Christen im Nahen Osten

Angst und Gewalt, Flucht und Vertreibung

Irakische Christen ruhen sich nach ihrer Flucht aus der von IS-Terrormilizionären eroberten Stadt Karakosch im kurdischen Arbil aus.
Irakische Christen ruhen sich nach ihrer Flucht aus: IS-Milizionäre haben die Stadt Karakosch erobert © AFP PHOTO / SAFIN HAMED
Ado Greve im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke |
Christ zu sein ist in arabischen Ländern oft alles andere als einfach und manchmal auch sehr gefährlich. Allein im Libanon könnten Christen wirklich unbehelligt leben, berichtet Ado Greve von der überkonfessionellen Hilfsorganisation Open Doors.
Heute beschäftigt sich die Deutsche Bischofskonferenz auf einer Podiumsdiskussion mit der Zukunft der Christen im Nahen Osten. Die Überschrift heißt "Ende der religiösen Pluralität?" und zeigt bereits, dass es um diese Zukunft nicht wirklich gut bestellt ist.
Das berichtet auch Ado Greve. Im Irak lebten noch geschätzt rund 250.000 Christen, in Syrien rund 1 – 1,2 Millionen, sagte der Mitarbeiter der überkonfessionellen Hilfsorganisation Open Doors im Deutschlandradio Kultur. Damit hätten bereits rund 75 Prozent der irakischen Christen und 40 Prozent der syrischen ihrer Heimat den Rücken gekehrt – "aufgrund der enorm hohen Gewalt".
Im Irak gibt es seit zehn Jahren Bombenanschläge auf Kirchen
In beiden Ländern hätten die unterschiedlichen Glaubensrichtungen ursprünglich einmal harmonisch zusammengelebt, so Greve. Erst mit Beginn der Bürgerkriege habe die Gewalt begonnen, die überwiegend von islamistischen Gruppierungen ausgegangen sei. Im Irak gebe es nun seit rund zehn Jahren Bombenanschläge auf Kirchen und die gezielte Vertreibung von Christen aus ihren Häusern mit Waffengewalt.
Mahnwache für assyrische Christen in Berlin
Mahnwache für assyrische Christen in Berlin© picture alliance / dpa / Tim Brakemeier
Auch in Saudi-Arabien ist das Christentum laut Greve nicht willkommen – wer sich dort vom Islam abwende, müsse die Todesstrafe fürchten. Und selbst in der Türkei können Christen, die dort weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten, nicht sorgenlos leben: Dort müssten Pastoren zum Teil mit Polizeischutz zum Gottesdienst gebracht werden.
Bischofskonferenz: Angst um die syrischen Christen
Der Libanon ist hingegen ein Ort religiöser Toleranz. Trotz einer Überforderung durch 1,5 Millionen Flüchtlinge gebe es hier eine gegenseitige Akzeptanz der Religionen, so der Open Doors-Mitarbeiter. Die muslimische Bevölkerung sei zudem nicht so radikalisiert wie im Irak oder in Syrien.
Die Deutsche Bischofskonferenz bekräftigte in Berlin ihre Solidarität mit den syrischen Christen. Erzbischof Ludwig Schick erinnerte an die dramatische Situation im syrischen Bürgerkrieg. "Wie im Irak, so droht auch in Syrien der Krieg zum Auslöser für das Verschwinden des Christentums zu werden, das seit 2000 Jahren im Land lebt und es in beachtlichem Maß mitgeprägt hat", sagte er.
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