Mit Schweineherzen in die Zukunft
Die Fortschritte in der Herzmedizin sind beeindruckend. Der Herzchirurg Axel Haverich spricht über die Perspektiven seines Fachgebiets und den Erfolg mit gezüchteten Herzklappen.
Vor 30 Jahren wurde in Europa zum ersten Mal ein Kunstherz eingesetzt. Der Patient überlebte diesen Eingriff in Schweden ein halbes Jahr. Seither haben sich die Möglichkeiten der Herzchirurgie rasant fortentwickelt, wie der Direktor der Herzklinik an der Medizinischen Hochschule Hannover, Axel Haverich, im Deutschlandradio Kultur schildert.
Vorteile von Spenderherzen
"Die sehen heute ganz anders aus und wir sind auch nicht mehr die einzigen, die das machen", sagte Haverich über das Einsetzen von Kunstherzen. Seine Klinik setze jedes Jahr etwa hundert Kunstherzen ein und bundesweit seien es rund tausend solche Operationen. Dennoch sei ein echtes Spenderherz immer noch besser. "Die Patienten mit einer Kunstherzimplantation haben vergleichbar sehr viel mehr Schwierigkeiten im Verlauf als solche mit einer Herztransplantation", sagt der Professor. Die Abstoßungstendenzen habe die Medizin inzwischen ganz gut im Griff.
Gezüchtete Herzklappen wachsen mit
"Es ist ja eine tolle Entwicklung, dass die Leute nicht mehr wie vor 150 Jahren nur 40 Jahre alt werden, sondern 80 Jahre alt werden", sagt Haverich. Spenderherzen und Kunstherzen würden ja inzwischen auch zunehmend in höherem Alter verpflanzt, deshalb würden auch mehr Organe benötigt. Die Verpflanzung von Schweine-Herzen sehe er allerdings nicht in den nächsten zehn Jahren, obwohl dort bereits geforscht werde. Vielversprechender seien transgene Schweine, bei denen das Erbgut vermenschlicht sei und bei Affenversuchen bereits gute Ergebnisse erzielt würden. Zu den schönsten Entwicklungen seines Fachgebiets zählt der Professor die Erfahrungen mit gezüchteten Herzklappen, die Kindern eingepflanzt werden und sogar mitwachsen.
In Zukunft würden die künstlichen Herzen und Herzklappen immer kleiner werden, erwartet Haverich. In der Herzchirurgie entstehe ein neues Feld, bei dem der Arzt dem Patienten das kranke Herz entnehme, außerhalb des Körpers repariere und dann wieder einsetze.