360 Kirchen voller Musik
Seit Jahrhunderten entstehen geistliche Chorwerke in der kleinen Inselrepublik Malta, die in den Kirchen zu hören sind. Aber auch die volkstümliche Tradition „Ghana“ ist noch lebendig. Ein Porträt der aktiven Gesangsszene vor Ort.
Werke für Gesangsensembles untermauern die interkulturelle Geschichte Maltas mit ihrer katholischen Tradition. Laut Statistik gehören knapp 90 Prozent der Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche, in der der Chor eine wichtige Rolle spielt. Aber nicht nur in Gottesdiensten wird regelmäßig gesungen. Auch in Konzerten und auf Festivals wird das Repertoire für Chöre gepflegt. Auch die Veröffentlichungen auf CDS lassen die internationale Anerkennung und Achtung vor der unverkennbar maltesischen Art des Chorlebens wachsen.
Alte Schätze
Unter der Leitung von Monsignore Azzopardi, maltesischer Priester und Domkanoniker, begann 1973 die Digitalisierung von Büchern und Musikmanuskripten aus der Zeit zwischen dem 11. und 20. Jahrhundert. Unzählige Werke liegen sortiert und archiviert auf Malta und warten darauf, in die Hände von Menschen zu gelangen, die sie zum Klingen bringen.
Er sagt: "Wenn es um maltesische Komponisten geht, da sind die ältesten Partituren aus der Zeit Mitte oder Ende des 17. Jahrhunderts und da haben wir ein sehr ergiebiges Repertoire an Partituren des ersten namhaften maltesischen Komponisten: Giuseppe Bolzano." Und das ist nicht der einzige Komponist, der auf Malta bekannt ist.
Lebendige Tradition
Maltas Internationales Chorfestival bringt Chöre aus aller Welt auf die Insel. Neben dem Wettbewerb werden auch Konzerte angeboten. Zudem wird jedes Jury Mitglied verpflichtet, auch einen Workshop während der vier Tage anzubieten. So können sich große und kleine, mehr oder weniger professionalisierte Chöre begegnen.
Einbindung des Volkstümlichen
In die Gesangsszene gehört auch die alte Tradition "Għana" dazu. Zu diesem maltesischen Kulturgut gibt es eine tradierte Besetzung: zwei Gitarren und zwei Sänger, bisweilen auch mal eine Sängerin. Es gibt verschiedne Arten Għana zu singen. Zum Beispiel aus dem Stegreif formulierte Strophen zu beliebigen Themen werden "Għanaspirtu pront" genannt; in "Għana Tal fad" werden wichtige Begebenheiten aus der Historie Maltas erzählt. Mit der immer lebendiger werdenden Gesangsszene wird diese Tradition hoffentlich nicht ganz verschwinden. Zum Bespiel nahm Elton Zarb diese Tradition auf, als er seine gigantische Chor-Sinfonie für die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres 2018 in Valletta komponierte.