Chefredakteur Daniel Gerhardt

Ende der "Spex" ist "beschlossene Sache"

06:39 Minuten
Porträt von Daniel Gerhardt.
Daniel Gerhardt, der letzte Chefredakteur der Zeitschrift Spex. © Steffi von Kannemann
Daniel Gerhardt im Gespräch mit Shanli Anwar |
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Gerade ist die vorletzte Ausgabe der Musikzeitschrift "Spex" erschienen. Chefredakteur Daniel Gerhardt über die Frage, ob es zu wenig Musikerinnen im Heft gab, ob Algorithmen Kritiker ersetzen können und warum auch ein Abo jetzt nicht mehr helfen kann.
Wer rezensiert demnächst die Popmusik, wenn die Musikzeitschrift "Spex" zum Ende des Jahres eingestellt wird? Wir stellen Chefredakteur Daniel Gerhardt die provokative Frage, ob Algorithmen ein Ersatz sein können für Musikkritikerinnen und -kritiker nach dem Muster: Wenn dir dieser Song gefallen hat, dann gefällt dir auch jener.

Viele Querverbindungen hergestellt

"Algorithmen haben ihren Wert und ihren Sinn", sagt Gerhardt. "Ich zweifle aber daran, dass es in absehbarer Zukunft die Arbeit ersetzen kann, die wir gemacht haben, wo auf eine andere Art Querverbindungen hergestellt werden – nicht nur zu anderen musikalischen Themen, sondern auch zu einer anderen Disziplin wie zu einem Film oder einer Serie."
Vier Ausgaben der Pop-Zeitschrift "Spex" von 2011 liegen auf einem Tisch
Vier Ausgaben der Pop-Zeitschrift "Spex" von 2011 © Deutschlandradio/Adalbert Siniawski
Auf dem Cover der aktuellen November-Ausgabe der "Spex" ist die schwedische Musikerin Neneh Cherry zu sehen. Im Heft geht es auch um ihre US-amerikanischen Kolleginnen Cat Power oder Georgia Anne Muldrow. Dennoch kritisiert die Journalistin Sophie Passmann in unserem Kulturpodcast "Lakonisch elegant":
"Man musste die 'Spex'-Redaktion schriftlich regelmäßig darauf hinweisen, dass es auch Frauen und nicht-weiße Männer gibt. Das ist etwas, wo die 'Spex' langsamer gelernt hat als das Internet."

"Eher ein Vorreiter als ein Magazin, das hinterherläuft"

Daniel Gerhardt widerspricht ihr vehement, auch wenn er mit der November-Ausgabe erst sein drittes Heft verantwortet:
"Ich weiß nicht, wann die Kollegin das letzte Mal ins Heft geguckt hat – es mag sein, dass es schon mal ein sehr männlich geprägtes Heft war, sowohl von den Themen als auch von den Autoren her. Aber das hat sich schon lange erledigt. Da sehe ich uns eher als Vorreiter als ein Magazin, das hinterhergelaufen wäre."*)
Die letzte Ausgabe erscheint am 27. Dezember 2018. Kann ein Abo die Musikzeitschrift jetzt noch retten?
"Ich fürchte nicht mehr", sagt Gerhardt. "Das ist beschlossene Sache."
(cosa)
*) Anmerkung der Redaktion: Wir haben das Zitat in der Onlineauswertung präzisiert. (26.10.2018)
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