Charmanter Wiener
Der Kammerschauspieler Josef Meinrad war im Österreich der Nachkriegszeit überaus beliebt und erhielt alle wichtigen Auszeichnungen bis hin zum Iffland-Ring. Dem breiteren Publikum war er aus Filmen wie "Sissi" oder der Fernsehserie "Pater Brown" bekannt.
Josef Meinrads Lieblingsrolle stammt weder aus einem Drama von Shakespeare noch aus einer Wiener Komödie, nein, es war tatsächlich der Don Quichotte in Dale Wassermans Musical "Der Mann von La Mancha". Bei der Premiere im Januar 1968 war Josef Meinrad schon fast 55 Jahre alt, seine Stimme klang stets etwas heiser - und dennoch war der Erfolg im Theater an der Wien wie später auch in Berlin und München überwältigend. Das lag nicht zuletzt an der Beliebtheit des charmanten Wieners.
"Kollegen und gute Bekannte kritisieren fast an mir: Er ist immer freundlich, das kann doch nicht echt sein. Ich möchte sagen, es muss gar nicht immer aus besonderer Freundlichkeit sein, sondern das kann auch Selbstschutz sein."
Der Weg zum Starschauspieler war weit: Am 21. April 1913 kam Josef Moučka im Wiener Arbeiterbezirk Hernals zur Welt. Das zwölfte Kind tschechischer Einwanderer sollte Priester werden und erhielt darum ein Stipendium für ein kirchliches Internatsgymnasium. Dort spielte Josef auch Theater - und wechselte rasch seinen Berufswunsch. Neben einer kaufmännischen Tätigkeit nahm er Schauspielunterricht und trat bald an Wiener Kleinkunstbühnen auf unter dem Künstlernamen Josef Meinrad. Durch ein Engagement an einer Frontbühne, dem Deutschen Theater in Metz, entging er - wie andere Bühnenkünstler auch - der Einberufung zur Wehrmacht.
"Und in Metz bin ich begegnet: dem Felsenstein …, ich habe gespielt: den Wurm in 'Kabale und Liebe', mein nachmaliger Direktor Rott hat inszeniert in Metz, also es hatte so viel Niveau, diese Frontbühne. Zuerst waren überhaupt nur Soldaten drin, die dort stationierten, und im letzten Jahr kamen auch die Lothringer."
Aus Metz brachte Josef Meinrad seine Frau Germaine mit nach Wien, wo er schon im Herbst 1945 wieder auf der Bühne stand, zwei Jahre später kam der Ruf ans Burgtheater.
Josef Meinrad war einer der großen Volksschauspieler der Nachkriegszeit. Er verkörperte alle Herzensrollen des Wiener Publikums in den Stücken von Nestroy, Molnár, Hofmannsthal und Ferdinand Raimund. Als Valentin in dessen "Verschwender" sang er das Hobellied so, dass ein Kritiker schrieb: "Ich möchte niemand anderen mehr in dieser Rolle sehen."
Der Autor Hans Weigel nannte Josef Meinrad einen "homo austriacus maximus", und tatsächlich wurde der Schauspieler für die Österreicher zu einer Identifikationsfigur. In all seinen Rollen wirkte er natürlich, liebenswürdig, bescheiden und heiter; immer wurde seine Menschlichkeit gerühmt, sogar als Roboter.
1955, als Österreich wieder ein souveräner Staat wurde, ehrte man Josef Meinrad mit der Ernennung zum Kammerschauspieler, und 1959 kam die größte Überraschung: Werner Krauss hatte ihm testamentarisch den Iffland-Ring vermacht. Diese bis heute größte Auszeichnung für einen deutschsprachigen Schauspieler hätte nach Meinung mancher Kritiker eher ein Fritz Kortner oder Gustaf Gründgens verdient gehabt. Sogar Meinrad selbst war die Ehrung zunächst fast peinlich:
"Da kam eben der Iffland-Ring und ich habe gesagt: Aus den Sissi-Filmen bin ich in Deutschland bekannt! Und da hatte ich eben eine grotesk-komische Figur zu spielen und so wird man gesagt haben: Wie kommt der an den Iffland-Ring? Es war natürlich eine unerhörte, umwerfende Auszeichnung, aber auch eine Verpflichtung."
Um sein Image als Gendarmeriemajor Böckel aus "Sissi" loszuwerden, unternahm Josef Meinrad regelmäßige Tourneen durch Deutschland und die Schweiz. Als Erstes wählte er dafür die Rolle des "Unbestechlichen" im gleichnamigen Stück von Hugo von Hofmannsthal. Der bescheiden-listige Diener Theodor war eine seiner Paraderollen, mit ihr gab er im Dezember 1983 auch seinen Abschied vom Burgtheater, wo er in 80 Inszenierungen mitgewirkt hatte. Am 18. Februar 1996 starb Josef Meinrad. Seine letzte Ehrung kam posthum: 1997 erhielt der Platz neben dem Burgtheater Wien den Namen Josef-Meinrad-Platz.
"Kollegen und gute Bekannte kritisieren fast an mir: Er ist immer freundlich, das kann doch nicht echt sein. Ich möchte sagen, es muss gar nicht immer aus besonderer Freundlichkeit sein, sondern das kann auch Selbstschutz sein."
Der Weg zum Starschauspieler war weit: Am 21. April 1913 kam Josef Moučka im Wiener Arbeiterbezirk Hernals zur Welt. Das zwölfte Kind tschechischer Einwanderer sollte Priester werden und erhielt darum ein Stipendium für ein kirchliches Internatsgymnasium. Dort spielte Josef auch Theater - und wechselte rasch seinen Berufswunsch. Neben einer kaufmännischen Tätigkeit nahm er Schauspielunterricht und trat bald an Wiener Kleinkunstbühnen auf unter dem Künstlernamen Josef Meinrad. Durch ein Engagement an einer Frontbühne, dem Deutschen Theater in Metz, entging er - wie andere Bühnenkünstler auch - der Einberufung zur Wehrmacht.
"Und in Metz bin ich begegnet: dem Felsenstein …, ich habe gespielt: den Wurm in 'Kabale und Liebe', mein nachmaliger Direktor Rott hat inszeniert in Metz, also es hatte so viel Niveau, diese Frontbühne. Zuerst waren überhaupt nur Soldaten drin, die dort stationierten, und im letzten Jahr kamen auch die Lothringer."
Aus Metz brachte Josef Meinrad seine Frau Germaine mit nach Wien, wo er schon im Herbst 1945 wieder auf der Bühne stand, zwei Jahre später kam der Ruf ans Burgtheater.
Josef Meinrad war einer der großen Volksschauspieler der Nachkriegszeit. Er verkörperte alle Herzensrollen des Wiener Publikums in den Stücken von Nestroy, Molnár, Hofmannsthal und Ferdinand Raimund. Als Valentin in dessen "Verschwender" sang er das Hobellied so, dass ein Kritiker schrieb: "Ich möchte niemand anderen mehr in dieser Rolle sehen."
Der Autor Hans Weigel nannte Josef Meinrad einen "homo austriacus maximus", und tatsächlich wurde der Schauspieler für die Österreicher zu einer Identifikationsfigur. In all seinen Rollen wirkte er natürlich, liebenswürdig, bescheiden und heiter; immer wurde seine Menschlichkeit gerühmt, sogar als Roboter.
1955, als Österreich wieder ein souveräner Staat wurde, ehrte man Josef Meinrad mit der Ernennung zum Kammerschauspieler, und 1959 kam die größte Überraschung: Werner Krauss hatte ihm testamentarisch den Iffland-Ring vermacht. Diese bis heute größte Auszeichnung für einen deutschsprachigen Schauspieler hätte nach Meinung mancher Kritiker eher ein Fritz Kortner oder Gustaf Gründgens verdient gehabt. Sogar Meinrad selbst war die Ehrung zunächst fast peinlich:
"Da kam eben der Iffland-Ring und ich habe gesagt: Aus den Sissi-Filmen bin ich in Deutschland bekannt! Und da hatte ich eben eine grotesk-komische Figur zu spielen und so wird man gesagt haben: Wie kommt der an den Iffland-Ring? Es war natürlich eine unerhörte, umwerfende Auszeichnung, aber auch eine Verpflichtung."
Um sein Image als Gendarmeriemajor Böckel aus "Sissi" loszuwerden, unternahm Josef Meinrad regelmäßige Tourneen durch Deutschland und die Schweiz. Als Erstes wählte er dafür die Rolle des "Unbestechlichen" im gleichnamigen Stück von Hugo von Hofmannsthal. Der bescheiden-listige Diener Theodor war eine seiner Paraderollen, mit ihr gab er im Dezember 1983 auch seinen Abschied vom Burgtheater, wo er in 80 Inszenierungen mitgewirkt hatte. Am 18. Februar 1996 starb Josef Meinrad. Seine letzte Ehrung kam posthum: 1997 erhielt der Platz neben dem Burgtheater Wien den Namen Josef-Meinrad-Platz.