Chloé und der Seerosentod

Von Renate Maurer · 23.06.2009
Er war der große Junge mit der Trompete und das gefeierte Multitalent in Saint-Germain-des-Près der Nachkriegszeit, das mit 39 Jahren starb, Ingenieur, Jazzmusiker, Schriftsteller, Chansonsänger und noch vieles mehr: Boris Vian. Mit seinen Romanen erlebte er allerdings nur Enttäuschungen.
Sein Liebesroman "Der Schaum der Tage" (1946), ein Werk voller bizarrer Einfälle und surrealer schwarzer Poesie verfehlte durch Intrigen den "Prix de la Pléiade" und fand kaum Leser. Stattdessen wurde er als Skandalautor eines wüsten Sexkrimis im amerikanischen Stil berühmt: "Ich werde auf eure Gräber spucken" (1946). Die Parodie, mit der er den Literaturbetrieb narrte, zog einen Mord und Prozess nach sich. Damit war Vian auch als Autor seiner weiteren ernsthaften Romane erledigt. Erst nach seinem Tod 1959 stieg er zum Kultautor der jungen Franzosen auf.

In Frankreich ist Boris Vian nach wie vor ein besonders bei jungen Lesern geschätzter Autor. Sein absurd-grotesker Witz und sein Stil leben in den Büchern der jüngeren Schriftstellergeneration weiter. Die junge Autorin Chloé Delaume hat ihr Pseudonym nach der Protagonistin von "Der Schaum der Tage" gewählt und fühlt sich Vian vor allem durch seinen Tod verbunden.

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