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Privater Gewinn dank öffentlicher Forschung
Forscher werden mit öffentlichen Mitteln gefördert. Die Wissenschaftsverlage, die die Ergebnisse dieser Arbeit veröffentlichen, verlangen horrende Preise von den Bibliotheken, die die Journals ihren Nutzern zugänglich machen. Ein Unding, findet der Kulturphilosoph Christian Demand.
Die Wissenschafts-Szene ist mitnichten ein langer ruhiger Fluss, beziehungsweise: unter der Oberfläche brodelt es. Die Berliner Universitäten haben ihre Abonnements der großen Wissenschaftsverlage Elsevier und Springer gekündigt. Diese bringen immerhin 40 Prozent aller wissenschaftlichen Veröffentlichungen weltweit heraus. Unser heutiger Gast, Kulturphilosoph Christian Demand wertet den Entschluss der Universitäten als "Showdown" mit den Verlagen und offene Revolte gegen ein ungerechtes System.
Worum geht es? Die Abos wissenschaftlicher Journale machen alleine 60 Prozent des Budgets der immer unterfinanzierten Unibibliotheken aus. Das dürfte auf die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken so zutreffen "Warum eigentlich dürfen Wissenschaftsverlage auf Kosten der Allgemeinheit verdienen?" fragt Demand und erläutert: Der mit öffentlichen Fördermitteln finanzierte Forscher schreibe einen Text über seine Forschungsergebnisse und veröffentliche diesen – nach Begutachtung durch Fachkollegen – in einem der renommierten Wissenschaftsjournale.
Einzelne Maßnahmen bewirken nichts
Weder der Forscher noch die Gutachter bekommen Geld dafür. Die Verlage jedoch verlangen von der Wissenschaftscommunity und von jedem anderen interessierten Leser Geld für den Zugang zum Journal oder zu einzelnen Artikeln. Und das nicht zu knapp. Ein mit Steuergeldern finanziertes Produkt – der Text – wird also von den Verlagen mit Gewinnmargen von bis zu 40 Prozent zurückverkauft. Demand:
Das Problem der an sich begrüßenswerten aktuellen Maßnahme der Berliner Unis und anderer Initiativen, wie etwa wissenschaftliche Texte nur noch als Open Access zu publizieren oder zumindest nach kurzer Zeit frei zugänglich ins Netz zu stellen, sei, "dass keine letztlich erfolgreich war. Es ist immer im Sande verlaufen – die Macht der Wissenschaftsverlage war immer größer als die der Universitäten und Institutionen. Und das weist für mich eindeutig darauf hin, dass man politische Unterstützung braucht und sie nicht nur rein institutionell funktionieren kann."
Für Demand leitet sich kurz vor der Bundestagswahl daraus die klare Forderung an die Politik ab sich einzumischen.