Christian Höppner zum Musikbetrieb

"Hier kommt ein GAU auf uns zu"

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Eine Richard Wagner Skulptur von Arno Breker vor dem Bayreuther Festspielhaus in Bayreuth,
Großveranstaltungen wie in Bayreuth sind unter Coronabedingungen unmöglich, sagt der Generalsekretär des Deutschen Musikrats, Christian Höppner. © Getty/Timm Schamberger
Moderation: Korbinian Frenzel |
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Angesichts einbrechender öffentlicher Haushalte fordert der Generalsekretär des Deutschen Musikrates einen festen Prozentsatz für Kulturausgaben. Und dass Kinder in der Schule wegen Corona nicht mehr singen dürfen, gehe "überhaupt gar nicht", sagt Höppner.
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, sieht wegen der Coronakrise "düstere Zeiten" auf die Kultur zukommen. Seine große Sorge sei, dass wir die Kulturfinanzierung "angesichts der dramatisch einbrechenden öffentlichen Haushalte überhaupt nicht in den Griff kriegen werden", sagt Höppner. "Hier läuft ein GAU auf uns zu."
Um ein Ausbluten der Kultur zu vermeiden, schlägt der Generalsekretär des Deutschen Musikrates vor, in den Haushalten der Länder und Kommunen für mindestens fünf Jahre einen Prozentsatz festzuschreiben, der für Kultur aufgewendet wird. Das sichere dem Kulturbereich zwar keinen finanziellen Status quo, aber es schütze ihn immerhin davor, dass dort zuerst "geräubert" wird. Denn dass im Kulturbereich gekürzt werde bis zur Unkenntlichkeit, habe man in anderen Krisen erlebt. "Da muss ein Riegel vorgeschoben werden."

"In Bayreuth wird überhaupt nichts stattfinden"

Was die Wiederaufnahme des Musikbetriebs angeht, sieht Höppner "gemischte Perspektiven". Im Gegensatz zu anfänglichen Horrornachrichten, etwa über einen notwendigen Abstand von zwölf Meter zwischen den Bläsern in einem Orchester, habe man jetzt eine bessere Wissensgrundlage: "Insofern bin ich ganz guter Dinge, dass wir über die erste Hürde rüberkommen."
Auf der anderen Seite sei klar, dass man sich einiges abschminken müsse. Großveranstaltungen wie die Bayreuther Festspiele etwa, aber nicht nur die:
"Alle großen Aufführungen, alle dicht besetzten großen Werke werden wir in geschlossenen Räumen so nicht fahren können. Das ist total bitter. Umso wichtiger ist die Perspektive, dass es wieder möglich sein wird und nicht nur der Wunsch und der Glaube daran."

Kindern das Singen verbieten - geht gar nicht

Dass gerade Chorsingen in geschlossenen Räumen "hochgefährlich" sei, räumt Höppner ein. Das habe man am Fall des Berliner Domchores gesehen, wo sich von 80 Mitgliedern mehr als 30 mit dem Coronavirus infiziert haben. Dennoch geht es seiner Ansicht nach zu weit, den Kindern in der Schule das Singen zu verbieten, wie es zum Beispiel derzeit an Berliner Schulen verlangt wird.
"Dass man Kindern praktisch verbieten will zu singen - das geht überhaupt gar nicht", sagt Höppner. "Man kann auch unter Coronabedingungen singen, aber man muss halt dann auf eine entsprechende Belüftungssituation achten."
(uko)

Christian Höppner, Jahrgang 1956, ist Cellist, Dirigent, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemaliger Präsident des Deutschen Kulturrates. Seit 1986 unterrichtet er Violoncello an der Universität der Künste in Berlin.

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