Schöne Toiletten braucht das Land!
Chinas Tourismusbehörde hat eine Toilettenrevolution ausgerufen. Keine Hocktoiletten ohne Trennwände mehr, sondern saubere, gut riechende WCs nach westlichem Vorbild, möglichst mit WLAN, Flachbildschirm und Geldautomat. Es wäre eine Abkehr von der China-spezifischen Toilettentradition.
Für viele China-Reisende ist das zumindest gewöhnungsbedürftig: Hocktoiletten ohne Privatsphäre – dafür mit beißenden Gerüchen. Nicht selten ohne Trennwände, noch öfter fehlen die Türen. Wasserhahn und Seife gilt als entbehrlicher Luxus. Wenn es Klopapier gibt, kommt es in den Eimer, weil die Kanalisation das nicht schafft.
Schwarze Liste für üble Aborte
Chinas nationale Tourismusbehörde hat den ungepflegten Großraum-WCs jetzt den Kampf angesagt. Mit einem neuen Plan für die Modernisierung öffentlicher Toiletten. Besonders in Touristenregionen sollen die Klos aufpoliert werden, so Li Jinzao, Direktor der Nationalen Tourismusbehörde. Sämtliche Beschwerden würden aufgenommen – besonders üble Aborte kommen ab sofort auf eine schwarze Liste. Höchste Zeit, sagt Wang Feng, ein Rentner aus Peking.
"Ich unterstütze die Entscheidung voll und ganz. Ich fühle mich besser, wenn ich eine öffentliche Toilette benutze, die sauber ist. Aber manchmal sind sie so dreckig, dass ich gar nicht reingehen möchte. Zuerst einmal sollten noch mehr öffentliche Toiletten errichtet werden – und dann sollten sie vor allem öfter sauber gemacht werden."
Landesweiter Toiletten-Beauftragter
In der Pekinger Altstadt haben immer noch viele Haushalte keine Klos, die Menschen sind auf öffentliche Toiletten angewiesen. Und die werden auch von Touristen benutzt – beim Bummel durch die Hutongs, die Pekinger Altstadtgassen. Der Standard variiert stark – schon seit einiger Zeit gibt es im chinesischen Tourismusministerium einen landesweiten Toiletten-Beauftragten. Der Plan bis 2017 steht jetzt: Über 30.000 neue Toiletten soll es geben, weitere 25.000 sollen erneuert werden.
"Es ist toll, dass der Standard besser werden soll", sagt diese Rentnerin aus Peking. "Von mir gibt es Applaus, weil es einfach schlecht ist, wenn sich die Menschen beim Benutzen öffentlicher Toiletten ekeln. Einige Ausländer benutzen die ja schon gar nicht mehr."
In Peking gibt es zumindest Karten, auf denen die Toiletten, ähnlich wie Hotels, nach Sternen kategorisiert eingezeichnet sind. Die besten Toiletten erhalten fünf Sterne. Ziel ist es jetzt, flächendeckend mindestens Drei-Sterne-Klos anzubieten. Die Touristen sind skeptisch.
Zhu Zeren, Tourist aus Sichuan: "Ich glaube, dass dazu vor allen Dingen auch die Kanalisation verbessert werden muss, sagt dieser Tourist aus der Provinz Sichuan. Und irgendwie sollte es auf den Toiletten auch einen Luftaustausch geben – wenigstens irgendeine Art von Belüftung. Es ist jedenfalls schon mal gut, dass sich die Regierung darum kümmert."
Maximal zwei Fliegen pro WC
Allerdings versucht China schon seit einiger Zeit, das Toiletten-Niveau im Land zu heben. Die Toiletten-Tradition ist eher rustikal. Vor drei Jahren gab es mal den Versuch, die Fliegen aus den öffentlichen Toiletten zu verbannen. Maximal zwei Fliegen pro Toilette hieß es damals. Der Erfolg war bescheiden. Und auch heute spart die Nationale Tourismusbehörde nicht mit großen Ankündigungen: nicht nur Toiletten zum Hinsetzen mit Seife etc. sollen entstehen, sondern auch WLAN, Flachbildschirme und Sofas zum Entspannen sollen künftig zur Ausstattung gehören. Zumindest bei den Toiletten, die mit fünf Sternen glänzen möchten.