Die Katastrophe wird zur Chance
Im Februar 2011 wird Christchurch in Neuseeland durch ein Erdbeben weitgehend zerstört. Doch das neue Christchurch soll nicht wie vor dem Beben aussehen, sondern die lebenswerteste Stadt der Welt werden.
"The City of Cranes", die Stadt der Baukräne - Das ist für Jenny das Zentrum von Christchurch heute, fast fünf Jahre nach dem Erdbeben vom Februar 2011. Damals arbeitete die 55-Jährige in der Jugendherberge im Stadtzentrum. Seit dem Beben ist das 35-Betten-Haus unbewohnbar. Wie nahezu jedes Geschäft und Parkhaus, jedes Büro, jedes Hotel und Restaurant, jede Bankfiliale, jede Werkstatt sowie Bus- und Bahnstationen.
50.000 Beschäftigte mussten sich einen neuen Job suchen. Ihre alten Arbeitsstätten waren von Metallzäunen umgeben, daran Schilder mit der Aufschrift "red zone", Sperrgebiet. Das rund einen Quadratkilometer große Gebiet war durch Militär hermetisch abgeriegelt. Nur in Polizeibegleitung konnten sich Anwohner ihrer privaten Dokumente und Geschäftsleute die Geldsafes und Computer aus den einsturzgefährdeten Gebäuden holen.
Jenny arbeitet inzwischen als Busfahrerin. Heute ist sie unterwegs auf der Linie zwischen Flughafen und Zentrum - vorbei an Vorort-Villen, Schulgebäuden und Sportanlagen, an einem kleinem Einkaufszentrum und einer Kirche, deren Fassade mit mächtigen Eisenträgern vor dem Umfallen gesichert ist. Gebäude solcher Art häufen sich je näher wir dem Stadtkern kommen.
"City of Cranes"
Dann - nach einer Brücke über den kleinen Fluss Avon - gibt es keine Häuser mehr, keine Alleebäume und auch keine Straßenlaternen. Man blickt über eine enorm weite Schotterfläche. Ein riesiger Abstellplatz für ein paar wenige Autos und Lastwagen.
"City of Cranes", wiederholt Busfahrerin Jenny. Am Horizont zeichnen sich die ersten Baukräne ab. Sie bringen unentwegt Stahlträger in Position. Monteure schrauben sie zu einem mächtigen Rahmenwerk zusammen. Schätzungsweise 35.000 Arbeiter und Ingenieure sind auf den Baustellen im einstigen Geschäftszentrum zugange. In die Höhe wachsen Kaufhäuser, Hotels und Büros.
Das Konstruktionsprinzip ist dem klassischen Container abgeschaut. Er ist stabil, auch wenn fünf, sechs dieser Großraumbehälter übereinander gestapelt sind. Dank Container ist die Einkaufsmeile "Cashel Street" wieder gefüllt mit Läden, Boutiquen, Banken und Cafés.
Die wegen Renovierungsarbeiten geschlossene Art Gallery stellt ebenfalls zeitgenössische Werke neuseeländischer Künstler in Containern aus. Der Multimedia-Künstler Phil Dadson gehört mit seiner Installation "Bodytok Quintet" zu den Ersten:
"Das besondere Werk erfüllt den Raum. Er ist speziell geschaffen für diese Installation insbesondere als Ausstellung außerhalb der Art Gallery, als Teil einer modular angelegten Präsentation. Viele solcher Objekte entstanden in Christchurch nach dem Erdbeben. Der Raum ist lichtdurchflutet, wir haben ihn ein bisschen abgedunkelt. So können die Besucher die Bilder auf den Bildschirmen perfekt betrachten."
Von der High Street - einst das architektonische Highlight im Centrum von Christchurch - mit Häuserfronten aus dem 19. Jahrhundert im viktorianischen Stil - ist heute nur noch wenig übrig geblieben. Container stehen als zweite Wand vor der einen oder anderen Hausfassade, damit sie nicht zusammen stürzen. Der Rest des Gebäudes oft abgerissen. Verschwunden aus dem Stadtbild im Zentrum Christchurchs - so wie alles drum herum am Dienstag, dem 22. Februar 2011, mittags, genau um 12:51 Uhr. Da versank die City in Schutt und Staub.
Annella Lommetz stand im Moment des Erdbebens an einem Kiosk neben ihrer Schule im Stadtteil Burnside. Die junge Frau aus Ostbelgien hatte sich die High School für ihre Zeit als Austauschschülerin gewählt.
"Das Schrecklichste, was ich mitbekommen habe"
"Es war alles so unecht. Man war zwar anwesend. Es fühlte sich aber unecht an. Alles wackelt. Die Straßenlaternen fingen an zu schaukeln. Ich habe die ganze Zeit geflucht. Freunde haben die ganze Zeit geschrien. Eine Freundin fing sofort an zu weinen. Wir sind dann zu einer Mauer gelaufen, haben uns dort hingehockt, versteckt irgendwie. Auf dem Weg sah man dann die Zerstörungen. Vor allem den ganzen Schlamm, der durch die gebrochenen Wasserrohre herauskam. Der war überall auf der Straße, auf den Bürgersteigen. Da waren teilweise Risse auf der Straße. Zerstörerisch waren auch die Autounfälle, die durch das Beben entstanden sind. Und dieser Krach überhaupt. Es war unheimlich laut. Es war so mit das Schrecklichste, was ich mitbekommen habe."
185 Menschen starben an diesem Tag in Christchurch. Tausende wurden verletzt, ein Drittel der Stadtbevölkerung obdachlos. Schülerin Annella und ihre Gastfamilie haben Freunde auf der Nordinsel, die Erdbebenopfer für einige Tage aufnehmen konnten. Annella empfindet noch heute die Evakuierung als eine Flucht. Nachbeben. Fahrt über aufgerissene Straßen zum Flughafen. Gedränge und Warten auf einen freien Platz zum Flug auf die Nordinsel. Das traumatische Erleben im Gepäck. Am Strand bei Auckland kommt Annella langsam zur Ruhe. Verarbeitet das Erlebte in ihrem Reiseblog.
"Ich habe dort fast jeden Tag am Strand verbracht. Konnte dort surfen und Tennis spielen. Das war alles so paradox: zu Hause ist alles kaputt, wir sind jetzt hier, es ist alles wunderschön. So ein bisschen wie in einer Blase hat man sich gefühlt, abgeschirmt von allem Bösen. Aber wichtig und gut zum Runterkommen, vor allem für meine kleinen Geschwister damals."
Nach zwei Wochen ging es für die belgische Austauschschülerin dann zurück auf die neuseeländische Südinsel - wieder nach Christchurch in das Holzhaus der Gastfamilie. Es war so gut wie unbeschädigt. Glück gehabt. Doch Nachbarn hatte es hart getroffen. So halfen die Gasteltern bei der Reparatur und fuhren Verletzte in die Klinik. Annella passte derweil auf die kleinen Geschwister auf.
"Der älteste war ungefähr 14 zu dem Zeitpunkt. Er ist losgezogen mit Freunden von ihm. Ich bin zu Hause geblieben. Ich konnte den Drang zu helfen und wir müssen uns alle zusammen schließen, nicht so richtig folgen, weil meine Gasteltern mir das ein stückweit verboten hatten, weil sie Angst hatten. Was ich eigentlich sehr schade finde. Weil das Gefühl, die ganzen Grenzen, die man sich so aufsetzt, zwischenmenschlich gesehen, nicht mehr wichtig sind nach solch einem Erlebnis, das man zusammen gehabt hat. Es ist schön, dann auch beim Aufbau zu helfen."
Kein Strom, kein Telefon, kein Wasser
Das Leben war eingeschränkt. 80.000 Menschen hatten in weiten Teilen Christchurchs tagelang, wochenlang kein Telefon und Strom, waren ohne sauberes Wasser und konnten ihre Toilette nicht benutzen. In weiten Teilen der Metropole war die Kanalisation über sechs Monate lang unterbrochen. Die Nachbarn halfen sich gegenseitig so gut es ging, bildeten Notgemeinschaften. Organisierten ihren Alltag neu. Mit Campingkocher, Wachskerzen, Wasserkanistern - und dem "long drop", dem selbst gezimmerten Plumpsklo im Garten.
"Die größte Herausforderung bestand darin die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen, sie mit Trinkwasser zu versorgen, die Abfälle und Abwässer zu entsorgen, und natürlich sich um die starken Zerstörungen an der Infrastruktur zu kümmern, Strom, Telefon, Straßen. Rund 50.000 Leute arbeiteten in der City. Es galt zu sichern, was sie in den zerstörten Gebäuden an Wertgegenständen zurücklassen mussten, die Maschinen, die Waren, das Geld in Safes und Automaten, Computer. Alles was sie brauchten, um in den Vororten ihre Geschäfte weiter betreiben zu können. Das hat ein paar Wochen gedauert. Dann hatten wir's geschafft."
Baden Ewart ist Planungschef der nationalen Behörde für den Wiederraufbau von Christchurch, kurz CERA. Christchurchs Stadtverwaltung hat sie mit ins Leben gerufen. Für den Wiederaufbau brauchte es eine übergeordnete Institution, unterstützt durch Wissenschaftler, Politiker, Wirtschaft und Finanzwelt. Für das in der Geschichte des Landes einmalige Wiederherstellungsprojekt hat die Regierung 2011 einen Finanzbedarf von 40 Milliarden Neuseeland-Dollar angesetzt - das sind umgerechnet 25 Milliarden Euro.
Die lebenswerteste Stadt der Welt
"Wenn man über die Stadt blickt, fallen sofort die vielen Kräne auf. Es entstehen da ganz neue Konstruktionen. Das sieht schön aus. Unser Prinzip ist sichere Häuser für die Menschen zu bauen, die darin arbeiten werden. Und da verbinden unsere Architekten und Ingenieure den Schutz der Nutzer mit einer neuen Ästhetik."
Ein halbes Jahr nach dem Beben - im August 2011 - finden erste öffentliche Anhörungen statt. Bewohner, Unternehmer, Architekten, Behördenvertreter und Investoren reden über den zu entwickelnden Masterplan. Ein Plan, der Christchurch zur lebenswertesten Stadt der Welt machen soll. Mit attraktivem Wohnumfeld, Räumen der Begegnung für eine städtischen Lebensgemeinschaft, Ideen stiftend für Handel und Gewerbe, naturverträglicher Verkehrs-Infrastruktur: Das heißt Fahrrad, Bus und Tram haben Vorrang vor dem Auto.
Ende Juli 2012 wurde "The Christchurch Central Recovery Plan" in der New Zealand Gazette veröffentlicht. Damit hat der Masterplan Gesetzescharakter.
Sein Titel ist Programm: "Eine lebenswerte Stadt". 2019 soll sie fertig sein. Um die Interessen der Betroffenen Eigentümer, Bewohner, Geschäftsleute unter einen Hut zu bekommen und Störungen im Ansatz zu erkennen, gibt es zweimal im Jahr einen Statusbericht. Darin wird auch der "wellbeing index" abgefragt, der Wohlfühlfaktor. Ein wichtiger Indikator für die Projektverantwortlichen.
"Geschlossene Schule, Arzt und Apotheke weggezogen aus dem Viertel, das stresst die Leute. Wenn wir nach dem Wohlbefinden fragen, bekommen wir heraus, wie wir Institutionen und Betroffene unterstützen können. Die Hinweise dazu kommen aus der Nachbarschaft, von lokalen Organisationen, Pflegediensten oder so. Zudem verfügen wir über sehr viele Daten zu Gesundheit, Lebensbedingungen, Beschäftigung der Menschen. Mit diesen Informationen wollen wir die optimale Hilfe anbieten können."
Bevor die großen Ziele umgesetzt werden, dürfen sich schon Stadtplaner und Architekten auf den freigeräumten Flächen in Christchurch austoben. So ließ der Japaner Shigeru Ban aus 24 Meter langen Karton-Röhren eine Kirche bauen. Das dreieckige Gotteshaus aus Pappe ist 21 Meter hoch und orientiert sich am Grundriss der hier 1850 errichteten Anglikanischen Kirche, die dem Apostel Johannes der Täufer gewidmet war. Das Erdbeben im Februar 2011 zerstörte dieses Gotteshaus derart, dass es abgerissen werden musste. Seit Sommer 2013 finden in diesem ungewöhnlichen Gebäude neben regelmäßigen Gottesdiensten auch Konzerte und Theateraufführungen statt. In der Kirche aus Pappe haben rund 700 Besucher Platz.
Die Gap-Filler - freie Ecken werden mit Leben gefüllt
"Unser Gemeinschaftsraum steht auf öffentlichem Grund. Wir haben hier verschiedene Bereiche, wo sich Leute treffen, sich Gruppen besprechen können oder einfach entspannen bei Spiel und Sport. Jeder kann diesen öffentlichen Raum für sich nutzen."
Rachael Welfare gehört heute zur Leitung der Gap-Filler-Initiative, die Menschen animiert die freien Ecken ihrer Stadt mit Leben zu füllen.
Rachael steht auf dem Gelände neben dem Rathaus und verteilt die anstehende Arbeit an die Freiwilligen, sagt ihnen wo Farbe und Pinsel stehen, denn an Schaukel und Tischen blättert der Lack ab. Zwischendurch beantwortet die junge Kulturwissenschaftlerin Fragen der Besucher und animiert sie zum Spiel auf der selbstgebastelten Minigolf-Anlage.
"Die Ursprungsidee der Gründer war der Stadt beim Wiederaufbau zu helfen, Schutt zu beseitigen, die Löcher zu zuschütten, die das Erdbeben gerissen hat. Sie haben aber schnell gesehen, dass sie in der Gemeinschaft das Konzept des Neubaus der Stadt mitgestalten könnten. Es entstand die Idee eine Stadt mit zu entwickeln, die neben Geschäft und Wohnen auch eine lebendige Lebenskultur ermöglicht. Mehr und mehr kommen die Menschen in die Innenstadt zurück, möchten dort auch was sehen und erleben, sich mit anderen austauschen. Wir bieten eine Plattform und sehen, dass sich die Ideen im Schneeballeffekt verbreiten. In den vergangenen fünf Jahren haben wir etwa 70 Projekte realisiert, unterstützen zum Beispiel Bürgerinitiativen und Künstler. Haben geholfen die Ideen mit Leben zu erfüllen."
In den vergangenen fünf Jahren sind die Gap-Filler vom Katastrophenhelfer zu einem Innovationstreiber geworden. Sie binden externen Sachverstand ein und sind Anlaufstelle für Fragen und Anregungen der Anwohner. Zu den zahlreichen Hochbeeten auf dem Gap-Filler-Gelände hat Rachael eine besondere Beziehung.
"Hier stehen unsere Pflanzbeete. Hier können die Leute Blumen und Gemüse pflanzen, können Pflanzen untereinander tauschen. Durch die Pflanzkisten kann das Ganze schnell und einfach geändert werden. So lässt sich ausprobieren, wie sich die Stadt 'grün' gestalten lässt."
Prinzip Teilen und Tauschen
Die Gap-Filler teilen die Vorstellung der Umweltgruppe Agropolis, einer weiteren Bürgerinitiative in Christchurch. Die Aktivisten glauben, dass das was die Menschen in der Stadt benötigen, auch die Stadt selbst produzieren kann. Selbstbewirtschaftete Stadtgärten sehen Agropolis-Verfechter als innovative Alternative zur Konsumgesellschaft. Durch soziale Stadtökologie haben z.B. auch traditionelle Handwerker in der Stadt wieder eine Aufgabe. Teilen und Tauschen gewinnen in der städtischen Nachbarschaft an Bedeutung, schaffen neue Lern- und Bildungschancen. Das urbane Gärtnern verbinde Produzenten und Konsumenten. Die nachhaltige Umgestaltung des urbanen Raums führe am Ende zur Ablösung der als unnötig empfundenen dualistischen Trennung von Natur und Stadt.
"Wir arbeiten eng mit der Stadtverwaltung zusammen und sorgen dafür, dass das, was die Leute hier erfahren und wofür sie sich einsetzen auch umgesetzt werden kann. Sie sollen sich nicht frustriert zurückziehen müssen. Wir haben einiges gemeinschaftlich aufgebaut. Wir denken, wir haben die richtigen Konzepte. Und glücklicherweise haben wir im Moment auch Politiker und einen Bürgermeister, die darauf achten, dass in diesem Wiederaufbauprozess die Bürger ausreichend berücksichtigt sind."
Diese Stellung erreichten die Stadtaktivisten vor allem durch ihre fantasievolle Kulturarbeit.
Partizipation ist Alltag
Die Gap-Filler unterstützen heimische Straßenkünstler, Fassadenmaler, bildende Künstler, Musiker, Schauspieler. Ihre Kunstobjekte stehen zwischen den Ruinen, überdimensionale Web-Arbeiten mit Grußbotschaften und Wunschzetteln. Schlaginstrumente, gefertigt aus Rohren, Altmetall, Feuerlöschern. Darauf spielen Erwachsene wie Kinder. Weil Bühnen in der City fehlen, errichteten die Gap-Filler eine alternative Open-Air-Arena aus Paletten, zeigten hier Filme, Shows und Konzerte.
So wie es vor dem Beben war, wird es wohl nicht wieder werden. Dazu hat sich die Einstellung merklich verändert. Die der unmittelbar betroffenen Bewohner wie auch die der Verwaltung, der Politik. Partizipation ist keine Theorie, Partizipation ist Alltag, wird praktiziert.
"Teile deine Ideen" ist das Schlagwort für die Bürgerbeteiligung. Über 100.000 Rückmeldungen bekam die Wiederaufbau-Anstalt CERA auf die Frage, wie Christchurch künftig aussehen soll. Die meisten wünschen sich eine naturverbunden Stadt mit viel Platz für Begegnungen und gemeinsamen Aktionen, auf Nachhaltigkeit angelegt und umweltfreundlicher Verkehr, keine Hochhäuser und - natürlich - erdbebensichere Gebäude.
CERA-Chefplaner Baden spürt in Christchurch eine Aufbruchsstimmung - mit viel Enthusiasmus, aufgeweckten Bewohnern, ideenreichen Politikern und tatkräftigen Unternehmen. Rückblickend sieht er aber auch, was besser hätte laufen können:
"Hätten wir damals gewusst was, wir heute wissen, hätten wir vielleicht schneller vor allem den Eigenheim-Besitzern helfen können, zum Beispiel mit den Versicherungen besser klar zu kommen. Wir haben ausnahmslos alle Häuser in der Speerzone als unbewohnbar erklärt. Später haben wir gesehen, dass manche nur wenig beschädigt waren. Die hätte man gut reparieren können. Dies differenzierter zu sehen, hätte vielleicht auch die Verhandlungen mit den Versicherungen beeinflusst. Da wurde manches unwirtschaftlich entschieden."
Noch hängen Streitigkeiten über Entschädigungszahlungen bei den Gerichten an. Noch wird unentwegt nach Investoren gesucht. Unverdrossen gebaut. Für das öffentliche Wohl springt die Wiederaufbau-Anstalt CERA über ihren eigenen Schatten.
"Für den Neubau einer Busstation gehen normalerweise von der Planung bis zur Fertigstellung drei bis vier Jahre ins Land. Wir brauchten aber einen zentralen Busbahnhof sehr viel schneller. Wir haben den Prozess komprimiert. Es gab einen Wettbewerb, die Ausschreibung und gleichzeitig die juristischen Absprachen. So konnten wir das Konstruktionssystem unabhängig vom späteren gestalterischen Zuschnitt vergeben. Der Stahlrahmen wurde in China vorfabriziert. Als das Grundgebäude stand, waren auch Fassaden, Dach und Innenraum-Ausstattung beauftragt. Damit war ein gewisses Risiko verbunden. Am Ende betrug die Bauzeit nur noch 18 Monate. Alles sieht super aus, das Dach wie ein Krokodil und alles hat gepasst."
So auch die Freizeitanlagen: Am Ufer des kleinen Flusses Avon ist ein Kinderspiel-Park entstanden, so groß wie drei Fußballfelder. Der Fluss selbst ist renaturiert, Pflanzen und Fische die nach dem Beben verschwunden waren, sind zurück. In traditionellen Staken-Booten können sich Bewohner und Gäste über den Avon schippern lassen. Vorbei an den Baustellen der Promenade. Das neue Christchurch wird wohl nicht mehr, wie es vor dem Beben war. Vielleicht besser. Die Chance ist da.