Zum Tod von Christoph Schroth

"Im besten Sinne Volkstheater"

10:51 Minuten
Der Regisseur Christoph Schroth sitzt auf einem Theatersessel und schaut auf die Bühne.
Christoph Schroth bei seiner ersten Inszenierung am Cottbusser Staatstheater 1993. © picture-alliance / ZB / Rainer Weisflog
Veit Schubert im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Der verstorbene Regisseur Christoph Schroth hat in der DDR Theaterfeste inszeniert. Mit Goethe und Schiller hat er Kritik am Regime geübt. Nach der Wende blieb er im Osten, in Cottbus. Und im Herzen Idealist.
Christoph Schroth ist am Dienstag im Alter von 85 Jahren gestorben. Begonnen hat er seine Theaterkarriere in Berlin. Er wird mit 23 Jahren Regieassistent am Maxim-Gorki-Theater, vier Jahre später folgt seine erste eigene Inszenierung an der Volksbühne.
Nach einer Zwischenstation in Halle und wieder in Berlin wird Schroth Intendant am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin. Hier bleibt er bis zur Wende und inszeniert Stücke, die eine ganze Generation prägen.

Sechs Stunden "Faust" am Stück

Der Schauspieler Veit Schubert hat 1979 Schroths "Faust I+II" in Schwerin gesehen und sagt: "Wir haben alles in Kauf genommen, bloß damit wir die Aufführung sehen konnten. 'Faust' war ein Theaterfest, knappe sechs Stunden lang und ein tolles Ensemble. Das Ganze hatte im besten Sinne Volkstheater-Charakter."
Schroth habe Theater gemacht, das offen und mutig mit Problemen in der DDR umgegangen ist, sagt Schubert: "Da haben wir uns als junge Leute verstanden gefühlt."
Kurz vor der Wende inszeniert der Regisseur Schillers "Wilhelm Tell". "Es ist Schroth gelungen, die Endzeitstimmung in der DDR zu beschreiben. Die Sehnsucht nach Freiheit. Das ging mit dem alten Schiller ganz gut", sagt Schubert.

Die freiere Kunst

Theater sei in der DDR freier als beispielsweise Kino oder Fernsehen gewesen, es hätte mehr gesagt werden können. "Die Regierenden sind davon ausgegangen, dass der Konsens ist, positiv auf die Gesellschaft einzuwirken und dass die Theaterleute auch nichts anderes vorhaben. Manchmal haben sie aber doch andere Sachen vorgehabt. Und die haben die Zuschauer sehr gut verstanden", sagt Schubert.
Nach der Wende wird Schroth – nach einer Zwischenstation als Regisseur am Berliner Ensemble – Intendant in Cottbus. Dort entwickelt er das Festival "Zonenrand-Ermutigungen". Schroth habe immer für eine gerechtere Gesellschaft und ein besseres Leben gekämpft. "Ein Idealist im besten Sinne", sagt Schubert.
(beb/dpa)

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