Top 5 des Arthouse-Kinos
Fünf Filme, ein Ranking - diese Woche ganz oben: ein Krimi mit einem schrulligen Detektiv, der seinen eigenen "Mord" aufklären will: "Das ewige Leben".
Platz 5 - HEUTE BIN ICH SAMBA von Éric Toledano & Olivier Nakache
"Ich darf jetzt da raus gehen?"
"Ja, Sie dürfen gehen. Sie sind jetzt frei. Aber ohne Aufenthaltserlaubnis."
Das Arthouse-Publikum, ja, "Monsieur Claude" und auch ihr, "Claudes Töchter", ihr habt es ja statistisch anno domini 2014 bewiesen, steht auf französische Filme. Auch "Heute bin ich Samba" oder...
Platz 4 - ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS von Jean Paul Rouve
... oder ...
Platz 2 - VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS von Eric Lartigau
... sind Beispiele für die perfekt inszenierten, hochkarätig besetzten französischen Komödien. Charlotte Gainsbourg, Karin Viard oder Michel Blanc, das ist schon die obere Liga der der französischen Schauspieler. Im besten Fall - was bei "Monsieur Claude" eben nicht funktionierte - gelingt eine Mischung aus Feel-Good-Movie à la "Das Leben ist doch so schlimm nicht" und einem präzisen Blick auf die Realität.
Auch die düstere der illegalen Immigranten in Europa. Man möchte sich in "Heute bin ich Samba" über die Screwball-Comedy-Einlagen von Omar Sy und Charlotte Gainbourg schlapp lachen.
"Was ist denn bloß in Sie gefahren, mich so anzubrüllen."
"Aber Sie haben auch gebrüllt."
... aber die alltägliche Angst vor der Abschiebung wird ebenso deutlich. Genauso, wie der Film "Zu Ende ist alles erst zum Schluss" zwar komisch von Michel, dem chaotischen Postbeamten, seinem Sohn Romain und der Großmutter erzählt, die ins Altersheim kommt. Allerdings nur kurz.
"Sie ist verschwunden."
"Sekunde, Augenblick. Wieso seit gestern? Seit wann genau ist Oma verschwunden?"
"Das wissen wir nicht genau."
Nicht immer wollen das Komische und Tragische - nur die Synthese von beiden macht ja ein Feel-Good-Movie erträglich -, nicht immer will das überzeugend zusammen kommen. Auch die Geschichte der Tochter, die hören und sprechen kann, aber in "Verstehen Sie die Béliers" den Alltag ihrer gehörlosen Eltern und ihres Bruders managt, erscheint ein wenig wie am Drehbuch-Reißbrett entworfen, aber manchmal ziehen diese französischen Komödien einen einfach über den Tisch, weil sie so großartig gespielt sind.
Platz 3 - STILL ALICE von Richard Glatzer & Wash Westmoreland
"Wer nimmt uns ernst, wenn der Mensch, der wir einst waren, sich immer weiter entfernt."
Julianne Moore als Linguistin, die mit 50 an Alzheimer erkrankt. Die Darstellung einer Kranken oder eines Behinderten ist im Kino ein Selbstgänger und bleibt ambivalent. Dustin Hoffman als Autismus-Kranker in "Rain Man" oder François Cluzet Spiel als Querschnittsgelähmter in "Ziemlich beste Freunde".
Aufmerksamkeit und Betroffenheit sind solchen Darstellungen gewiss, aber die Gefahr des Überspielens ist auch immer da. Doch Julianne Moores Darstellung der Alzheimer-Erkrankten ist eindrucksvoll. Denn sie konzentriert sich in ihrem Spiel ganz auf das Gefühl der Verzweiflung, wenn der Mensch körperlich lebt, aber geistig wegdämmert, immer mehr, immer weiter.
Nein, nicht Platz 2, hatten wir schon vorgezogen, wer´s nicht glaubt, bitte zurückspulen, deswegen jetzt...
Platz 1 - DAS EWIGE LEBEN von Wolfgang Murnberger
Ach ja, Brenner, Ex-Bulle, der uns schon in "Komm, süßer Tod", in "Silentium" und in "Der Knochenmann" die Abgründigkeit präsentierte. Aber da war´s noch recht harmlos, hier jetzt, in "Das ewige Leben", kommt´s härter.
"Was hoaßt das, mir fehlen die Zeiten?"
... was man sich ja gar nicht hatte vorstellen können. Brenner, ja, der Brenner, der Freiheitsmann - wir werden alle älter - beim Arbeitsamt:
"Na schauen Sie: Wenn Sie über die Mindestpension drüber kommen wollen, dann müssen Sie arbeiten. Bis Sie 84 sind."
Es geht in "Das ewige Leben" um Brenners Kopfschuss, den er sich selbst zufügte, obwohl er gar nicht abtreten wollte, es geht auch um Jugendfreunde von Brenner gehen, vor allem um Aschenbrenner...
"Trinks a Bier, ..."
... den Tobias Moretti mit unfassbarer Schmierigkeit...
"... von dem scheiß Prosecco kriegs eh nur Sodbrennen."
... und lodernder Gefährlichkeit ausstattet. Soviel nur: Brenner darf schlussendlich mit Nora von Waldstätten an einem Imbiss mit - Achtung: Metapher! -, mit dem Namen "Endstation" einen, eben, Imbiss, nehmen. Wessen Tochter war diese Dr. Irrsiegler noch? Brenners gar? Nein! Oder? Ja, das sind die Fragen, die natürlich direkt ins Zentrum einer Existenz führen.