"Scharnierorgane" für rechtes Gedankengut
Die Auseinandersetzung mit rechten Tendenzen in der Kirche ist Thema einer Mainzer Tagung. Die Theologin Sonja Strube kritisiert den Missbrauch christlich orientierter Internet-Seiten: Dort werde durch bestimmte Links rechtsextremes Gedankengut verbreitet.
Die katholische Theologin an der Universität Osnabrück, Sonja Strube, hat den Missbrauch christlich orientierter Internet-Seiten zu bestimmten politischen Zwecken kritisiert.
Auf einigen, ausdrücklich mit "christlichem Profil" ausgestatteten Internet-Seiten fänden sich auch Verlinkungen oder positive Bezugnahmen zu "ganz klar rechten Gruppierungen, rechten Medien", sagte Strube im Deutschlandradio Kultur. Gewisse Medien im Print- und auch im Internetbereich fungierten als "Scharnierorgane" in die rechte Szene, äußerte Strube:
"Die also rechtes und rechtsextremes Gedankengut sehr bürgerlich aufbereiten. Und in einem Tonfall, der nicht sofort als 'rechts' erkennbar ist, praktisch in ein breites Publikum streuen wollen."
"Die also rechtes und rechtsextremes Gedankengut sehr bürgerlich aufbereiten. Und in einem Tonfall, der nicht sofort als 'rechts' erkennbar ist, praktisch in ein breites Publikum streuen wollen."
Rechts oder rechtsextrem eingestellte Christen würden ihren Untersuchungen zufolge "relativ bürgerlich und normal" auftreten, meinte Strube:
"Vielleicht fallen sie dadurch auf, dass sie insgesamt etwas rigoroser in ihren Glaubens- und Moralvorstellungen sind. Relativ unbarmherzig auch in religiösen und innerkirchlichen Themen."
"Vielleicht fallen sie dadurch auf, dass sie insgesamt etwas rigoroser in ihren Glaubens- und Moralvorstellungen sind. Relativ unbarmherzig auch in religiösen und innerkirchlichen Themen."
Neuralgische Themen
Sie fielen allerdings dann besonders auf, wenn sie sich zu neuralgischen Themenpunkten äußerten, zum Beispiel zum Islam:
"Und wenn sie da praktisch zusätzlich zu möglicherweise theologischen oder religiösen Abgrenzungen eigentlich in das Vokabular verfallen, das in der islamfeindlichen Szene sehr verbreitet ist (...) bei Menschen, die also wirklich einen antimuslimischen Rassismus betreiben."
"Und wenn sie da praktisch zusätzlich zu möglicherweise theologischen oder religiösen Abgrenzungen eigentlich in das Vokabular verfallen, das in der islamfeindlichen Szene sehr verbreitet ist (...) bei Menschen, die also wirklich einen antimuslimischen Rassismus betreiben."
Sonja Strube ist Teilnehmerin der derzeit in Mainz stattfindenden bundesweiten Ost-West-Konferenz der "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus". Dort hält sie einen Vortrag zum Thema "Rechte Tendenzen im kirchlichen Raum", einem ihrer Forschungsschwerpunkte an der Universität Osnabrück.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.