Chimamanda Ngozi Adichie eröffnet Buchmesse

"Literatur kann unser Denken humanisieren"

Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie auf der Buchmesse 2018 in Frankfurt
Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria hielt die Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse 2018. © picture alliance / dpa / Silas Stein
Wiebke Porombka im Gespräch mit Marietta Schwarz |
Die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie hat bei der Eröffnung der Buchmesse an die Kraft der Literatur erinnert: "Sie kann ganz viele verschiedene Geschichten erzählen." Dadurch helfe Literatur, manches Stereotyp zu widerlegen und Brücken zwischen Menschen zu bauen.
Die Frankfurter Buchmesse steckt in einer Krise. Es werden zwar mehr Bücher geschrieben, jedoch immer weniger verkauft. Doch eine Krise kann auch positive Energie freisetzen, das zeigte die Eröffnung der Buchmesse.
"Man kann etwas vereinfacht sagen, dass wir es gerade mit zwei Krisen zu tun haben: Es gibt auf der einen Seite die Krise des Buchmarkts. 2018 sind Studien veröffentlich worden, die zeigen, dass die Leserzahlen extrem zurückgehen. Und wir haben eine zweite Krise: die Krise der Demokratie, die Krise Europas", sagt unsere Literaturredakteurin Wiebke Porombka. Und diese Krisen machten sich schon am ersten Tag bemerkbar:
"Dass diese beiden Krisen zusammenfallen, bewirkt, dass für die Buchmesse zum Beispiel die Menschen sich nicht zurücklehnen in altgewohnten Ritualen, sondern dass sie merken, dass sie gefragt sind, dass sie sich kümmern müssen, dass sie kämpfen müssen. Um ihre eigene Existenz, die Existenz der Literatur, aber auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft insgesamt."

Ein Stereotyp nimmt Menschen die Würde

Die Eröffnungsrede hielt die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria. Sie glaubt an die positive Kraft der Literatur, berichtet Wiebke Porombka. Literatur könne Brücken schlagen und zur Verständigung beitragen:
"Sie hat gesagt, Literatur könne die Politik, unser Denken humanisieren. Im Grunde, sagt sie, ist das ganz einfach, denn man nimmt in dem Moment dem Menschen die Würde und Freiheit, wenn man immer nur eine einzige Geschichte wiederholt, ein Stereotyp. Und was Literatur aber kann, ist, stattdessen ganz viele verschiedene Geschichten erzählen."
Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie am 09.10.2018 auf der Frankfurter Buchmesse
Eröffnungsrede auf der Frankfurter Buchmesse: Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria hat einiges zu sagen über Themen, die brandaktuell sind: Migration, Rassismus oder über Frauenrechte.© imago

Klare Haltung des Börsenvereins zur Türkei

Die Frankfurter Buchmesse feiert in diesem Jahr ihr 70. Jubiläum. 70 Jahre alt ist auch die Verkündigung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. So hat sich die Buchmesse zur Aufgabe gemacht, ein deutliches Statement für die Menschenrechte abzugeben.
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, wendete sich in seiner Rede direkt an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan: "Präsident Erdoğan, wenn Sie auf der Seite der Menschenrechte stehen, lassen Sie alle inhaftieren Autoren, Journalisten, Verleger und Kulturschaffenden frei. Beenden Sie die Verfolgung von kritischen Stimmen und anders Denkenden."
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