Cholesterin - Retter in der Not
Es mehren sich Studien, die zeigen, dass Cholesterin für die Gesundheit durchaus sein gutes haben kann. Beispielsweise schützt Cholesterin vor Helicobacter-Infektionen. Helicobacter ist ein Bazillus, das Magengeschwüre verursacht und im dringenden Verdacht steht auch Magenkrebs auszulösen. Das hat eine Forschergruppe vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie herausgefunden.
Eigentlich sollte man ja das Gegenteil erwarten. Genau davon war auch der Forschungsleiter, Professor Thomas Meyer, ausgegangen. Aber das Gegenteil trat ein. Eine cholesterinarme Ernährung schützte den Helicobacter im Magen vor der körpereigenen Abwehr. Eine cholesterinreiche Kost hingegen senkte die Keimbelastung drastisch.
Wie kann das sein? Cholesterin gilt doch als Risikofaktor? Das schon. Aber Cholesterin schützt auch vor Infektionen. Das ist eine zentrale Funktion des Stoffes. Aus diesem Grunde werden Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie nie krank. Als es noch keine Antibiotika gab, lebten diese Menschen sogar länger als Personen mit "normalen" Cholesterinspiegeln, weil damals Infektionskrankheiten eine wichtige Todesursache waren.
Gibt es noch andere Aufgaben von Cholesterin? Jede Menge. Derzeit wird gerade in der Fachpresse die Gabe von Cholesterin an schwangere Frauen diskutiert, die im Übermaß dem Alkohol zusprechen. Cholesterin verhindert das fetale Alkoholsyndrom, eine gar nicht so seltene Missbildung. Es zeigen sich je nach Schwere Wachstumsstörungen, eine verzögerte geistige Entwicklung, und Veränderungen in Gesicht, Schädel und am Herzen. Nun hat man – und zwar im Tierversuch - herausgefunden, dass der Alkohol den Cholesterinstoffwechsel des Embryos stört und diese Störung die Ursache der Missbildungen ist. Verfüttert man an alkoholisierte Versuchstiere Cholesterin, dann bleiben die Missbildungen aus. Die jährlichen Kosten für die Betreuung der betroffenen Kinder werden in den USA teilweise mit einer Milliarde Dollar und mehr beziffert. Insofern hätte man ein spottbilliges Mittel diese Kinder vor schweren körperlichen und geistigen Behinderungen zu schützen.
Das Ergebnis kommt nicht überraschend. Seit langem ist bekannt, dass Cholesterinmangel zu Missbildungen führt und dass eine ausreichende Cholesterinversorgung auch vor Stoffen schützt, die neurotoxisch wirken. Zwar stellt der Körper selbst das nötige Cholesterin her, aber neugeborenen Säugetieren fehlt offenbar diese Fähigkeit. Das erklärt auch, warum Muttermilch ziemlich hohe Cholesteringehalte aufweist.
Die meisten Menschen wären froh, wenn sie weniger Cholesterin im Körper hätten. Weil ihnen keiner verrät, dass Cholesterin nach Wasser der wichtigste Bestandteil des Nervengewebes und des Gehirns ist. Mit sinkenden Cholesterinspiegeln lassen die intellektuellen Fähigkeiten nach. Es zeigte sich, dass ältere Menschen mit erhöhten Blutfetten wortgewandter und aufmerksamer sind, und sich auch besser konzentrieren können. Die intellektuellen Fähigkeiten leiden bei "wünschenswerten" Blutfetten stark. Das Ergebnis der Studie war signifikant, der Zusammenhang linear.
Und was ist das für eine dubiose Studie? Die berühmte Framinghamstudie, die stets als Kardinalbeweis für die Schädlichkeit des Cholesterins zitiert wird. Aber keine Sorge, die meisten Medien weigern sich standhaft ihrem Publikum solche Ergebnisse mitzuteilen, weil es die Zuschauer ja nur "verunsichern" würde.
Die Verunsicherung ergreift wohl langsam auch die Kardiologen. Soeben erschien eine Studie von Bostoner Herzspezialisten, die mit Verblüffung erkennen mussten, dass bei einer deutlichen Senkung des Cholesterinspiegels das Krebsrisiko ansteigt.
Aber was besagt schon eine Studie angesichts der Fülle an Daten, die das Cholesterin als Risikofaktor belasten? Na ja, es waren schon 13 Studien, die hier ausgewertet wurden. Alle galten dem Nutzen der Statine, einer sehr populären Gruppe von Cholesterinsenkenden Medikamenten. Und nun zeigte sich in der Zusammenschau, dass bei einer erfolgreichen Senkung die Krebsrate anstieg. Angeblich hat das alles nichts mit dem Cholesterin zu tun, aber es gibt eine ganze Latte von Untersuchungen, die nicht nur bei anderen Cholesterinsenkenden Maßnahmen sowie bei niedrigen Cholesterinspiegeln eine erhöhte Krebsrate fanden.
Fazit: Manchmal leiden die Menschen mehr und länger unter ihrer Angst vor Krankheiten als an den Krankheiten selbst. Die Angst vor dem Cholesterin ist etwa so sinnvoll wie die Angst vor dem eigenen Herzen oder Hirn.
Literatur
Elias PK et al: Serum cholesterol and cognitive performance in the Framingham heart study. Psychosomatic Medicine 2005; 67: 24-30
Wunder C et al: Cholesterol glucosilation promotes immune evasion by Helicobacter pylori. Nature Medicine 2006; 12: 1030-1038
Alsheikh-Ali A et al: Effect of the magnitude of lipid lowering on the risk of elevated liver enzymes, thabdomyoloysis, and cancer. Journal of the American College of Cardiology 2007; 50: 409-418
Li YX et al: Fetal alcohol exposure impairs hedgehog cholesterol modification and signaling. Laboratory Investigation 2007; 87: 231-240
Ravnskov U: Mythos Cholesterin. Hirzel Verlag, Stuttgart 2004
Wie kann das sein? Cholesterin gilt doch als Risikofaktor? Das schon. Aber Cholesterin schützt auch vor Infektionen. Das ist eine zentrale Funktion des Stoffes. Aus diesem Grunde werden Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie nie krank. Als es noch keine Antibiotika gab, lebten diese Menschen sogar länger als Personen mit "normalen" Cholesterinspiegeln, weil damals Infektionskrankheiten eine wichtige Todesursache waren.
Gibt es noch andere Aufgaben von Cholesterin? Jede Menge. Derzeit wird gerade in der Fachpresse die Gabe von Cholesterin an schwangere Frauen diskutiert, die im Übermaß dem Alkohol zusprechen. Cholesterin verhindert das fetale Alkoholsyndrom, eine gar nicht so seltene Missbildung. Es zeigen sich je nach Schwere Wachstumsstörungen, eine verzögerte geistige Entwicklung, und Veränderungen in Gesicht, Schädel und am Herzen. Nun hat man – und zwar im Tierversuch - herausgefunden, dass der Alkohol den Cholesterinstoffwechsel des Embryos stört und diese Störung die Ursache der Missbildungen ist. Verfüttert man an alkoholisierte Versuchstiere Cholesterin, dann bleiben die Missbildungen aus. Die jährlichen Kosten für die Betreuung der betroffenen Kinder werden in den USA teilweise mit einer Milliarde Dollar und mehr beziffert. Insofern hätte man ein spottbilliges Mittel diese Kinder vor schweren körperlichen und geistigen Behinderungen zu schützen.
Das Ergebnis kommt nicht überraschend. Seit langem ist bekannt, dass Cholesterinmangel zu Missbildungen führt und dass eine ausreichende Cholesterinversorgung auch vor Stoffen schützt, die neurotoxisch wirken. Zwar stellt der Körper selbst das nötige Cholesterin her, aber neugeborenen Säugetieren fehlt offenbar diese Fähigkeit. Das erklärt auch, warum Muttermilch ziemlich hohe Cholesteringehalte aufweist.
Die meisten Menschen wären froh, wenn sie weniger Cholesterin im Körper hätten. Weil ihnen keiner verrät, dass Cholesterin nach Wasser der wichtigste Bestandteil des Nervengewebes und des Gehirns ist. Mit sinkenden Cholesterinspiegeln lassen die intellektuellen Fähigkeiten nach. Es zeigte sich, dass ältere Menschen mit erhöhten Blutfetten wortgewandter und aufmerksamer sind, und sich auch besser konzentrieren können. Die intellektuellen Fähigkeiten leiden bei "wünschenswerten" Blutfetten stark. Das Ergebnis der Studie war signifikant, der Zusammenhang linear.
Und was ist das für eine dubiose Studie? Die berühmte Framinghamstudie, die stets als Kardinalbeweis für die Schädlichkeit des Cholesterins zitiert wird. Aber keine Sorge, die meisten Medien weigern sich standhaft ihrem Publikum solche Ergebnisse mitzuteilen, weil es die Zuschauer ja nur "verunsichern" würde.
Die Verunsicherung ergreift wohl langsam auch die Kardiologen. Soeben erschien eine Studie von Bostoner Herzspezialisten, die mit Verblüffung erkennen mussten, dass bei einer deutlichen Senkung des Cholesterinspiegels das Krebsrisiko ansteigt.
Aber was besagt schon eine Studie angesichts der Fülle an Daten, die das Cholesterin als Risikofaktor belasten? Na ja, es waren schon 13 Studien, die hier ausgewertet wurden. Alle galten dem Nutzen der Statine, einer sehr populären Gruppe von Cholesterinsenkenden Medikamenten. Und nun zeigte sich in der Zusammenschau, dass bei einer erfolgreichen Senkung die Krebsrate anstieg. Angeblich hat das alles nichts mit dem Cholesterin zu tun, aber es gibt eine ganze Latte von Untersuchungen, die nicht nur bei anderen Cholesterinsenkenden Maßnahmen sowie bei niedrigen Cholesterinspiegeln eine erhöhte Krebsrate fanden.
Fazit: Manchmal leiden die Menschen mehr und länger unter ihrer Angst vor Krankheiten als an den Krankheiten selbst. Die Angst vor dem Cholesterin ist etwa so sinnvoll wie die Angst vor dem eigenen Herzen oder Hirn.
Literatur
Elias PK et al: Serum cholesterol and cognitive performance in the Framingham heart study. Psychosomatic Medicine 2005; 67: 24-30
Wunder C et al: Cholesterol glucosilation promotes immune evasion by Helicobacter pylori. Nature Medicine 2006; 12: 1030-1038
Alsheikh-Ali A et al: Effect of the magnitude of lipid lowering on the risk of elevated liver enzymes, thabdomyoloysis, and cancer. Journal of the American College of Cardiology 2007; 50: 409-418
Li YX et al: Fetal alcohol exposure impairs hedgehog cholesterol modification and signaling. Laboratory Investigation 2007; 87: 231-240
Ravnskov U: Mythos Cholesterin. Hirzel Verlag, Stuttgart 2004