Christian Bommarius: Der Fürstentrust. Kaiser, Adel, Spekulanten
Behrenberg Verlag, 160 Seiten, 22 Euro
Eine Wirtschaftsgroteske aus dem Kaiserreich
Geradezu "irrwitzig" habe der Fürstentrust, eine Aktiengesellschaft, vor gut 100 Jahren am Markt agiert. Nur wenige AGs seien damals "so eindrucksvoll" gescheitert. Ähnlichkeiten mit heutigen Hedgefonds seien vorhanden, so Bommarius.
Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Gründerzeit ist vorbei, aber die Industrialisierung des Landes schreitet voran. "Das führte dazu, dass sich Hunderte von AGs gründeten und etliche davon scheiterten. Aber nicht jede AG so eindrucksvoll wie die AGs von den beiden Fürsten", sagte der Journalist und Autor Christian Bommarius im Deutschlandradio Kultur.
Sein Buch "Der Fürstentrust. Kaiser, Adel, Spekulanten" erzählt die Geschichte der "Handelsvereinigung AG", besser bekannt als der "Fürstentrust", die bis zu ihrem Zusammenbruch 1913 geradezu wahnwitzig am Markt agierte und einmal sogar fast einen Krieg auslöste.
"Im Kern war es eine Firma, wenn man so will, zweier sehr reicher deutscher Fürsten. Der eine war Christian Kraft Fürst zu Hohenlöhe-Öhringen", so Bommarius. "Der andere war Max Egon II. Fürst zu Fürstenberg, eigentlich aus Böhmen kommend, also aus Österreich-Ungarn." Beide gehörten zu den reichsten Menschen im Deutschen Reich, aber "die beiden fanden, reich sein reich nicht, superreich ist irgendwie sexier".
Wahllos Firmen aufgekauft
Die beiden gründeten die Handelsvereinigung AG: "Dieser Trust hat von Anfang an mit äußerster Rücksichtslosigkeit den Markt überfahren und ging wirklich jedes Risiko ein und nahm billigend in Kauf, dass es auch zwischenstaatliche Konfrontationen gab." Vor allem seien wahllos andere Firmen aufgekauft worden: "Zum Beispiel Reedereien, im Bergbau, Banken, also die Palästina-Bank gehörte dann irgendwann dem Fürstentrust."
Fürstentrust - so sei die Firma von Anfang in den Medien genannt worden. "Und es trifft es ja auch", sagte Bommarius. "In dieser Wortkombination wird ja auch deutlich, um was es sich handelt: Es ist ja so eine Art Hybrid. Einerseits feudale Fürsten und andererseits Kapitalismus, das sich hier so zusammenschraubt. Das war das, was die Fürsten wollten. Sie wollten als Feudalherren, die sie ja gar nicht mehr waren, sozusagen den Kapitalismus anweisen, seinen Anordnungen zu folgen. Das hat nicht ganz funktioniert."
Ähnlichkeiten zu heutigen Hedgefonds
Bommarius sieht durchaus Ähnlichkeiten mit heutigen Spekulanten und Hedgefonds - aber auch einige wesentliche Unterschiede: "Einer ist beispielsweise, dass die Fürsten vor allem ihr eigenes Geld eingesetzt haben. Hedgefonds-Manager setzen auch viel Geld ein, aber nicht ihr eigenes."