Stefan Aust und Adrian Geiges: "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt"
Piper Verlag, München 2021
288 Seiten, 22 Euro
Politologe warnt vor politischer Abhängigkeit
05:20 Minuten
Deutsche Universitäten sollten die Zusammenarbeit mit chinesischen Konfuzius-Instituten beenden, fordert der Politologe Andreas Fulda. Er rügte den Umgang mit der Lesung einer Xi Jinping-Biografie in Duisburg und Hannover als reine "Schadensbegrenzung".
Die zunächst vom Duisburger Konfuzius-Institut abgesagte Buchlesung über Chinas Staatschef Xi Jinping findet nun doch heute statt. Die Online-Veranstaltung wird allerdings vom Ostasieninstitut der Universität Duisburg-Essen abgehalten, sagte eine Sprecherin der Universität dem WDR. Das Konfuzius-Institut Hannover, das ebenfalls an der Lesung beteiligt sein sollte, bestätigte das in einer Stellungnahme.
Eigentlich sollte die Lesung aus einer Biografie über den chinesischen Staatschef Xi Jinping an den Konfuzius-Instituten (KI) in Duisburg und Hannover stattfinden. Offizielle chinesische Stellen hatten dagegen protestiert und offenbar zunächst eine Absage erwirkt. Das Buch " "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt" von Welt-Herausgeber Stefan Aust und dem früheren China-Korrespondenten des "Stern" in China, Adrian Geiges, ist schon seit dem Sommer auf dem deutschen Buchmarkt.
Dass die Lesung der Biografie nun doch stattfinde, sei reine "Schadensbegrenzung", sagt der Politologe Andreas Fulda. Stattdessen sei es höchste Zeit, dass deutsche Universitäten sich von der Zusammenarbeit mit den Konfuzius-Instituten verabschiedeten. In Düsseldorf und Hamburg sei das zwar schon geschehen, aber das alles dauere angesichts des Einflusses der KIs auf Lehrmaterial und Personal viel zu lange. Die Universitätsleitungen müssten sich bewusst machen, welches "Kukucksei" sie sich da eingehandelt hätten. Es könne nicht sein, dass an westlichen Universitäten "Selbstzensur" betrieben werde, kritisierte Fulda.
Ideologischer Einfluss aus China
"Das eigentliche Problem ist die politische Abhängigkeit von Peking", sagt der Politologe. Die Konfuzius-Institute seien keine reinen Kultureinrichtungen, sondern hätten eine politische Aufgabe. "Nach Erkenntnissen der Bundesregierung sollen sie zum Aufbau einer sozialistischen Kultur und Diplomatie chinesischer Prägung beitragen", sagt Fulda.
Unter Xi Jinping habe in China eine starke Re-Ideologisierung stattgefunden, Minderheiten würden unterdrückt, die Zivilgesellschaft in Hongkong werde zerstört und Taiwan mit militärischer Intervention bedroht. "Diese harte, autoritäre Wende hat Auswirkungen auf Deutschland."
Vergleich mit Goethe-Institut hinkt
Die Konfuzius-Institute würden zwar häufig mit den Goethe-Instituten verglichen, sagt Fulda. "Aber dieser Vergleich hinkt." Die KIs existierten in Deutschland aufgrund von Kooperationsabkommen mit deutschen Universitäten. Die chinesische Seite stelle Finanzmittel, Lehrmaterial und Personal bereit, die deutschen Universitäten in der Regel die Räumlichkeiten. Rechtlich sei das in einer Vereinsstruktur organisiert mit einer deutsch-chinesischen Doppelspitze.
Durch diese Art der Zusammenarbeit mit den Universitäten komme es auch in Deutschland zu einer "Aushöhlung der Wissenschaftsfreiheit", kritisiert Fulda.