Barbara Lüthi: Live aus China
Mein Leben im Reich der Mitte
Orell-Füssli-Verlag Zürich, Oktober 2014
208 Seiten, 19,95 Euro
Das zerrissene Land
Acht Jahre lang hat die Schweizer Journalistin Barbara Lüthi China bereist, nun erscheint eine Sammlung ihrer Reportagen in Buchform. Sie berichtet von Umweltzerstörung, dem Leben in den Megacities - und den hohen Kosten der wirtschaftlichen Aufholjagd.
Sie ist fasziniert von China, aber auch erstaunt und erschüttert. Acht Jahre lang reiste Barbara Lüthi als Korrespondentin des Schweizer Fernsehens durchs Land: durch Provinzen, Sonderverwaltungszonen und autonome Gebiete.
Dabei befolgte sie die Empfehlung eines chinesischen Kollegen, alles zu dokumentieren, was man erlebe - auch wenn man es nicht veröffentlichen könne. Anders als ihm, gelang es ihr als ausländischer Journalistin stets, die Zensur zu umgehen und ihre Reportagen an die Heimatredaktion abzusetzen. Und was sie sah und recherchierte, hat sie jetzt noch einmal in einem Buch zusammengefasst.
Sie berichtet über das Leben in Megacities und Geisterstädten, über rechtlose Bauern auf dem Lande, Umweltzerstörung und vergiftete Nahrungsmittel, über das Erziehungssystem und immer wieder über die Wirtschaftspolitik des Landes.
China wird die USA so schnell nicht als Supermacht ablösen
Trotz einer Aufholjagd, getrieben vom Mantra hoher Wachstumsraten, glaubt sie nicht, dass es China gelingen werde, in den nächsten 20 Jahren die Vereinigten Staaten als neue Supermacht abzulösen. Zu groß seien die Herausforderungen, zu zerrissen sei das Land.
Einerseits lasse sich der aufstrebende Mittelstand nur durch das Versprechen stetig wachsenden Wohlstandes von Partei und Regierung politisch ruhig stellen - "kaufen", wie sagt. Andererseits fordere eine ungebremste Belastung der Luft mehr und mehr den Protest der Bürger heraus, der selbst von den Staatsmedien unterstützt werde.