Chaplin als Publikumsereignis
80 Filme in 24 Tagen - das ist "Chaplin Complete", also der gesamte Chaplin, der noch bis zum 7. August im Berliner Traditionskino "Babylon" gezeigt wird. Natürlich kennen fast alle die Klassiker und langen Spielfilme Chaplins wie "Der große Diktator", "Lichter der Großstadt" oder "Moderne Zeiten", aber auf der großen Leinwand sieht man diese Filme selten, noch seltener die vielen Kurzfilme die Chaplin bis 1923 drehte wie "Ein Hundeleben" oder "The Pilgrim". Ehrengast bei der Eröffnung der Retrospektive war die Tochter des Regisseurs Geraldine Chaplin.
Vor 80 Jahren bereiste Charles Spencer Chaplin für 18 Monate die Welt und blieb dabei auch einige Tage in Berlin. Er stellte seinen Film "City Lights/Lichter der Großstadt" vor. Der damals beliebteste Künstler wurde gefeiert wie heute ein Popstar. Er logierte im Hotel Adlon gleich neben dem Brandenburger Tor, wo gestern Abend Chaplins berühmtester Film "Der große Diktator" eine Open-Air-Vorführung erlebte.
Trotz technischer Pannen bei der Vorführung einer guten 35mm-Kopie begeisterte der Film auch über 70 Jahre nach seiner Entstehung in seiner Originalfassung mit Untertiteln ein internationales Publikum. Es war der Beweis, dass die Macher von "Chaplin Complete", Timothy Großman und Friedemann Beyer, den Zuschauergeschmack getroffen haben. Was bieten sie dem Publikum in den kommenden 3 Wochen? Kurator Friedemann Beyer:
"Das Besondere an 'Chaplin Complete' ist , dass wir zum ersten Mal in Deutschland und zum ersten Mal in Berlin das Gesamtwerk von Charlie Chaplin zeigen und nicht nur das filmische Gesamtwerk, sondern auch in Kombination mit der Musik, die Charlie Chaplin zu den abendfüllenden Spielfilmen geschrieben hat. Und diese Musik wird live aufgeführt für Orchester. Das ist wirklich einmalig. So etwas gab es noch nie."
Zur Eröffnung wurde gestern im 1929 erbauten Kino Babylon Charlie Chaplins "Goldrausch" gezeigt mit der live eingespielten Musik unter der Leitung des Chaplin-Experten Timothy Brock. Das Premierenpublikum war zu Recht begeistert. Immer wieder gab es Lachsalven, wenn die von Charlie Chaplin gespielte Hauptfigur der Tramp als Goldsucher und Glücksritter versucht, Geld und Liebe zu finden. Dann spürt man, wie perfekt Charles Chaplin als Regisseur Unterhaltung mit Anspruch, Poesie mit Klamauk und Melancholie verband. "Goldrausch" wird übrigens auch in der bekannteren von Chaplin neu bearbeiteten Fassung von 1942 gezeigt, in der Chaplin selber den Kommentar sprach.
Chaplin einem großen Kinopublikum wieder nahezubringen, das Lachen als Gemeinschaftserlebnis herauszufordern ist sicherlich ein großes Verdienst dieser kompletten Retrospektive, die im Vorfeld auch angegriffen wurde und zwar aus rein formalen Gründen. Nicht alle Filme werden ausschließlich auf 35mm projiziert, sondern auch digital. Das rief Puristen auf den Plan, was Timothy Großman, den Leiter des Babylons, irritiert. Er zeigt digitale Kopien aus zwei Gründen: um nicht nur die englische Originalfassung zu zeigen, sondern auch Deutsch untertitelte Kopien, die nicht auf 35mm vorliegen oder aber die frühen Filme zwischen 1914 und 1916 die in digitalen Fassungen einfach besser aussehen. Großman ist aber auch sichtlich verärgert.
Timothy Großman: "Mit dieser Diskussion verderben wir den Spaß am Zuschauen. Das bringt und nicht weiter. Ich habe mir gerade zum wiederholten Male "King of New York" angeguckt. Da kommt der König nach New York und er findet sich in einer Auseinandersetzung um "unamerikanische Aktivitäten". So ähnlich kommt mir das jetzt vor. Ich glaube es geht darum, dass man die Filme in voller Länge, möglichst ohne Schrammen und Kratzer zum großen Teil live begleitet hier in Berlin erleben kann und Spezialisten Diskussion ist etwas fürs Museum. Das Babylon ist kein Museum. Ich finde es wirklich schade und ich will auch diese Diskussion gar nicht annehmen."
Die Filme gestern liefen auf 35 mm und die Einwände gegen digitale Projektionen sind übertrieben. Sicher dürfen Filmliebhaber und Chaplin-Experten Kritik äußern, aber das sollte nicht in den Vordergrund gerückt werden. Denn dafür Chaplin wieder zu einem Medien-und Massenereignis werden zu lassen, darf man Großman und Beyer durchaus auch loben. Für Geraldine Chaplin, die berühmteste Chaplin-Tochter, ist diese komplette Retrospektive eine reine Freude. Sie redet gerne über die Filme ihres Vaters, die sie zuerst als 16mm-Projektionen als Kind im elterlichen Haus sah, vorgeführt von der eigenen Mutter. Ihrem Vater war dies gar nicht Recht. Er war sehr schüchtern, wenn es um seine Filme ging, erzählt Geraldine Chaplin:
"He was always very shy about his films. Very, very shy and insecure. And whem my mother would show the films, he would always say: Oh no don't! He was always afraid that the film wasn't as good as it had been."
Links bei dradio.de:
Interview mit Geraldine Chaplin: "Er hat das Komische aus allem gezogen"
Trotz technischer Pannen bei der Vorführung einer guten 35mm-Kopie begeisterte der Film auch über 70 Jahre nach seiner Entstehung in seiner Originalfassung mit Untertiteln ein internationales Publikum. Es war der Beweis, dass die Macher von "Chaplin Complete", Timothy Großman und Friedemann Beyer, den Zuschauergeschmack getroffen haben. Was bieten sie dem Publikum in den kommenden 3 Wochen? Kurator Friedemann Beyer:
"Das Besondere an 'Chaplin Complete' ist , dass wir zum ersten Mal in Deutschland und zum ersten Mal in Berlin das Gesamtwerk von Charlie Chaplin zeigen und nicht nur das filmische Gesamtwerk, sondern auch in Kombination mit der Musik, die Charlie Chaplin zu den abendfüllenden Spielfilmen geschrieben hat. Und diese Musik wird live aufgeführt für Orchester. Das ist wirklich einmalig. So etwas gab es noch nie."
Zur Eröffnung wurde gestern im 1929 erbauten Kino Babylon Charlie Chaplins "Goldrausch" gezeigt mit der live eingespielten Musik unter der Leitung des Chaplin-Experten Timothy Brock. Das Premierenpublikum war zu Recht begeistert. Immer wieder gab es Lachsalven, wenn die von Charlie Chaplin gespielte Hauptfigur der Tramp als Goldsucher und Glücksritter versucht, Geld und Liebe zu finden. Dann spürt man, wie perfekt Charles Chaplin als Regisseur Unterhaltung mit Anspruch, Poesie mit Klamauk und Melancholie verband. "Goldrausch" wird übrigens auch in der bekannteren von Chaplin neu bearbeiteten Fassung von 1942 gezeigt, in der Chaplin selber den Kommentar sprach.
Chaplin einem großen Kinopublikum wieder nahezubringen, das Lachen als Gemeinschaftserlebnis herauszufordern ist sicherlich ein großes Verdienst dieser kompletten Retrospektive, die im Vorfeld auch angegriffen wurde und zwar aus rein formalen Gründen. Nicht alle Filme werden ausschließlich auf 35mm projiziert, sondern auch digital. Das rief Puristen auf den Plan, was Timothy Großman, den Leiter des Babylons, irritiert. Er zeigt digitale Kopien aus zwei Gründen: um nicht nur die englische Originalfassung zu zeigen, sondern auch Deutsch untertitelte Kopien, die nicht auf 35mm vorliegen oder aber die frühen Filme zwischen 1914 und 1916 die in digitalen Fassungen einfach besser aussehen. Großman ist aber auch sichtlich verärgert.
Timothy Großman: "Mit dieser Diskussion verderben wir den Spaß am Zuschauen. Das bringt und nicht weiter. Ich habe mir gerade zum wiederholten Male "King of New York" angeguckt. Da kommt der König nach New York und er findet sich in einer Auseinandersetzung um "unamerikanische Aktivitäten". So ähnlich kommt mir das jetzt vor. Ich glaube es geht darum, dass man die Filme in voller Länge, möglichst ohne Schrammen und Kratzer zum großen Teil live begleitet hier in Berlin erleben kann und Spezialisten Diskussion ist etwas fürs Museum. Das Babylon ist kein Museum. Ich finde es wirklich schade und ich will auch diese Diskussion gar nicht annehmen."
Die Filme gestern liefen auf 35 mm und die Einwände gegen digitale Projektionen sind übertrieben. Sicher dürfen Filmliebhaber und Chaplin-Experten Kritik äußern, aber das sollte nicht in den Vordergrund gerückt werden. Denn dafür Chaplin wieder zu einem Medien-und Massenereignis werden zu lassen, darf man Großman und Beyer durchaus auch loben. Für Geraldine Chaplin, die berühmteste Chaplin-Tochter, ist diese komplette Retrospektive eine reine Freude. Sie redet gerne über die Filme ihres Vaters, die sie zuerst als 16mm-Projektionen als Kind im elterlichen Haus sah, vorgeführt von der eigenen Mutter. Ihrem Vater war dies gar nicht Recht. Er war sehr schüchtern, wenn es um seine Filme ging, erzählt Geraldine Chaplin:
"He was always very shy about his films. Very, very shy and insecure. And whem my mother would show the films, he would always say: Oh no don't! He was always afraid that the film wasn't as good as it had been."
Links bei dradio.de:
Interview mit Geraldine Chaplin: "Er hat das Komische aus allem gezogen"