Begehrte Stoßzähne
Kunstobjekte aus Elfenbein gelten in China als Statussymbol und sind sehr beliebt. In begrenztem Umfang darf damit gehandelt werden. Doch dabei wird immer wieder getrickst. Tierschützer fordern deshalb ein totales Verbot des Handels.
China geht in jüngster Zeit hart gegen den Schmuggel mit Wildtieren vor. Im südchinesischen Dongguan wurden im Januar erstmals öffentlich und medienwirksam über sechs Tonnen Elfenbein zerstört – in großen Schreddermaschinen. Denn die meisten Elefanten, die in Afrika getötet werden, enden in China – zumindest ihre Stoßzähne.
"Wir können nicht abstreiten, dass der Schmuggel in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat,
räumte Yang Liuying von der Zollverwaltung ein.
"Wir müssen größere Anstrengungen unternehmen. Jedes Jahr sehen wir eine Zunahme von etwa zehn Prozent."
China hat sich dem Kampf gegen den illegalen Tierhandel verpflichtet und berichtet regelmäßig über die Festnahme von Schmugglern. Gleichzeitig bleibt die Volksrepublik der größte Markt für Elfenbein. Denn Elfenbeinkunst hat in China eine lange Tradition.
"Elfenbein steht für Kultiviertheit, es ist ein Statussymbol",
sagt Grace Gabriel vom Pekinger Büro des Internationalen Tierschutzfonds.
"Früher konnten sich nur wenige Leute Elfenbeinobjekte leisten. Doch mit der wachsenden Kaufkraft in China ist Elfenbein für immer mehr Menschen erschwinglich."
Ein Gramm Nashornpulver für 500 Euro
Vor allem gehört China zu den Ländern, die einen begrenzten Handel mit Elfenbein erlauben. China durfte 2008 im Rahmen des internationalen Artenschutzabkommens Elfenbeinbestände aus vier afrikanischen Ländern aufkaufen. In staatlich lizenzierten Geschäften in Peking werden bis heute Schnitzereien verkauft: von kleinen Schmuckanhängern über Mao-Statuen bis hin zu ganzen Stoßzähnen, in die filigrane Landschaften geschnitzt wurden. Damit lässt sich sehr viel Geld verdienen, ein großes Elfenbeinobjekt kostet rund 80.000 Euro. Nach Recherchen des Tierschutzfonds wird immer wieder mit den Zertifikaten getrickst, die bei Elfenbeinobjekten ab 50 Gramm die legale Herkunft nachweisen sollen.
Gabriel: "Diese Identifikations-Dokumente sind selbst zur Ware geworden. Wer beim Kauf auf das Zertifikat verzichtet, bekommt einen Preisnachlass. Einige der Geschäfte mit staatlicher Lizenz verkaufen sogar Teile ihrer Zertifikate an illegale Händler, so dass der Eindruck entsteht, sie verkauften legales Elfenbein."
Tierschützer fordern daher ein totales Verbot des Elfenbeinhandels in China. Neben Elfenbein finden auch andere illegale Tierprodukte in China reißenden Absatz. Nashorn-Pulver etwa gilt als "Wundermedizin", mit der man angeblich den Körper reinigen und sogar Krebs heilen könne. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht. Trotzdem gilt das Pulver in China als "unersetzbar". Und es hat seinen Preis: Ein Gramm Nashorn-Pulver kann über 500 Euro kosten. Auch das ein gewaltiger Anreiz für organisierte Schmuggler-Ringe und Schwarzmarkthändler.