Leichtigkeit für die Deutschen
Es ist ein kleines Ensemble für Laien mit Anspruch - und eine feste Größe in der Münchner Musikszene: der Chor "Catchatune". Die Brasilianerin Lilian Zamorana leitet insgesamt drei Chöre. Vor allem versucht sie, Leichtigkeit zu vermitteln - damit es groovt.
Lilian Zamorana: "Unser Name ist eine kleine Abwandlung des englischen Wortes für Ohrwurm, 'catch a tune', eine gängige Melodie, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt - und so geht es uns regelmäßig nach unsere Proben."
Ein Geburtstagsfest steht am Anfang von Catchatune. 2006. Geplant war eigentlich nur eine einmalige Gesangseinlage unter der Leitung von Lilian Zamorana. Heute ist Catchatune eine feste Größe in der vielfältigen Münchner Chorszene. Probe ist immer freitags in einer Remise in einem ruhigen Hinterhof in Haidhausen, der Blick durchs Fenster geht ins Grüne.
Frau: "Wir singen viel Jazz und Bossa Nova. Mit einer brasilianischen Chorleiterin ist das natürlich das Top, was man erwarten kann."
Mann: "Versprüht eigentlich immer gute Laune und animiert die Leute schön. Und trotzdem ist es ein gutes Arbeiten, kein Spaßchor, sondern schon mit einem Anspruch."
Die Gruppe ist relativ klein, zwischen 13 und 15 Sängerinnen und Sänger sind dabei.
Frau: "Und sonst ist es ein Chor, in dem man einfach eine Herausforderung findet, weil der nicht so groß ist, und die eigene Stimme viel mehr Bedeutung kriegt, als wenn man jetzt mit 40 Leuten zusammen singt, da kann man sich immer noch mal verstecken. Und das war genau das, was ich gesucht habe."
Frau: "Wir sind alle recht, ich sag mal solistisch, können alle ein Solostück singen. Ich glaube, das ist auch recht besonders, gibt's auch wenig. Sonst gibt's immer einzelne Leute, die so rausstechen, aber bei uns können alle sehr gut singen, ist einfach ein netter Kreis, und macht einfach Spass."
Frau: "Ich bin seit einem Jahr dabei und ich habe es noch nicht bereut, es ist wirklich toll hier!"
"Das muss grooven und beweglich sein"
Lilian Zamorano ist in Brasilien aufgewachsen, in ihrer Familie gehörte Musik zum Alltag:
"Ich und meine Geschwister, wir haben alle Klavier gelernt und ich habe viel Musik mit meinem Vater gemacht. Mein Papa war ein toller Musiker, hobbymäßig, und hat eine Gruppe gehabt. Sie haben viel bei uns geprobt. Und ich habe immer viel mit meinem Vater gemacht, entweder ich am Klavier, er an der Gitarre oder er mit Gitarre und ich habe gesungen. Das war ein schöner Kontakt und sehr eng, mit mir besonders, der Kleinen. Wir haben viel zusammen musiziert."
Als Jugendliche singt sie im Chor und entscheidet sich, Musik zu studieren. Sie spielt Geige und Klavier, doch schon während des Studiums weiß sie, dass sie das gemeinsame Singen zu ihrem Beruf machen möchte. In München, wo sie seit rund 15 Jahren lebt, leitet sie inzwischen drei Chöre, einen, der nur brasilianische Stücke singt, einen, der nicht so viel Wert aufs Auftreten legt, und eben Catchatune, das kleine Ensemble, für Laien mit Anspruch. Bei ihrer Arbeit geht es Lilian Zamorano vor allem darum, Leichtigkeit zu vermitteln:
"Was ich hier erarbeiten muss mit den Deutschen, ist diese Leichtigkeit. Und dass die dunklen Vokale ein bisschen heller werden, für Pop, für Jazz und auch für brasilianische Musik. Weil ohne diese Leichtigkeit kommt der Rhythmus nicht. Und was ich will mit meiner Arbeit, ist besonders Rhythmus und Harmonien, und das muss grooven und beweglich sein."
Bei den Proben mit ihren Chören gehört eines deswegen immer dazu: Body Percussion.
"Body Percussion ist, dass man den Körper als Instrument benutzt, zum Beispiel hier die Brust ist wie eine tiefe Trommel (klopft sich auf die Brust); oder der dass man auch Mundpercussion benutzt, als 16-tel Note, Bauch und Beine und die Backe (klopft sich auf die Wange)."
Letztlich geht es um die Ohrwürmer
Bei Auftritten wird Catchatune von einem Jazzpianisten begleitet – und die Sängerinnen und Sänger bewegen sich auf der Bühne, nach einer einstudierten Choreografie.
Frau: "Wir machen teilweise Schritte, wir teilen die Gruppe auf der Bühne, die sich dann mal dreht an einer Stelle, einfach um das Ganze anschaulicher unterhaltsamer zu machen für das Publikum. Das hat sich auch im Laufe der Zeit immer mehr entwickelt, dass wir besser auf der Bühne werden, mit allem, mit Kleidung, Choreografie, dass es wirklich ein rundes Konzert wird, daran arbeiten wir inzwischen sehr."
Aber letztlich geht es natürlich vor allem um den Gesang, um die Ohrwürmer, die einen noch lange begleiten. Und um den Weg, den man gemeinsam geht.