Cineasten mit schöner Stimme
Nicht nur bei der Berlinale stehen Filme im Mittelpunkt. Der Kölner Filmhaus-Chor bringt bekannte Melodien aus Film und Fernsehen auf die Bühne, darunter Lieder aus Titanic, Ghostbusters und Herr der Ringe.
Jubel und Beifall im Kölner Brunosaal. Gut 300 Zuschauer belohnen den Filmhaus-Chor für ein ergreifendes Konzert. Mehrmals kommt das Ensemble nach vorne, um sich zu verbeugen. Sieben Stunden zuvor ist der Saal noch leer. Chorleiter Guido Preuß begrüßt ab 16 Uhr die ersten Sängerinnen und Sänger.
"So, hallöchen. Einen kurzen Moment Ruhe bitte. Ich möchte nochmal für alle, dass wir die Lieder machen, die wir am Mittwoch nicht gemacht haben und auch noch ein paar Korrekturen."
Der Filmhaus-Chor wurde 2009 ins Leben gerufen. Sein Repertoire besteht allein aus Liedern und Melodien, die aus Film und Fernsehen bekannt sind. Eine Idee, die dem Chor bei seiner Gründung reißenden Zulauf bescherte. Offenbar traf der gelernte Pianist Guido Preuß damit einen Nerv.
"Filme sind Weltbild prägend heutzutage, finde ich. Und dass ist auch tatsächlich einer der Gründe, warum Filmmusik in meinen Augen so wichtig ist für viele. "
Sieben Programme hat der Filmhaus-Chor bereits auf die Beine gestellt. An diesem Abend präsentiert er ein Best-of der letzten Jahre, Stücke, mit denen der Chor schon lange vertraut ist. Trotzdem herrscht eine leichte Anspannung vor dem Auftritt.
"Da bin ich echt ein bisschen sauer, muss ich sagen, dass hier nie gezählt wird. Ich hab diese Stelle – Hallo, ich rede mit euch! – diese Stelle hundertmal geübt. Es ist vollkommen unklar, wie lang dieser Takt ist."
Mitmoderatorin Julia Grünewald kennt den Chor seit seinem allerersten Zusammentreffen. Sie weiß, dass ihr Chorleiter auf den Proben oft ganz verschiedene Seiten anschlägt.
"Von väterlich über extrem lustig und extrem insistent. Wenn's auf die Konzerte zugeht, wird’s auch schon mal unlustig, weil so eine Masse an 40 Leuten neigt eben auch zum Chaos. Ist auch ein Grund, warum man im Chor ist, weil es so schön albern ist."
"Ihr könnt jetzt schminken, ihr habt Pause, aber haltet euch auf Ansage bereit, falls irgendwas geklärt werden muss!"
Die Gruppe verteilt sich. Einige tragen ihre Sachen aus dem Zuschauerraum hinter die Bühne, andere machen Raucherpause. Marion Ammelung ist ebenfalls Gründungsmitglied des Chores. Bevor sie in der Garderobe verschwindet, erinnert sie sich an all die kleinen und großen Auftritte, die sie mit dem Filmhaus-Chor schon erlebt hat.
Gewachsene Ansprüche
"Vor Kurzem haben wir auf einer Hochzeit gesungen und das Brautpaar hatte Tränen in den Augen, auch die Gäste hatten Tränen in den Augen – das ist so berührend! Das macht total viel Spaß, und es berührt einen auch selber sehr."
Für die 57-jährige Sopranistin war der Filmmusikchor ein Glücksfall.
"Das war für mich also was ganz Tolles, weil ich liebe Filme, ich geh ganz ganz viel ins Kino, schon ewig, und von daher war das für mich der Chor."
Anders ergeht es der jungen Sandra Janz. Sie hat keine besondere Filmverbundenheit, ist aber trotzdem seit der zweiten Probe festes Mitglied im Ensemble.
"Ich muss ehrlich sagen, dass ich die wenigsten Filme kenne, aus denen wir gerade Lieder singen. Von daher kann man jetzt nicht sagen, dass ich besonders filmaffin bin. Aber ich find die Lieder natürlich toll, weil die kennt man ja dann doch wieder. Und das fand ich ganz spannend, dass man sich auch mal an Stücke ranwagt, die vielleicht noch gar kein Chor gesungen hat, weil die Stücke gar nicht für einen Chor geschrieben wurden, sondern für ein Orchester zum Beispiel."
Die erste Hälfte ist geschafft. In der Pause knubbeln sich die Sängerinnen und Sänger in der Garderobe. Manche sind verunsichert, weil sie von der Bühne her kaum mitbekommen, wie sehr das Publikum mitgeht. Guido Preuß ermuntert, will aber, dass der Chor auch in der zweiten Hälfte noch die Spannung hält.
"Bei Axel F achtet bitte darauf, dass das sehr präzise bleibt, und bei diesem 'Hömma Mama', dieser Mittelteil, dass das wirklich piano beginnt."
Mit der Zeit sind auch die Ansprüche gewachsen. Sandra Janz und Johanna Meereboer haben in den letzten Jahren erlebt, wie sehr der Chor sich gewandelt hat.
"Von der Stammbesetzung sind vielleicht jetzt noch 15 Leute da oder sowas. – Vor allem hab ich den Eindruck, wir sind viel professioneller geworden insgesamt. Also disziplinierter. Der Drill steigt auch."
Die zweite Hälfte läuft noch besser als die erste. Am Ende spendet das Publikum stehend Ovationen und entlässt den Filmhaus-Chor in seine wohlverdiente After-Show Party.
"Es gibt immer so ein kollektives Empfinden nach einem Konzert."
Beschreibt Tenor Frederik Jung die Stimmung am Schluss im Ensemble.
"Wenn im Prinzip jeder für sich im Chor weiß: Ja, das war gut. Und das hat geklappt, und das hatte Ausstrahlung. Das Publikum ist mitgegangen. Und das sind so diese besonderen Momente. Wenn man weiß, die Arbeit hat sich auch einfach gelohnt."
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