Christoph Ribbat: Deutschland für eine Saison. Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde jr.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
272 Seiten, 24,80 Euro
Aus den Südstaaten zum deutschen Basketball-Helden
Christoph Ribbat erzählt in "Deutschland für eine Saison" die Geschichte des US-Amerikaners Wilbert Olinde jr., der im Deutschland der 1970er Basketball-Karriere macht. Das ergreifend erzählte Zeitgeschichte-Panorama reicht zurück bis zur Sklaverei.
Worum geht es?
Ich verschenke Christoph Ribbats Buch "Deutschland für eine Saison. Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde jr." Es geht um einen Basketballspieler, der 1977 nach Deutschland kommt, in einer Zeit, als in der Basketball-Bundesliga nur ein Ausländer erlaubt ist. Er kommt aus den Südstaaten der USA und soll diesen Sportverein in Göttingen retten - in einer Zeit, als etwa in der Kabine noch Roth-Händle-Zigaretten geraucht werden.
Christoph Ribbat erzählt, wie Wilbert Olinde jr. seinen Weg macht.
Aber er greift auch zurück in die Geschichte der Sklaverei in Amerika. Er beschreibt, wie ein kleiner Südstaaten-Junge zu einem angesehen Mann werden kann. Es ist also eine Heldengeschichte. Und sie reicht bis in unsere Gegenwart, in der das Thema Integration eine wesentliche Rolle spielt. Denn Wilbert Olinde jr. wird am Ende Deutscher und bleibt sein ganzes Leben lang, obwohl er eigentlich nur für eine Saison kam.
Was ist das Besondere?
Besonders begeistert hat mich – obwohl ich mich gar nicht für Basketball interessiere – dass Christoph Ribbat hier ein komplettes zeitgeschichtliches Panorama aufmacht, inklusive der politisierten Bundesrepublik in den 70er-Jahren, inklusive der Sklavereigeschichte, der Vorgeschichte der Eltern dieses Basketball-Spielers. Das ist so ergreifend, dass das Buch für mich eines der besten Sachbücher ist, die ich im gesamten letzten halben Jahr gelesen habe. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Christoph Ribbat auch eine literarische Form gefunden hat. Er erzählt die Geschichte wie einen Roman. Das Buch ist ein richtiger Pageturner.
Wem schenken Sie es und warum?
Ich schenke das Buch meinem Neffen Jonas, der sich zwar unglaublich für Sport interessiert – zwar mehr für Fußball, aber er spielt auch Basketball. Aber er hat nicht dieses Zeitpanorama, das Christoph Ribbat da entfaltet. Und ich hoffe, dass ich diesen 16-Jährigen dazu kriege, sich auch für die politische Situation zu begeistern, in der wir jetzt gerade stecken. Es ist nämlich eine Frage der Integration.