Das lange Warten auf ein Publikum
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Ein Kunstwerk ohne Betrachter sei keines, sagt der Regisseur Christian Petzold. Er freut sich deswegen, dass sein Film "Undine" nun endlich in die Kinos kommt und sein Publikum findet.
Auf der Berlinale 2020 lief "Undine" noch im Wettbewerb: Paula Beer wurde als beste Hauptdarstellerin mit dem silbernen Bären geehrt. Doch wegen Corona musste Regisseur Christian Petzold mehrere Monate warten, bis die Verfilmung des gleichnamigen Mythos nun ab 2. Juli in die Kinos kommt.
Abstandsregeln im Kino
Er sei sehr gerührt gewesen, wieder in ein Kino mit Publikum zu kommen, sagt Petzold über die ersten Voraufführungen vor dem offiziellen Start. "Durch die Abstandsregeln sieht das nicht so voll aus, heißt aber ausverkauft." Er habe das Gefühl gehabt, dass das Publikum sehr glücklich gewesen sei, wieder ein Gemeinwesen zu sein. "Ein Kunstwerk ohne Betrachter ist keines mehr", sagt Petzold.
"Undine" ist ein Liebesfilm und spielt im Berliner Sommer. Berührungen und Zärtlichkeiten hätten ihn beim Schauen des eigenen Films nostalgisch gestimmt: "Ich glaube, man freut sich, wenn das alles vorbei ist", sagt Petzold über die Coronakrise. "Dann muss man alles wieder von vorne beginnen: Wie küsst man, wie berührt man sich?" Vielleicht sei es aber auch gar nicht so schlecht, wenn Liebesgesten und -choreografien neu justiert würden.
Wunderbare Corona-Träume
Er selbst habe sich bei Presseterminen in Frankreich mit Covid-19 infiziert, ebenso wie seine Hauptdarstellerin Paula Beer, erzählt Petzold. Nach seiner Rückkehr habe er deshalb zwei Wochen zu Hause mit hohem Fieber im Bett gelegen. Die Erkrankung habe die Lunge nicht befallen und er habe in dieser Zeit wunderbare Träume gehabt: "Träume, die beim Wettbewerbsprogramm in Cannes hätten konkurrieren können."
Als nächstes plane er nun einen Liebesfilm, der sich mit den Elementargeistern des Feuers beschäftige, berichtet der Regisseur. Danach soll eine Simenon-Verfilmung folgen.
(gem)