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Top 5 des Arthouse-Kinos

Filmpremiere "Shaun das Schaf - der Film"
Filmpremiere "Shaun das Schaf - der Film" © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Fünf Filme, ein Ranking - diese Woche ganz oben: ein britischer Trickfilm mit viel "Schaf-Sinn". "Shaun das Schaf" blökt sich an die Spitze der Rangliste.
Platz 5 - FIFTY SHADES OF GREY von Sam Taylor-Johnson
"Haben sie Kabelbinder? - Kabelbinder? Ja. Haben wir. Ist das alles? - Klebeband."
Rückblende: 1956 hielt Max Ophüls einen Vortrag vor Frankfurter Industriellen. "Gedanken über Film" war das Thema. Doch diese Gedanken, die Max Ophüls entwickelte, sind keine ollen Kamellen. Im Gegenteil, es klingt alles sehr universell.
"Ein Film kostet Geld. Ein Film muss zu errechnen sein. Alles das ist eine Maschinerie, die der künstlerischen Freiheit und Intuition entgegengesetzt ist."
Platz 4 - KINGSMAN: THE SECRET SERVICE von Matthew Vaughn
"Wollen wir den ganzen Tag nur herumstehen? Oder kämpfen wir?"
Max Opühls beginnt seinen Vortrag mit einer wunderbar komischen Anekdote. Einmal war er als Junge mit der Straßenbahn an der Frankfurter Oper vorbeigefahren; darin eingemeißelt das Leitmotiv der Weimarer Klassik.
"Dem Wahren, Schönen, Guten."
Abends war Max bei seinem Großvater zu Besuch, einem Händler, und auf die Frage, was er, Max, denn so gesehen habe über den Tag, liefert der Junge eine wunderbare Verballhornung.
"Den schönen, guten Waren!"
Aus dieser Anekdote entwickelt Max Ophüls in seinen "Gedanken über Film", eine Analyse über Filmemachen und das Filmgeschäft, die auch knapp sechs Jahrzehnte nach dem Frankfurter Vortrag noch trifft und wie ein Kommentar zum aktuellen Kino klingt.
"Film muss ein Kampf sein zwischen den schönen, guten Waren und dem Wahren, Schönen, Guten."
Ein Kampf, der nur noch selten gelingt.
Platz 3: DIE BESTIMMUNG - INSURGENT von Robert Schwentke
"Ich will nicht, dass noch jemand meinetwegen stirbt. - Niemand wird deinetwegen sterben, Trish."
Max Ophüls fragt sich schon 1956 etwas, das genauso quälend und verzweifelt das aktuelle Blockbuster-Kino unserer Tage betrifft:
"Und warum sehen sie alle gleich aus? Weil Drama kein Massenartikel sein kann."
Und findet einen Begriff, der sich ebenfalls nicht erledigt hat.
"Und so laufen wir Gefahr, uns immer mehr von dem Geheimnis Film zu entfernen."
Ein wahrer terminus technicus über das Kino: "Geheimnis Film". Max Ophüls historisches Hörstück von 1956 analysiert nicht nur das Filmgeschäft, sondern eben auch seine, man möchte sagen, universellen Widersprüche.
Platz 2 - CINDERELLA von Kenneth Branagh
"Denk daran! Die Kraft der Magie hält nicht ewig. Um Mitternacht beim letzten Glockenschlag ist der Zauber vorbei."
Ach ja, und dann natürlich, die Frage aller Fragen, die nach dem Erfolg, die ohne Frage nicht nur die Filmemacher wie Kenneth Branagh, Matthew Vaughn oder Robert Schwendtke oder Sam Taylor-Johnson quält, treibt, verzweifeln lässt, obwohl sie sich in dieser Woche hier oben, auf den fünf ersten Plätzen der Charts, tummeln. Ist das Erfolg genug? Nie, nie und nimmer. Max Ophüls könnte den Nachgeborenen zurufen: Ich weiß, wie es Euch geht! "Lola Montez", Ophüls letzter Film - 1955, ein Jahr nach dem Vertrag im Kino - fiel bei Publikum wie Kritik total durch und spielte viel weniger ein als erwartet. Heute gilt "Lola Montez" als Meisterwerk, als Klassiker des Kinos.
Platz 1 SHAUN DAS SCHAF von Mark Burton und Richard Starzak
Der Erfolg also! Auch darüber reflektierte Max Ophüls schon 1956 in seinen "Gedanken für Film" - jetzt als Hörbuch bei speak low auf CD erschienen - auch darüber ...
"Ein Film muss zu errechnen sein."
... darüber, was jedem Produzenten schlaflose Nächte bereitet:
"Ist in allen Ländern der Wunsch, den Erfolg vorberechnen zu können, nicht abgestorben? Und natürlich ist dieser Wunsch ein Irrglaube und vergeht sich an dem Geheimnisvollen unseres Berufes."
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