Christoph Ransmayr, "Cox: oder Der Lauf der Zeit"
S. Fischer, 2016, 304 Seiten, 22 Euro
Eine Uhr für die Ewigkeit
Der Romanheld in Christoph Ransmayrs neuem Roman "Cox: oder Der Lauf der Zeit" baut Fantasie-Uhren im Dienste des chinesischen Kaisers. Sie sollen das Glück, die Liebe, den Tod oder sogar die Ewigkeit messen. Im Gespräch sagt der Autor, was ihn am "Medium Zeit" so fasziniert.
Der Verrinnen der Zeit und in diesem Zusammenhang die Vergänglichkeit und Sterblichkeit des Menschen haben Künstler und Philosophen seit jeher beschäftigt und inspiriert. Auch der österreichische Autor Christoph Ransmayr hat seine Faszination nun in Worte gefasst. Herausgekommen ist der Roman "Cox: oder Der Lauf der Zeit": Ein farbenprächtiger Roman über einen maßlosen Kaiser von China und einen englischen Uhrmacher im 18. Jahrhundert, über die Vergänglichkeit und die Ungeheuerlichkeit, die Ewigkeit messen zu wollen.
Dieser Auftrag des maßlosen Gottkaisers ist ebenso verrückt wie alle anderen Uhren, die Alister Cox im Auftrag des Herrschers bauen soll: Uhren zur Messung des Glücks, der Liebe oder auch von Krankheit und Tod. Was fasziniert den Autor so sehr am Sujet?
"Es gibt ja kein Medium in unserer Wirklichkeit, dem wir unerbittlicher und gleichzeitig vielleicht auch verwandelnder ausgesetzt werden als der Zeit", sagt Ransmayr. "Weil die Frage, wie viel Zeit jeder von uns noch hat oder wie viel Zeit bereits hinter uns liegt und wie Zeit zu nützen oder zu verschwenden oder zu verschleudern ist, das ist ja eine Frage, die sich die Philosophen, die Religionen, natürlich die Ökonomen, die Kaufleute, die Reisenden - jeder, der irgendwann sich aussetzen musste. Die Frage: Wo liegt dein Lebensziel oder das Ziel deiner Arbeiten, Sehnsüchte, Geschäfte und so weiter."
Ransmayr hat sich von dem historischen Uhrmacher James Cox inspirieren lassen - der den chinesischen Kaiser zwar nie getroffen, aber immerhin Handel mit China getrieben hat. Der Roman sei nicht als Abbild der Historie gedacht, sondern als "Verbeugung vor der historischen Figur James Cox". Dessen Uhr hat Ransmayr bei einem Besuch in Peking in einem Museum entdeckt. Das habe sofort seine Fantasie in Gang gesetzt.
Er sei zwar "in der privilegierten Situation" gewesen, dass alle Uhren im Roman bis auf eine frei erfunden seien, dennoch habe er sich zunächst etwas Fachwissen über die Kunst des Uhrmachens aneignen müssen, berichtet Ransmayr. Er habe "einige sehr schöne und lange Gespräche" mit Uhrmachern geführt, die sich auf den Bau und die Restaurierung von alten mechanischen Uhren spezialisiert hätten, und diese auch in ihren Werkstätten besucht.