Top 5 des Arthouse-Kinos
Fünf Filme, ein Ranking - und eine Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, diese Filme anzuschauen. Einige bekannte Favoriten sind wieder mit dabei.
Platz 5: MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT von Uberto Pasolini
"Schnitt!!! Okay, das war gut, wirklich gut. Das sollten wir gleich noch mal machen. Slater, diesmal ohne die Erektion."
Manchmal ist eine Kinogeschichte auf den ersten Blick von erschreckender Banalität: Mann, einsam, gibt alles für seinen Job in der Londoner Sozialbehörde, Menschen, die ohne Familie gestorben sind, ein menschenwürdiges Begräbnis zu gestalten. Auch wenn John May meist zusammen mit dem Pastor der einzige in der Kapelle ist. Dann wird John May gefeuert, letzter Fall, trifft die Tochter des Verstorbenen, und - Wie vorhersehbar! - der Mann, der nie lächelte, verknallt sich, lächelt. Aber Uberto Pasolinis "Mr. May"-Film ist Paradebeispiel dafür, wie ein Schauspieler, eine Schauspielerin, uns mit seinem, mit ihrem Ausdruck packt, uns quasi entmündigt, uns zum willenlosen Objekt macht, das diesem Ausdruck und der Geschichte dann folgt.
Wir folgen Eddie Marsan in seiner Versteinerung, Kino, Kraft der Emotion, der olle Kafka-Satz "War im Kino, habe geweint!". Eddie Marsan, ja, grandioser Nebendarsteller, das war nicht neu, aber jetzt im "Mr. May"-Film strahlt er eine solche Intensität aus, dass man wirklich erfahren kann, was es heißt, dass ein Schauspieler einen Film "trägt". Unfassbar, grandios. Was nicht nur - so ein Vorurteil - die britischen oder amerikanischen Schauspieler können. Der grantige, muffelige, manchmal extrem gelangweilt in seinen Rollen wirkende, diese Aura von "Hab ich doch schon alles gespielt!" verströmende Heiner Lauterbach.
Platz 4: WIR SIND DIE NEUEN von Ralf Westhoff
Heiner Lauterbach schafft es auch manchmal, uns seine Präsenz wuchtig um die Ohren zu geben - zuletzt, noch intensiver als in WIR SIND DIE NEUEN in HARMS. Ähnliches gilt für Helen Mirren.
Platz 3: MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY von Lasse Hallström
Helen Mirren steht paradigmatisch für die Wucht schauspielerischen Ausdrucks. Und das seichte Niveau von MADAME MALLORY bekommt – Mrs. Mirren sei Dank! – etwas Intensität, wenn man auch bei ihr hier das Gefühl von "Wegspielen" nicht ganz los wird in dieser Kochkomödie. Aber, das ist eben das Geheimnis, das sich nie wird ganz entschlüsseln lassen: Wann packt es uns? Tja, das bleibt eben eines, ein magisches Geheimnis. Was natürlich auch gilt, besonders gilt für Philip Seymour Hoffman, im Februar dieses Jahres gestorben. Kein Beau, beileibe nicht, kein durchtrainierter Held, aber, tja ... eben.
Platz 2: A MOST WANTED MAN von Anton Corbijn
Woher nimmt einer wie Hoffman, Hauptdarsteller in der John-Le-Carré-Verfilmung A MOST WANTED MAN, die Intensität, um die Figur des deutschen Geheimdienstmannes zu - in Anführungsstrichen - zu "bauen". Ein Mann, der manipuliert, der manipuliert wird, der säuft und raucht bis zum Umfallen, Schuld auf sich geladen hat und die nicht loswird - ja, ja, Regisseur Corbijn, oller Protestant. Durch diese Geschichte voller Fallstricke stolpert Hoffman, wankt, meist besoffen, melancholisch, übernächtigt, verfettet.
Regisseur Anton Corbijn erinnert sich, wie er den fast fertigen Film "A Most Wanted Man" zusammen mit Philipp Seymour Hoffman gesehen hat. Er konnte es einfach nicht glauben, sagt A-MOST-WANTED-MAN-Regisseur, dass der Typ da auf der Leinwand der war, der jetzt neben ihm saß. Es war ein ganz anderer Mensch, weil Hoffman vollkommen zu dem Charakter wurde, den er da spielte. Und du glaubst zu 100 Prozent - so Corbijn -, dass diese Person da wirklich eine Person ist und nicht ein Schauspieler, der sie spielt. Vielleicht eine Erklärung oder ein Teil einer Erklärung für das, was uns da gnadenlos packt auf Leinwand. Ohne Aussicht auf Entkommen.
Platz 1: MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER von Philippe de Chauveron.
Die Schauspieler im Film übrigens sind so schlecht nicht.