des Theaters präsentiert, bei dem es um ökonomische Fragen geht.
Schließlich geht es auf eine freie Fläche, wo alle herumlaufen und demonstrieren, wie alle, die zuvor doch noch mit unterschiedlicher Kleidung und verschiedenen Meinungen und Haltungen ihre Individualität als Schauspieler zu betonen suchten, jetzt alle das gleiche tun und gleich scheinen. Dann erschießen sie sich gegenseitig, und Schluss ist, nach wenig mehr als einer Stunde.
Gesehen hat man einen unterhaltsam selbstreflexiven Theaterabend, der das theatrale Changieren zwischen Realität und Fiktion, Da-Sein und Vor-Machen mit Witz thematisiert. Die Entstehung und Einstudierung des Textes sind ein Experiment, das einen sympathischen Abend über verwirrte Lebensgefühle hervorgebracht hat.
Keine große Dramatik, keine wahnsinnig spannende Aufführung, - doch mit der anschließenden Gastspielperformance von Armin Chodzinski ("Die unruhen des herrn c. – ein vaudeville zu verkrampfung und nervosität") erlebt man dann doch einen thematisch klug komponierten Abend. Der als Jubiläumsfest zum 10-jährigen Bestehen des E-Werks, der alternativen Spielstätte des Deutschen Nationaltheaters Weimar, mit Band und anschließend einem DJ endet.
Für sein Stück "Das Prinzip Meese" bekam er den Förderpreis des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens, worauf die Wahl zum Nachwuchsautor des Jahres bei der Kritiker-Jahresumfrage des Fachblattes "Theater heute" folgte. Einen Tag vor seinem Auftritt bei den Werkstatt-Tagen des Wiener Burgtheaters saß er heute Abend auf der Bühne des E-Werkes, der alternativen Spielstätte des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, und schaute stumm von einem Hochsitz den Schauspielern zu, wie sie einen von ihm schnell geschriebenen Text versinnlichten, - denn Kluck ist in dieser Spielzeit als "Außerhausautor" für das Weimarer Theater engagiert.
Das bedeutet, er schreibt Texte für vier Abende, die das Theater jeweils erst zu Produktionsbeginn bekommt und innerhalb von vierzehn Tagen einstudiert. Schnell und aktuell soll alles sein, und die Themen und Formen sind nicht vorbestimmt. Das "Kluck-labor 1" ist laut auftrumpfendem Programmzettel "ein paraphrasierend spielerischer Rundgang durch unsere sogenannte Solidargemeinschaft, die außer Kontrolle geratene Revolution und die neurotischen Bedingungen im Kulturbetrieb mit spezieller Berücksichtigung künstlerischer Produktionsprozesse deutscher Stadt- (und Staats-)Theater."
Erst einmal aber bringen die fünf Schauspieler das verwinkelte Kesselhaus im Dunkeln zum klingen, indem sie auf Wände, Kessel, Rohre und Geländer schlagen. Dann steigen sie auf einen Umgang unter der Raumdecke, stellen sich, alle gleich verkleidet mit Westernutensilien, nebeneinander und erzählen von einem Workshop. Dabei sprechen alle nacheinander die gleichen Sätze, variieren aber die Betonungen und Bedeutungen und zersplittern Klucks Text über den merkwürdigen Kreativmarkt der Workshopperei zu unterhaltsamer Mehr- und Eindeutigkeit.
Anschließend wird umständlich umgebaut, denn Regisseurin Claudia Meyer lässt Schauspieler und Zuschauer (die oft nur wenig sehen können) wandern. Auf Stühlen und Podesten verkleiden sich die fünf für eine Probe, erzählen von Wünschen (wir wollen weg und müssen bleiben) und Erfahrungen, von Selbstdarstellung und Fremdbestimmung als Schauspieler, diskutieren über Texte und schildern Lebenssituationen in Berlin und Kindheitserinnerungen - und mittendrin wird ein Briefwechsel zwischen Kluck und dem Geschäftsführer des Theaters präsentiert, bei dem es um ökonomische Fragen geht.
Schließlich geht es auf eine freie Fläche, wo alle herumlaufen und demonstrieren, wie alle, die zuvor doch noch mit unterschiedlicher Kleidung und verschiedenen Meinungen und Haltungen ihre Individualität als Schauspieler zu betonen suchten, jetzt alle das gleiche tun und gleich scheinen. Dann erschießen sie sich gegenseitig, und Schluss ist, nach wenig mehr als einer Stunde.
Gesehen hat man einen unterhaltsam selbstreflexiven Theaterabend, der das theatrale Changieren zwischen Realität und Fiktion, Da-Sein und Vor-Machen mit Witz thematisiert. Die Entstehung und Einstudierung des Textes sind ein Experiment, das einen sympathischen Abend über verwirrte Lebensgefühle hervorgebracht hat.
Keine große Dramatik, keine wahnsinnig spannende Aufführung, - doch mit der anschließenden Gastspielperformance von Armin Chodzinski ("Die unruhen des herrn c. – ein vaudeville zu verkrampfung und nervosität") erlebt man dann doch einen thematisch klug komponierten Abend. Der als Jubiläumsfest zum 10-jährigen Bestehen des E-Werks, der alternativen Spielstätte des Deutschen Nationaltheaters Weimar, mit Band und anschließend einem DJ endet.