Christian Ude: "Macht endlich Politik!"

"Teile der Medienwelt warten nur noch auf ein Reizwort"

Der ehemalige Bürgermeister von München, Christian Ude, geht gegen Tabus vor
Der ehemalige Bürgermeister von München, Christian Ude, geht gegen Tabus vor © picture alliance / dpa / Arno Burgi
Moderation: Dieter Kassel |
Zwischenruf aus dem Ruhestand: Der ehemalige Oberbürgermeister von München, Christian Ude, hat ein Buch geschrieben, das nicht bei allen gut ankommt. Für die teils harsche Kritik hat Ude eine Erklärung - und sieht seine umstrittenen Thesen bestätigt.
Ohne die Fähigkeit zur Diplomatie und zum Kompromiss wäre Christian Ude sicherlich als Politiker nie so erfolgreich gewesen, wie er es lange Zeit war. Der ehemalige Oberbürgermeister von München hat sich auch Respekt außerhalb seiner Partei, der SPD, verschafft.
Nun steht Ude plötzlich unter Beschuss. Denn er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Die Alternative oder: Macht endlich Politik!". Darin fordert er vor allem offene Debatten und tabulose Diskussionen im Bundestag und anderswo, nicht zuletzt zu Fragen der Flüchtlingspolitik.

"Lebendige und verägerte Reaktionen"

Die harsche Kritik an seinem neuen Werk wundert Ude nicht - und gibt nicht zuletzt den Medien die Schuld daran. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er:
"Mir war natürlich klar, dass die Aufforderung zu politischen Diskussionen - auch über tabuisierte und verdrängte Themen - lebendige und zum Teil auch verärgerte Reaktionen hervorbringt. Aber dass die These meines Buches, es gebe in Deutschland einen Mainstream, der sich jede Debatte verbietet und nur noch die eigene Auffassung gegen die Realität durchsetzen will, derart bestätigt wird, das habe ich nicht erwartet. Es gibt ja offensichtlich Teile der Medienwelt, die nur noch auf ein Reizwort warten, bei dem dann die ganze Litanei von politischen Beschwörungsformeln abgesondert wird. Diese Heftigkeit hat mich tatsächlich überrascht."

Probleme mit der dritten Einwanderergeneration

Zum Thema Migration sagte Ude, die Politik habe nicht erkannt, dass die damit verbundenen Probleme nicht nach ein paar Jahren abgehakt werden könnten. So träten manchmal die Probleme erst in der dritten Einwanderergeneration am heftigsten auf:
"Davor soll man nicht die Augen verschließen, sondern die Probleme offen benennen. Wenn sich Jugendliche, die in deutschen Städten geboren und aufgewachsen sind, in den Nahen Osten begeben, um am Islamischen Staat und seinem Terror mitzuwirken, dann muss uns das doch alarmieren."
(ahe)
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