Christian Drosten und die "Bild"-Zeitung

"Der Versuch, einen Widerspruch zu inszenieren"

08:41 Minuten
Christian Drosten
Die "Bild"-Zeitung habe Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, mehrfach kritisch in den Blick genommen, sagt Wissenschaftsjournalist Franco Zotta. © picture alliance/dpa/Michael Kappeler
Franco Zotta im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Wie die "Bild"-Zeitung mit dem Virologen Christian Drosten umgegangen ist, sieht Wissenschaftsjournalist Franco Zotta kritisch. Er wirft der Zeitung handwerkliche Fehler und mangelnde Kenntnisse der Wissenschaft vor.
Mit ihrem Bericht zur einer Studie des Virologen Christian Drosten habe die "Bild"-Zeitung versucht, einen Widerspruch zu inszenieren, sagt Franco Zotta, Geschäftsführer der Wissenschaftspressekonferenz, des Verbands der Wissenschaftsjournalisten in Deutschland. Drosten und sein Team kommen darin zu dem Schluss, dass Kinder in Bezug auf das Coronavirus genauso ansteckend sein könnten wie Erwachsene. Die "Bild" behauptete daraufhin, dass es Kritik von anderen Forschern daran gebe und dies auch von Forschern aus den eigenen Reihen.
"Das ist eher eine Inszenierung als eine Ausgeburt guten journalistischen Handwerks", sagt Zotta. Er wirft dem Autor des Artikels "viele handwerkliche Fehler" vor. Dieser Redakteur sei offenbar nicht mit den Gepflogenheiten der Wissenschaft vertraut. "Dass Kritik geübt wird an einer Studie, ist in der Wissenschaft kein ungewöhnliches Vorgehen."

Grundaussage nicht angezweifelt

Allerdings sei es problematisch, deshalb nahezulegen, dass die Studie "grob irreführend" oder "falsch" sei, so Zotta. Im Falle von Drosten habe sich die Kritik von Wissenschaftlern an seiner Studie auf eine statistische Frage bezogen – die Grundaussage sei aber nicht angezweifelt worden.
"Man muss schon verstehen, was man da eigentlich gelesen hat, auf welcher Ebene die Kritik ansetzt, wie der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt funktioniert, um dann verstehen zu können: Handelt es sich um eine wirkliche Kontroverse zwischen zwei Wissenschaftlern um die Qualität einer Studie, oder ist es eine kollegiale Kritik, die sich im Prinzip um ein Detail einer Studie kümmert?"
Dass Drosten nicht auf die Anfrage der Boulevard-Zeitung antworten wollte, kann Zotta verstehen: "Die 'Bild'-Zeitung hat mehrfach versucht, Herrn Drosten kritisch in den Blick zu nehmen und hat dabei meistens nicht mit sauberen Mitteln gearbeitet."
(leg)
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