Chef-Propagandist der Scientologen

Von Dorothea Jung |
Eine jetzt erschienene, nicht autorisierte Biografie des Hollywoodstars Tom Cruise bezeichnet ihn als Spitzenfunktionär der Scientology-Sekte. Er sei nicht nur ein Aushängeschild von Scientology, sondern faktisch der zweite Mann hinter Sekten-Chef David Miscavage. Außerdem kann man im Internet Videos entdecken, die den Schauspieler nicht nur als hingabevollen Jünger, sondern auch als begeisterten Propagandisten von Scientology outen.
Obwohl Tom Cruise wiederholt Kopfschütteln erntete, hat er in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise dafür gesorgt, dass der Markenname Scientology im Gespräch bleibt. Zum Beispiel hopste er auf dem Sofa der Talk-Show-Queen Oprah Winfrey herum und erklärte dabei seine Liebe für seine Frau, allein, damit Scientology anderntags verlässlich in den Medien auftaucht. Oder er tadelte öffentlich seine Kollegin Brooke Shields, die wegen einer Wochenbett-Depression Medikamente genommen hatte, allein um die tablettenfreien Therapie-Konzepte seiner Organisation zu promoten. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Tom Cruise macht aber nicht nur den Kasper für Scientology, er ist auch ihr Missionar. In einem Internen Video schwärmt der Filmschauspieler zum Beispiel von einer gleichgeschalteten Welt ohne Scientology-Gegner, die im Sprachgebrauch der Sekte SPs heißen - Suppressive Persons, zu deutsch: Unterdrücker.

"Ich dachte, whow, wie schön könnte es eines Tages sein! Wissen Sie: SPs! Vielleicht liest man über derartige Menschen irgendwann nur noch in Geschichtsbüchern!"

Tom Cruise, dessen Vermögen mittlerweile auf 250 Millionen US- Dollar geschätzt wird, agiert auch als Spender und Geld-Eintreiber für Scientology. Ein vier Jahre altes Video zeigt ihn auf einem Festakt von Scientology. Dort verspricht er seinen Zuhörern, sich stark für sie und die Organisation einzusetzen und fragt sie:

"Sollen wir die Welt säubern?"

und die Menge jubelt: Ja!

Thomas Gandow, der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, verglich Tom Cruise wegen dieser Rede mit dem Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels. Und auch der ZDF-Historiker Guido Knopp fühlte sich durch Tom Cruise' Vortrag an die berüchtigte Sportpalast-Rede des Reichspropaganda-Ministers erinnert. Im Februar 1943 hatte Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast eine Frage in die Menge geschrien: "Wollt Ihr den totalen Krieg?". Worauf die Menge enthusiastisch "Ja!" gebrüllt hatte.