Alles soll so bleiben, wie es war
Sie sind gegen die Moderne, gegen Abtreibung und gegen die Evolution. Aber für Waffen, Nation und Kultur. Die christlichen Fundamentalisten in den USA greifen massiv in den Wahlkampf ein. Das hat bei den Evangelikalen Tradition.
Radiosendung:
"I think it’s important for us to realize, going back in our history. We were founded as a Judeo-Christian nation. This nation was built on the truth claims of the Judeo-Christian tradition, built on the laws of nature and nature’s god. And therefore I think as Americans, the only way we can properly view this thing is through the lense of scripture, use the same platform, the same truth-foundation that the founders used when they established the political experiment we call the United States."
Die Sendung heißt "Focal Point", Moderator ist Bryan Fischer, täglich ausgestrahlt auf dem christlich-konservativen Radionetzwerk "American Family Radio". Die Programme von AFR werden in den USA über nahezu 200 Stationen im ganzen Land verbreitet. Fischer ist bekannt für seine radikale Sicht der Dinge. Und die ist gegen Abtreibung, Homosexualität, ein staatliches Gesundheitssystem und vor allem gegen Muslime. Seine Verbalattacken haben so weit geführt, dass "American Family Radio" auf der Liste der Hassgruppen des "Southern Poverty Law Centers" aufgeführt wurde. AFR musste sich von Fischer distanzieren, aber senden darf er weiter. So umschrieb Fischer Muslime als "Parasiten", die einen "Dämon" anbeteten.
Zitat Bryan Fischer:
"Jedes Mal wenn wir es erlauben, eine Moschee in unseren Nachbarschaften bauen zu lassen, pflanzen wir einen improvisierten Sprengkörper in die Herzen unserer Städte und wir haben keine Ahnung, wann eine dieser Bomben gezündet wird."
"I think it’s important for us to realize, going back in our history. We were founded as a Judeo-Christian nation. This nation was built on the truth claims of the Judeo-Christian tradition, built on the laws of nature and nature’s god. And therefore I think as Americans, the only way we can properly view this thing is through the lense of scripture, use the same platform, the same truth-foundation that the founders used when they established the political experiment we call the United States."
Die Sendung heißt "Focal Point", Moderator ist Bryan Fischer, täglich ausgestrahlt auf dem christlich-konservativen Radionetzwerk "American Family Radio". Die Programme von AFR werden in den USA über nahezu 200 Stationen im ganzen Land verbreitet. Fischer ist bekannt für seine radikale Sicht der Dinge. Und die ist gegen Abtreibung, Homosexualität, ein staatliches Gesundheitssystem und vor allem gegen Muslime. Seine Verbalattacken haben so weit geführt, dass "American Family Radio" auf der Liste der Hassgruppen des "Southern Poverty Law Centers" aufgeführt wurde. AFR musste sich von Fischer distanzieren, aber senden darf er weiter. So umschrieb Fischer Muslime als "Parasiten", die einen "Dämon" anbeteten.
Zitat Bryan Fischer:
"Jedes Mal wenn wir es erlauben, eine Moschee in unseren Nachbarschaften bauen zu lassen, pflanzen wir einen improvisierten Sprengkörper in die Herzen unserer Städte und wir haben keine Ahnung, wann eine dieser Bomben gezündet wird."
Radiosendung:
"There is only two things we all agree on, we gotta stop Hillary Clinton and the country is in bad shape. Those are the two things we agree on. But then Paul Ryan talks about common principles. A compelling and clear agenda going forward, and he just raises the question, can we unify around our common principals? Well, I did not hear him articulation any common principals around which we could rally."
"There is only two things we all agree on, we gotta stop Hillary Clinton and the country is in bad shape. Those are the two things we agree on. But then Paul Ryan talks about common principles. A compelling and clear agenda going forward, and he just raises the question, can we unify around our common principals? Well, I did not hear him articulation any common principals around which we could rally."
American Family Radio" und die dahinter stehende "American Family Association" sieht sich nicht als politisches, eher als moralisches Sprachrohr, wie der frühere General-Manager des Senders, Marvin Sanders, erklärt:
"Wir sind nicht politisch aktiv, ich würde dem widersprechen und lieber sagen, wir sind kulturell aktiv. Wir haben keine politischen Ziele, aber wir haben kulturelle Ziele. Dieses Land ist quasi ein Zweiparteienstaat, Republikaner und Demokraten. Wir als Missionare waren immer wieder sehr kritisch gegenüber beiden Parteien aus verschiedenen Gründen. Wir sind in den jüdisch-christlichen Werten verankert, dem Leben verbunden, gegen Abtreibung, glauben an die Familie und die Ehe. Wir setzen uns dafür mit kulturellen Mitteln ein, die Leute finden das politisch, ist es aber nicht. Wir können keinen Kandidaten unterstützen, aber wir arbeiten mit vielen Demokraten und Republikanern im ganzen Land zusammen.
"Wir sind nicht politisch aktiv, ich würde dem widersprechen und lieber sagen, wir sind kulturell aktiv. Wir haben keine politischen Ziele, aber wir haben kulturelle Ziele. Dieses Land ist quasi ein Zweiparteienstaat, Republikaner und Demokraten. Wir als Missionare waren immer wieder sehr kritisch gegenüber beiden Parteien aus verschiedenen Gründen. Wir sind in den jüdisch-christlichen Werten verankert, dem Leben verbunden, gegen Abtreibung, glauben an die Familie und die Ehe. Wir setzen uns dafür mit kulturellen Mitteln ein, die Leute finden das politisch, ist es aber nicht. Wir können keinen Kandidaten unterstützen, aber wir arbeiten mit vielen Demokraten und Republikanern im ganzen Land zusammen.
Es sieht also politisch aus, denn die Republikanische Partei hat eine Basis, die sich um diese Werte sorgt, jene kulturellen Werte, die ich meine. Die Demokratische Partei hingegen ist in eine andere Richtung marschiert und unterstützt Abtreibung, die homosexuelle Agenda, Anti-Familien-Maßnahmen, Lebensstile, vorehelichen Sex, diese Dinge. Das ist die Basis des dominanten Flügels der Demokratischen Partei. Wenn man aber von Staat zu Staat, von Gemeinde zu Gemeinde geht, dann findet man eine Menge Demokraten, die auf unserer Seite stehen. Es ist also nicht politisch, es geht vielmehr um Kultur."
Tim Wildmon ist der Präsident der AFA, der "American Family Association", und auch selbst Radiomoderator auf AFR. Für ihn ist das Anliegen ganz klar:
"American Family Association und American Family Network existieren, um traditionelle moralische Werte zu fördern, biblische Werte, in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Und wir wollen die Botschaft Jesus Christi verbreiten. Das sind unsere zwei wichtigsten Ziele. Wir sind durch die Bibel motiviert, Matthäus Kapitel 5, wo Jesus sagt, wohin wir in der Welt in Salz und Licht gehen sollen."
AFA-Podcast:
"I have heard Donald Trump say repeatedly he likes the late Anthony Scalia and Clarence Thomas and he continuously lists those justices as the kind of Supreme Court Justices he would appoint, with those justices, Scalia and Thomas, five stars in our view. So if he appoints those kinds of justices, I think that will help him build his credibility with conservatives, because a president has very few responsibilities that are more important than appointing Supreme Court justices…"
Tim Wildmon von der "American Family Association" stimmt mit Donald Trump überein, dass die konservativsten Verfassungsrichter Anthony Scalia und Clarence Thomas der Maßstab für das oberste Gericht der USA sein sollten. Genau darum geht es den christlichen Fundamentalisten wie Wildmon und anderen der Christlichen Rechten vor allem im aktuellen Wahlkampf 2016. Mit der Wahl der Verfassungsrichter werden politische Entscheidungen für Generationen in Stein gemeißelt.
Nur so kann man auch das vorsichtige Herantasten der christlichen Fundamentalisten an den New Yorker Milliardär Donald Trump verstehen. Er ist sicherlich nicht der Wunschkandidat der Christlich-Konservativen und des Partei-Establishments, aber er ist immer noch besser in ihren Augen als die verhasste Hillary Clinton.
Tim Wildmon ist der Präsident der AFA, der "American Family Association", und auch selbst Radiomoderator auf AFR. Für ihn ist das Anliegen ganz klar:
"American Family Association und American Family Network existieren, um traditionelle moralische Werte zu fördern, biblische Werte, in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Und wir wollen die Botschaft Jesus Christi verbreiten. Das sind unsere zwei wichtigsten Ziele. Wir sind durch die Bibel motiviert, Matthäus Kapitel 5, wo Jesus sagt, wohin wir in der Welt in Salz und Licht gehen sollen."
AFA-Podcast:
"I have heard Donald Trump say repeatedly he likes the late Anthony Scalia and Clarence Thomas and he continuously lists those justices as the kind of Supreme Court Justices he would appoint, with those justices, Scalia and Thomas, five stars in our view. So if he appoints those kinds of justices, I think that will help him build his credibility with conservatives, because a president has very few responsibilities that are more important than appointing Supreme Court justices…"
Tim Wildmon von der "American Family Association" stimmt mit Donald Trump überein, dass die konservativsten Verfassungsrichter Anthony Scalia und Clarence Thomas der Maßstab für das oberste Gericht der USA sein sollten. Genau darum geht es den christlichen Fundamentalisten wie Wildmon und anderen der Christlichen Rechten vor allem im aktuellen Wahlkampf 2016. Mit der Wahl der Verfassungsrichter werden politische Entscheidungen für Generationen in Stein gemeißelt.
Nur so kann man auch das vorsichtige Herantasten der christlichen Fundamentalisten an den New Yorker Milliardär Donald Trump verstehen. Er ist sicherlich nicht der Wunschkandidat der Christlich-Konservativen und des Partei-Establishments, aber er ist immer noch besser in ihren Augen als die verhasste Hillary Clinton.
Der Beginn des Fundamentalismus
Der christliche Fundamentalismus ist keine neue Erscheinung in den USA. Die Bewegung formte sich Anfang des 20. Jahrhunderts, wie James Bennett, Professor für religiöse Studien an der Santa Clara University in Kalifornien, erklärt:
"Fundamentalismus geht zurück bis auf den Anfang des 20. Jahrhunderts, auf die ersten ein, zwei Jahrzehnte. Fundamentalismus ist ein Teil einer größeren christlich-konservativen oder christlich-evangelikalen Bewegung. Der fundamentalistische Zweig nimmt seinen Namen von einer Buchserie, die ´The Fundamentals` hieß, veröffentlicht zwischen 1910 und 1915. Das war wirklich die Geburtsstunde der fundamentalistischen Bewegung, gegen Modernisierung, gegen Liberalismus, gegen Evolution, gegen kritische Bibelstudien, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts auch aus Deutschland kamen. Der Fundamentalismus kam also Anfang des 20. Jahrhunderts gegen diese modernen Bewegungen auf."
"Ich bin Le Ann Flesher, ich bin die akademische Dekanin und Professorin für das Alte Testament am ´American Baptist Seminary of the West` in Berkeley, Kalifornien."
Le Ann Flesher markiert ebenfalls den Beginn des Fundamentalismus in den USA mit einer Buch-Veröffentlichung. Sie sieht John Darbys Doktrin zum Dispensationalismus als Ausgangspunkt. John Darby war ein englischer Geistlicher, der im 19. Jahrhundert eine eigene heilsgeschichtliche Lesart der Bibel predigte; für ihn setzte schon nach dem Tod der Apostel der Verfall der christlichen Kirche ein, und er kämpfte um eine christliche Erneuerung aus einer gesunden Lehre heraus. Der sogenannte Dispensationalismus sah in der Bibel irrtumsfreie Texte, die wörtlich genommen werden müssen und keiner Auslegung bedürfen.
John Darby wirkte in England, aber seine fundamentalistische Sicht auf die Bibel und das Christentum verbreitete sich, so Le Ann Flesher, schnell in den USA. Vor allem durch die sogenannte "Scofield Bible". Der Theologe Cyrus Scofield kommentierte darin die biblischen Texte, verwies erklärend an manchen Stellen auf andere Bezüge in der Heiligen Schrift.
"Sie wurde von der Oxford University Press veröffentlicht. Und diese Erklärungen unterstützten den ´pre-millennial`–Dispensationalismus. Die Leute lasen sie wie einen Teil der Bibel, denn sie waren alle und zum ersten Mal auf derselben Seite und in einer Ausgabe zu finden. Es wurde kein Unterschied mehr gemacht, was eigentlich der biblische Kanon und was die Ergänzungen von Mister Scofield waren. Das breitete sich so aus, dass viele Leute meinten – und das habe ich in einigen Schriften bestätigt gefunden - die ´Scofield Bible` sei alles, was man brauche, um zu verstehen, was Theologie, Religion, wer Gott, was die Wiederaufstehung ist und auch wie die Welt in Zukunft sein wird."
Der Dispensationalismus von Darby, den Scofield so für eine breite Leserschaft zugänglich machte, beschreibt die Endzeit:
"Was John Darby verstand, war, dass da zwei Gruppen waren, die Juden und die Christen, und dass die Juden für Gott Plan A waren, die es aber verkorkst hatten. Und deshalb musste Gott einen Plan B haben, und der war die Kirche. Darby erkannte, dass es in der Bibel Texte speziell für die Juden und Texte speziell für die Christen gibt. Niemand der einen Gruppe musste dabei die Texte der anderen Gruppe beachten. Die Zeilen, die die jüdischen Gesetze umfassen, waren nur für die jüdische Bevölkerung wichtig. Jene Zeilen, die von der Gnade und der Wiederaufstehung handelten, waren für die Christen gedacht. Aber nur ein Teil der Christen, die Apostoliker, werden am jüngsten Tag auffahren. Und diese Gruppe wurde die ´True Church`, die wahre Kirche, genannt. Niemand sonst war in der ´wahren Kirche`, selbst wenn sie mit Glauben, Kirche und Religion zu tun hatten. All das verfestigte eine Hierarchie, eine männliche Vorherrschaft, eine christliche Vorherrschaft. Was wir hier haben, ist eine bestimmte elitäre Gruppe, die am Ende mit dem Messias sein wird, mit dem Messias kommen wird, um über den Rest der Welt zu herrschen."
"Fundamentalismus geht zurück bis auf den Anfang des 20. Jahrhunderts, auf die ersten ein, zwei Jahrzehnte. Fundamentalismus ist ein Teil einer größeren christlich-konservativen oder christlich-evangelikalen Bewegung. Der fundamentalistische Zweig nimmt seinen Namen von einer Buchserie, die ´The Fundamentals` hieß, veröffentlicht zwischen 1910 und 1915. Das war wirklich die Geburtsstunde der fundamentalistischen Bewegung, gegen Modernisierung, gegen Liberalismus, gegen Evolution, gegen kritische Bibelstudien, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts auch aus Deutschland kamen. Der Fundamentalismus kam also Anfang des 20. Jahrhunderts gegen diese modernen Bewegungen auf."
"Ich bin Le Ann Flesher, ich bin die akademische Dekanin und Professorin für das Alte Testament am ´American Baptist Seminary of the West` in Berkeley, Kalifornien."
Le Ann Flesher markiert ebenfalls den Beginn des Fundamentalismus in den USA mit einer Buch-Veröffentlichung. Sie sieht John Darbys Doktrin zum Dispensationalismus als Ausgangspunkt. John Darby war ein englischer Geistlicher, der im 19. Jahrhundert eine eigene heilsgeschichtliche Lesart der Bibel predigte; für ihn setzte schon nach dem Tod der Apostel der Verfall der christlichen Kirche ein, und er kämpfte um eine christliche Erneuerung aus einer gesunden Lehre heraus. Der sogenannte Dispensationalismus sah in der Bibel irrtumsfreie Texte, die wörtlich genommen werden müssen und keiner Auslegung bedürfen.
John Darby wirkte in England, aber seine fundamentalistische Sicht auf die Bibel und das Christentum verbreitete sich, so Le Ann Flesher, schnell in den USA. Vor allem durch die sogenannte "Scofield Bible". Der Theologe Cyrus Scofield kommentierte darin die biblischen Texte, verwies erklärend an manchen Stellen auf andere Bezüge in der Heiligen Schrift.
"Sie wurde von der Oxford University Press veröffentlicht. Und diese Erklärungen unterstützten den ´pre-millennial`–Dispensationalismus. Die Leute lasen sie wie einen Teil der Bibel, denn sie waren alle und zum ersten Mal auf derselben Seite und in einer Ausgabe zu finden. Es wurde kein Unterschied mehr gemacht, was eigentlich der biblische Kanon und was die Ergänzungen von Mister Scofield waren. Das breitete sich so aus, dass viele Leute meinten – und das habe ich in einigen Schriften bestätigt gefunden - die ´Scofield Bible` sei alles, was man brauche, um zu verstehen, was Theologie, Religion, wer Gott, was die Wiederaufstehung ist und auch wie die Welt in Zukunft sein wird."
Der Dispensationalismus von Darby, den Scofield so für eine breite Leserschaft zugänglich machte, beschreibt die Endzeit:
"Was John Darby verstand, war, dass da zwei Gruppen waren, die Juden und die Christen, und dass die Juden für Gott Plan A waren, die es aber verkorkst hatten. Und deshalb musste Gott einen Plan B haben, und der war die Kirche. Darby erkannte, dass es in der Bibel Texte speziell für die Juden und Texte speziell für die Christen gibt. Niemand der einen Gruppe musste dabei die Texte der anderen Gruppe beachten. Die Zeilen, die die jüdischen Gesetze umfassen, waren nur für die jüdische Bevölkerung wichtig. Jene Zeilen, die von der Gnade und der Wiederaufstehung handelten, waren für die Christen gedacht. Aber nur ein Teil der Christen, die Apostoliker, werden am jüngsten Tag auffahren. Und diese Gruppe wurde die ´True Church`, die wahre Kirche, genannt. Niemand sonst war in der ´wahren Kirche`, selbst wenn sie mit Glauben, Kirche und Religion zu tun hatten. All das verfestigte eine Hierarchie, eine männliche Vorherrschaft, eine christliche Vorherrschaft. Was wir hier haben, ist eine bestimmte elitäre Gruppe, die am Ende mit dem Messias sein wird, mit dem Messias kommen wird, um über den Rest der Welt zu herrschen."
Eigenes Netzwerk und Eliteuniversität
"Es war aber niemals eine breite Bewegung."
Darauf weist James Bennett, der Professor für religiöse Studien an der Santa Clara University in Kalifornien, hin.
"Die Fundamentalisten verfolgten damals zwei Ziele. Sie versuchten die Führung in den Glaubensgemeinschaften, wie den Baptisten, den Presbyterianern, den Methodisten zu übernehmen. Alle hatten in ihren Reihen fundamentalistische Schlachten um die Führungsrolle. Die Fundamentalisten verloren alle. Und sie versuchten, dass in öffentlichen Schulen nicht mehr die Evolutionstheorie gelehrt wird, auch diese Schlacht verloren sie. Nur ein paar Prozesse an untergeordneten Gerichten konnten sie gewinnen, aber den Kulturkrieg verloren sie. Sie waren nie bedeutend genug, um innerhalb der Kirchen oder der Gesellschaft wichtig zu sein."
In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts schrumpfte der christliche Fundamentalismus zu einer Randerscheinung in der US-amerikanischen Gesellschaft:
"Nachdem sie diesen Kampf um die Kirchenführungen und die Evolutionstheorie in den 20er- und 30er-Jahren verloren hatten, verschwanden sie aus dem öffentlichen Leben und versuchten auch nicht weiter, politisch in den bestehenden Institutionen zu agieren. Sie gründeten vielmehr ihre eigenen Institutionen, Colleges und Bibelschulen, Sommercamps, Netzwerke, die den meisten Amerikanern gar nicht bekannt sind. Dazu Fernseh- und Radiostationen. Und in diesem Netzwerk operierten sie bis Mitte der 70er-Jahre."
Eine der bekanntesten Bildungseinrichtungen der Christlichen Rechten in den USA war und ist die Bob Jones University. Eine Eliteschmiede der Fundamentalisten. Deren Präsident Bob Jones III. musste sich seit Anfang der 70er-Jahre regelmäßig in Interviews, wie hier mit Larry King auf CNN, für die teils rassistische Grundeinstellung seiner Universität erklären. Im Interview begründet Jones, warum die Universität nach einem Urteil des US Verfassungsgerichts lieber eine Million Dollar an Steuerschulden zahlt, als ihre Politik der Rassentrennung aufzugeben.
Darauf weist James Bennett, der Professor für religiöse Studien an der Santa Clara University in Kalifornien, hin.
"Die Fundamentalisten verfolgten damals zwei Ziele. Sie versuchten die Führung in den Glaubensgemeinschaften, wie den Baptisten, den Presbyterianern, den Methodisten zu übernehmen. Alle hatten in ihren Reihen fundamentalistische Schlachten um die Führungsrolle. Die Fundamentalisten verloren alle. Und sie versuchten, dass in öffentlichen Schulen nicht mehr die Evolutionstheorie gelehrt wird, auch diese Schlacht verloren sie. Nur ein paar Prozesse an untergeordneten Gerichten konnten sie gewinnen, aber den Kulturkrieg verloren sie. Sie waren nie bedeutend genug, um innerhalb der Kirchen oder der Gesellschaft wichtig zu sein."
In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts schrumpfte der christliche Fundamentalismus zu einer Randerscheinung in der US-amerikanischen Gesellschaft:
"Nachdem sie diesen Kampf um die Kirchenführungen und die Evolutionstheorie in den 20er- und 30er-Jahren verloren hatten, verschwanden sie aus dem öffentlichen Leben und versuchten auch nicht weiter, politisch in den bestehenden Institutionen zu agieren. Sie gründeten vielmehr ihre eigenen Institutionen, Colleges und Bibelschulen, Sommercamps, Netzwerke, die den meisten Amerikanern gar nicht bekannt sind. Dazu Fernseh- und Radiostationen. Und in diesem Netzwerk operierten sie bis Mitte der 70er-Jahre."
Eine der bekanntesten Bildungseinrichtungen der Christlichen Rechten in den USA war und ist die Bob Jones University. Eine Eliteschmiede der Fundamentalisten. Deren Präsident Bob Jones III. musste sich seit Anfang der 70er-Jahre regelmäßig in Interviews, wie hier mit Larry King auf CNN, für die teils rassistische Grundeinstellung seiner Universität erklären. Im Interview begründet Jones, warum die Universität nach einem Urteil des US Verfassungsgerichts lieber eine Million Dollar an Steuerschulden zahlt, als ihre Politik der Rassentrennung aufzugeben.
"Ab diesem Zeitpunkt ging es um die Frage der Rassentrennung, denn Behörden begannen damit, Steuerbefreiungen solchen Colleges und Universitäten zu entziehen, die aufgrund der Hautfarbe diskriminierten. Das brachte die politische Rechte hervor, wie wir sie heute kennen. Da war der Fall der ´Bob Jones-Universität` in Greenville, South Carolina, die bis in die 70er-Jahre hinein keine farbigen Studierenden zuließ. Und danach wurden schwarze Studenten nur zugelassen, wenn sie verheiratet waren, denn es herrschte ein Verbot von Mischbeziehungen zwischen Schwarzen und Weißen.
Die Steuerbehörde entzog der ´Bob Jones Universität` daraufhin die Steuerbefreiung. Und dieser Eingriff des Staates auf eine religiöse Einrichtung ließ das politische Gewissen der religiösen Rechten und vor allem der Fundamentalisten erwachen. Das brachte sie zusammen: der Kampf gegen die Einflussnahme des Staates auf eine religiöse Institution. Den Kampf haben sie verloren, aber sie realisierten, es gibt ein Potenzial für eine politische Organisation in der Gesellschaft. ´Bob Jones` hatte ihnen das gezeigt und im Laufe der 70er-Jahre erarbeiteten sie eine gemeinsame Strategie."
Christliche Werte und Politisierung
Am 13. Dezember 1971 begann vor dem Verfassungsgericht die Anhörung Roe vs. Wade. In dem Prozess ging es um das Recht einer Frau auf Abtreibung. Mit dem Richterspruch am 22. Januar 1973 wurde Amerika tief gespalten. Seitdem ist Abtreibung eines der immer wiederkehrenden Themen im amerikanischen Wahlkampf, hier das Recht auf Leben, dort das Recht auf freie Entscheidung.
Bennett: "Das war zu einer Zeit, als die Abtreibung und später die Homosexualität die galvanisierenden Punkte für sie wurden. Sie präsentierten sich als ein Block, der konservativen Kandidaten zur Wahl verhelfen könnte, wenn diese mit ihren Überzeugungen übereinstimmten. Bekannt ist da vor allem ihre Mithilfe bei der Wahl von Ronald Reagan 1980. Es gab also diese Ruhezeit zwischen den 20er-, 30er- Jahren und den massiven Ereignissen in den 70ern, die dann zur Wiederauferstehung der konservativen Protestanten in der politischen Landschaft führten."
Flesher: "Bis dahin hielten sich die konservativ-religiösen Gruppen und die Fundamentalisten aus der Politik raus. Ihre Aufgabe sahen sie in der Verbreitung des Evangeliums, neue Gläubige zu finden und eine Art Gegenkultur zu leben. Aber in den 80ern traten Politiker an Jerry Falwell heran, damit er die ´Moral Majority` gründen sollte, sie gaben das Geld dazu, und die Gruppen konzentrierten sich fortan auf die ´Family Values`, die Familienwerte. Die Politiker der Republikaner wollten damit die konservative Wählerschaft gewinnen. Sie bauten die Plattform auf, danach wurde immer und immer wieder von den ´Familienwerten` gesprochen."
Die Republikaner waren jedoch nicht von Anfang an die Partei, auf die die christlichen Fundamentalisten in den USA setzten. James Bennett von der Santa Clara University verweist auf einen Demokraten, der eigentlich für die Evangelikalen im Land der bessere Kandidat war: Jimmy Carter, der 1976 für die Demokraten die Präsidentschaftswahl gewann. Er sei der erste evangelikale US-Präsident gewesen, sagt Bennett:
"Er ist auch derjenige, der sich als erster als ´wiedergeborener Christ` beschrieb. Er hat diese Bezeichnung in die öffentliche Diskussion gebracht. Die Medien wussten so gar nicht, was ein Evangelikaler ist, was es bedeutet, wiedergeboren zu sein. Jene Evangelikale in den 70er-Jahren, die politisch aktiv werden wollten, sich von der Bob Jones-Rassendebatte fernhielten und sich noch nicht auf das Abtreibungsthema festgelegt hatten, unterstützten Jimmy Carter, denn er war Evangelikaler, ´er ist einer von uns`.
Bennett: "Das war zu einer Zeit, als die Abtreibung und später die Homosexualität die galvanisierenden Punkte für sie wurden. Sie präsentierten sich als ein Block, der konservativen Kandidaten zur Wahl verhelfen könnte, wenn diese mit ihren Überzeugungen übereinstimmten. Bekannt ist da vor allem ihre Mithilfe bei der Wahl von Ronald Reagan 1980. Es gab also diese Ruhezeit zwischen den 20er-, 30er- Jahren und den massiven Ereignissen in den 70ern, die dann zur Wiederauferstehung der konservativen Protestanten in der politischen Landschaft führten."
Flesher: "Bis dahin hielten sich die konservativ-religiösen Gruppen und die Fundamentalisten aus der Politik raus. Ihre Aufgabe sahen sie in der Verbreitung des Evangeliums, neue Gläubige zu finden und eine Art Gegenkultur zu leben. Aber in den 80ern traten Politiker an Jerry Falwell heran, damit er die ´Moral Majority` gründen sollte, sie gaben das Geld dazu, und die Gruppen konzentrierten sich fortan auf die ´Family Values`, die Familienwerte. Die Politiker der Republikaner wollten damit die konservative Wählerschaft gewinnen. Sie bauten die Plattform auf, danach wurde immer und immer wieder von den ´Familienwerten` gesprochen."
Die Republikaner waren jedoch nicht von Anfang an die Partei, auf die die christlichen Fundamentalisten in den USA setzten. James Bennett von der Santa Clara University verweist auf einen Demokraten, der eigentlich für die Evangelikalen im Land der bessere Kandidat war: Jimmy Carter, der 1976 für die Demokraten die Präsidentschaftswahl gewann. Er sei der erste evangelikale US-Präsident gewesen, sagt Bennett:
"Er ist auch derjenige, der sich als erster als ´wiedergeborener Christ` beschrieb. Er hat diese Bezeichnung in die öffentliche Diskussion gebracht. Die Medien wussten so gar nicht, was ein Evangelikaler ist, was es bedeutet, wiedergeboren zu sein. Jene Evangelikale in den 70er-Jahren, die politisch aktiv werden wollten, sich von der Bob Jones-Rassendebatte fernhielten und sich noch nicht auf das Abtreibungsthema festgelegt hatten, unterstützten Jimmy Carter, denn er war Evangelikaler, ´er ist einer von uns`.
Aber als er gewählt wurde, war er mehr an den traditionell liberaleren Sozialthemen interessiert, die Evangelikale , Konservative, Fundamentalisten so gar nicht berührte. Und das ist einer der Gründe, warum sie 1980 von Carter zu Reagan wechselten. Die Wirtschaft, soziale Gleichheit, Obdachlosigkeit, Arbeitnehmerfragen, das alles war nichts für die religiöse Rechte. Sie waren mehr an den persönlichen Moralfragen interessiert, wie Ehe, Familie, Geschlechtsrolle, Abtreibung, Homosexualität. Auch für die Außenpolitik der Republikaner standen sie. Ihre religiöse Identität und ihre amerikanische Identität gingen Hand in Hand. Amerika zu verteidigen als besondere Nation, als christliche Nation, gegen den gottlosen Kommunismus kämpfend, das passte zusammen für die christliche Rechte…"
…für die der Wahlsieg Reagans 1980 ein politischer Triumph war, obwohl politische Erwartungen der Evangelikalen eigentlich enttäuscht wurden.
Bennett: "Ich glaube, es war viel eher eine synergetische Bewegung als nur eine einseitige Sache. Man könnte sogar fast das Gegenteil behaupten, die republikanische Partei hat die religiös Konservativen vereinnahmt. Wenn man genauer hinschaut, Abtreibung war Ende der 70er-Jahre das Thema, aber die Präsidenten Reagan, Bush 1 und Bush 2 haben nie etwas dahingehend geliefert. Sie machten Wahlkampfversprechen, um die Unterstützung dieser Wählergruppe zu bekommen, aber mehr wurde nicht daraus."
…für die der Wahlsieg Reagans 1980 ein politischer Triumph war, obwohl politische Erwartungen der Evangelikalen eigentlich enttäuscht wurden.
Bennett: "Ich glaube, es war viel eher eine synergetische Bewegung als nur eine einseitige Sache. Man könnte sogar fast das Gegenteil behaupten, die republikanische Partei hat die religiös Konservativen vereinnahmt. Wenn man genauer hinschaut, Abtreibung war Ende der 70er-Jahre das Thema, aber die Präsidenten Reagan, Bush 1 und Bush 2 haben nie etwas dahingehend geliefert. Sie machten Wahlkampfversprechen, um die Unterstützung dieser Wählergruppe zu bekommen, aber mehr wurde nicht daraus."
Die Fundamentalisten, die Bushs und Bill Clinton
So schrieb zum Beispiel die christlich-konservative Kommentatorin, Deborah Caldwell, nach der Wiederwahl George W. Bushs 2004 auf der einschlägigen christlich-konservativen Internetseite beliefnet.com:
Zitat:
"Präsident Bush erklärte am Tag nach seiner Wiederwahl, dass dafür vor allem sein politischer Berater Karl Rove verantwortlich sei, den er ´den Architekten` seines Wahlkampfes nannte. In Kirchen, auf christlichen Radiosendern und in Wahlbezirken mit vor allem konservativen Christen ging der Dank hingegen an einen, der viel mächtiger ist: Gott. Der Allmächtige mischte sich in die US Wahl ein, damit Bush Präsident bleibt, das glauben die Evangelikalen. Sie sagen, Gott habe Amerika mit Bush ´gesegnet`."
Bennett: "Bill Clinton ist auch ein sehr interessantes Kapitel in dieser Geschichte. Bill Clinton ist ein Evangelikaler aus dem Süden, so wie Jimmy Carter. Er spricht hervorragend die Sprache der Evangelikalen, der Christen, er fühlt sich viel wohler in einer Kirche zu beten und zu singen als Ronald Reagan oder George Bush. Er hat Sand ins Getriebe dieser damaligen Allianz gestreut und gleichzeitig wurde er in seiner Präsidentschaft und mit der Monica Lewinsky-Affäre zur Hassfigur. Er lieferte Stoff für die ´Christian Coalition`, dem politischen Arm, der von Ralph Reed geführten konservativen Gruppierung. Bill Clinton gab ihnen gute Gründe, für George W. Bush zu spenden und ihn im Jahr 2000 zu unterstützen. Aber 1992 mit dem ersten George Bush und dann 1996 mit Bob Dole als republikanische Kandidaten, das waren keine guten evangelikal-konservativen, protestantischen Kandidaten. Sie sprachen nicht die Sprache, sie kamen nicht aus dieser Tradition und Bill Clinton schaffte es, daraus Gewinn zu schlagen. Er war ein Präsident, der Kompromisse schließen und damit auch etwas die Schärfe aus dem politischen Zwist nehmen konnte. Zum Beispiel stieß seine Sozialhilfereform durchaus auf Unterstützung bei politischen und religiösen Konservativen."
Die Clintons wurden zum roten Tuch für die christlichen Fundamentalisten in den USA. Als Hillary Clinton 2008 für das Präsidentenamt kandidierte, wurde sie massiv von den religiösen Rechten angegangen und bekämpft. Barack Obama war für sie das kleinere Übel. Acht Jahre später stehen die christlichen Konservativen vor einem noch größeren Problem als 2008. Denn ihr Kandidat war eigentlich Ted Cruz, aber der hatte das Nachsehen gegen Donald Trump. Für Le Ann Flesher vom American Baptist Seminary of the West ist der Triumph des vermeintlichen Außenseiters Donald Trump in den Vorwahlen der Republikaner gar nicht so verwunderlich:
"Wir haben heute eine sehr große Gruppe in unserem Land, die noch immer in diesem elitären, auserwählten Denken steckt. Und diese Gruppe ist in allen gesellschaftlichen Schichten zu finden, bei den sehr, sehr reichen Leuten, aber auch unter den Ärmeren denken manche so. Und ein großer Teil der Mittelschicht. Das ist schon interessant, wenn man an die Rolle der Religion in der Gesellschaft denkt, dass das klassenübergreifend ist. Ganz klar, die Kandidatur von Donald Trump und die Unterstützung, die er von diesem Teil der Gläubigen bekommt, ist etwas Besonderes. Wir alle sind davon überrascht worden.
Zitat:
"Präsident Bush erklärte am Tag nach seiner Wiederwahl, dass dafür vor allem sein politischer Berater Karl Rove verantwortlich sei, den er ´den Architekten` seines Wahlkampfes nannte. In Kirchen, auf christlichen Radiosendern und in Wahlbezirken mit vor allem konservativen Christen ging der Dank hingegen an einen, der viel mächtiger ist: Gott. Der Allmächtige mischte sich in die US Wahl ein, damit Bush Präsident bleibt, das glauben die Evangelikalen. Sie sagen, Gott habe Amerika mit Bush ´gesegnet`."
Bennett: "Bill Clinton ist auch ein sehr interessantes Kapitel in dieser Geschichte. Bill Clinton ist ein Evangelikaler aus dem Süden, so wie Jimmy Carter. Er spricht hervorragend die Sprache der Evangelikalen, der Christen, er fühlt sich viel wohler in einer Kirche zu beten und zu singen als Ronald Reagan oder George Bush. Er hat Sand ins Getriebe dieser damaligen Allianz gestreut und gleichzeitig wurde er in seiner Präsidentschaft und mit der Monica Lewinsky-Affäre zur Hassfigur. Er lieferte Stoff für die ´Christian Coalition`, dem politischen Arm, der von Ralph Reed geführten konservativen Gruppierung. Bill Clinton gab ihnen gute Gründe, für George W. Bush zu spenden und ihn im Jahr 2000 zu unterstützen. Aber 1992 mit dem ersten George Bush und dann 1996 mit Bob Dole als republikanische Kandidaten, das waren keine guten evangelikal-konservativen, protestantischen Kandidaten. Sie sprachen nicht die Sprache, sie kamen nicht aus dieser Tradition und Bill Clinton schaffte es, daraus Gewinn zu schlagen. Er war ein Präsident, der Kompromisse schließen und damit auch etwas die Schärfe aus dem politischen Zwist nehmen konnte. Zum Beispiel stieß seine Sozialhilfereform durchaus auf Unterstützung bei politischen und religiösen Konservativen."
Die Clintons wurden zum roten Tuch für die christlichen Fundamentalisten in den USA. Als Hillary Clinton 2008 für das Präsidentenamt kandidierte, wurde sie massiv von den religiösen Rechten angegangen und bekämpft. Barack Obama war für sie das kleinere Übel. Acht Jahre später stehen die christlichen Konservativen vor einem noch größeren Problem als 2008. Denn ihr Kandidat war eigentlich Ted Cruz, aber der hatte das Nachsehen gegen Donald Trump. Für Le Ann Flesher vom American Baptist Seminary of the West ist der Triumph des vermeintlichen Außenseiters Donald Trump in den Vorwahlen der Republikaner gar nicht so verwunderlich:
"Wir haben heute eine sehr große Gruppe in unserem Land, die noch immer in diesem elitären, auserwählten Denken steckt. Und diese Gruppe ist in allen gesellschaftlichen Schichten zu finden, bei den sehr, sehr reichen Leuten, aber auch unter den Ärmeren denken manche so. Und ein großer Teil der Mittelschicht. Das ist schon interessant, wenn man an die Rolle der Religion in der Gesellschaft denkt, dass das klassenübergreifend ist. Ganz klar, die Kandidatur von Donald Trump und die Unterstützung, die er von diesem Teil der Gläubigen bekommt, ist etwas Besonderes. Wir alle sind davon überrascht worden.
In diesem Wahlkampf wurde etwas sichtbar, was wir nicht für möglich hielten in diesem Land. Es gibt eine sehr starke elitäre Überzeugung, auserkoren zu sein. Die Fundamentalisten glauben fest daran und sehen das, was sie hier in den Vereinigten Staaten machen als von Gott gewollt. Sie sehen sich als jene, die für das jüngste Gericht vorbereitet werden. Dahingehend, dass sie biblische Texte so lesen, dass der Tempel in Jerusalem ein drittes Mal erbaut werden muss und die Juden wieder zurück nach Jerusalem kommen müssen, um das Land in ihren Besitz zu nehmen. Sie senden also Gelder an konservative Gruppen in Jerusalem und Israel, die diese Ideen und Bestrebungen unterstützen."
Zukünftiger Einfluss
Aus europäischer Perspektive treten bei der Präsidentschaftswahl 2016 zwei Lager gegeneinander an: das liberale gegen das konservative Lager. Clinton gegen Trump. Die Frage ist, welchen Einfluss die Fundamentalisten auf die zukünftige inhaltliche Ausrichtung der Republikaner nehmen werden. Für James Bennett, den Professor für religiöse Studien in Kalifornien, verfallen die Fundamentalisten beim Zweikampf Clinton gegen Trump in das altbekannte Schwarz-Weiß-Denken, für das Präsident George W. Bush stand.
"In Abwesenheit eines klaren Kontrastes ist es also mehr das kleinere Übel. Aber wir sehen auch viele evangelikale Führer, die sagen: ´ich kann Trump nicht unterstützen`. Sie reihen sich auch nicht so schnell hinter dem republikanischen Kandidaten ein, wie das viele republikanische Politiker in den letzten Wochen getan haben. Ich glaube, die religiöse Rechte, auch die Fundamentalisten, waren nie eine so geeinte Bewegung, wie wir das immer dachten. In diesem Wahlkampf wird die Spaltung in viele Teile ganz deutlich. Die Frage ist, wie sehr wollen sie an der politischen Macht festhalten, die sie durch die Unterstützung republikanischer Kandidaten in den 70er- und 80er-Jahren erlangt hatten. Was sie gerade lernen, ist, dass Religion und Politik nicht immer gut zusammen passen. Und, dass, um an der Macht zu bleiben, die Kompromisse manchmal zu groß sind. So scheint es zumindest für einige Konservative zu sein."
Für Le Ann Flesher, die Professorin für das Alte Testament, bedient Trump vor allem das amerikanische Urgefühl, "god´s own country" zu sein:
"Ich glaube, ein großer Teil von allem liegt an der Prosperitätslehre. Gott will, dass es uns gut geht. Gott will nicht, dass wir arm sind. Und so hören sie Donald Trumps Reden, dass, wenn Trump ins Amt kommt, er ´diese Nation wieder großartig macht`, ´jeder bekommt, was er braucht`. Das hören sie in seinen Reden, er bringt uns wieder dahin, wo wir die stärkste und wohlhabendste und bedeutendste Nation der Welt werden, die das auch verteidigt. Und das glauben sie zu 100 Prozent. Das hängt mit ihrer eigenen Theologie zusammen, die besagt, Gott will nicht, dass wir arm sind. Er will, dass wir erfolgreich sind, wohlhabend und, davon sind sie fest überzeugt, dass wir die Welt anführen müssen. Denn die USA sind für sie das Land der Auserwählten, ich glaube, deshalb unterstützen sie Trump
Und Trump setzt sich dafür ein, andere draußen zu lassen. Ich hasse es sogar, das zu wiederholen, weil es so abstoßend und schrecklich ist – Trump sagt, wir lassen nicht alle Immigranten rein und bauen eine Mauer an der mexikanischen Grenze, denn sie sind Vergewaltiger. Wir lassen die Muslime nicht rein, sie sind Terroristen. Für mich sind diese verallgemeinernden Aussagen fürchterlich. Doch ein Teil der Bevölkerung kauft ihm das so ab, damit glauben sie, die Kontrolle behalten zu können. Und im Fundamentalismus geht es genau darum: die Kontrolle zu behalten. Wir wollen keine großen Veränderungen, wir wollen es nicht viel anders, wir wollen die Hierarchie nicht zerstören."
Die Sehnsucht, keine großen Veränderungen verkraften zu müssen, war seit der Modernisierung der Welt im 19. Jahrhundert der Nährboden des Fundamentalismus in den USA. Herkömmliche Hierarchien verteidigen. In diesem Sinne ist Trump ihr Kandidat, obwohl sie ihn nicht, wie sie es gerne hätten, sonntags in der Kirche antreffen werden.
"In Abwesenheit eines klaren Kontrastes ist es also mehr das kleinere Übel. Aber wir sehen auch viele evangelikale Führer, die sagen: ´ich kann Trump nicht unterstützen`. Sie reihen sich auch nicht so schnell hinter dem republikanischen Kandidaten ein, wie das viele republikanische Politiker in den letzten Wochen getan haben. Ich glaube, die religiöse Rechte, auch die Fundamentalisten, waren nie eine so geeinte Bewegung, wie wir das immer dachten. In diesem Wahlkampf wird die Spaltung in viele Teile ganz deutlich. Die Frage ist, wie sehr wollen sie an der politischen Macht festhalten, die sie durch die Unterstützung republikanischer Kandidaten in den 70er- und 80er-Jahren erlangt hatten. Was sie gerade lernen, ist, dass Religion und Politik nicht immer gut zusammen passen. Und, dass, um an der Macht zu bleiben, die Kompromisse manchmal zu groß sind. So scheint es zumindest für einige Konservative zu sein."
Für Le Ann Flesher, die Professorin für das Alte Testament, bedient Trump vor allem das amerikanische Urgefühl, "god´s own country" zu sein:
"Ich glaube, ein großer Teil von allem liegt an der Prosperitätslehre. Gott will, dass es uns gut geht. Gott will nicht, dass wir arm sind. Und so hören sie Donald Trumps Reden, dass, wenn Trump ins Amt kommt, er ´diese Nation wieder großartig macht`, ´jeder bekommt, was er braucht`. Das hören sie in seinen Reden, er bringt uns wieder dahin, wo wir die stärkste und wohlhabendste und bedeutendste Nation der Welt werden, die das auch verteidigt. Und das glauben sie zu 100 Prozent. Das hängt mit ihrer eigenen Theologie zusammen, die besagt, Gott will nicht, dass wir arm sind. Er will, dass wir erfolgreich sind, wohlhabend und, davon sind sie fest überzeugt, dass wir die Welt anführen müssen. Denn die USA sind für sie das Land der Auserwählten, ich glaube, deshalb unterstützen sie Trump
Und Trump setzt sich dafür ein, andere draußen zu lassen. Ich hasse es sogar, das zu wiederholen, weil es so abstoßend und schrecklich ist – Trump sagt, wir lassen nicht alle Immigranten rein und bauen eine Mauer an der mexikanischen Grenze, denn sie sind Vergewaltiger. Wir lassen die Muslime nicht rein, sie sind Terroristen. Für mich sind diese verallgemeinernden Aussagen fürchterlich. Doch ein Teil der Bevölkerung kauft ihm das so ab, damit glauben sie, die Kontrolle behalten zu können. Und im Fundamentalismus geht es genau darum: die Kontrolle zu behalten. Wir wollen keine großen Veränderungen, wir wollen es nicht viel anders, wir wollen die Hierarchie nicht zerstören."
Die Sehnsucht, keine großen Veränderungen verkraften zu müssen, war seit der Modernisierung der Welt im 19. Jahrhundert der Nährboden des Fundamentalismus in den USA. Herkömmliche Hierarchien verteidigen. In diesem Sinne ist Trump ihr Kandidat, obwohl sie ihn nicht, wie sie es gerne hätten, sonntags in der Kirche antreffen werden.