"Ungewöhnliche Situationen schaffen ungewöhnliche Rollen"
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Nach dem Rücktritt der Führungsspitze des Jüdischen Museums in Berlin soll Christoph Stölzl als Vertrauensperson agieren. Er möchte Menschen, die übereinander reden, zu Menschen machen, die miteinander reden, sagt Stölzl.
Christoph Stölzl ist Publizist und Politiker, Historiker und Museumsfachmann. Seit neun Jahren war er Präsident der Hochschule für Musik in Weimar. Jetzt kommt noch eine Rolle hinzu. Als Vertrauensperson soll er die verfahrene Situation am Jüdischen Museum in Berlin lösen helfen.
Nachdem das Museum in einem Tweet auf einen Artikel hingewiesen hatte, der sich auf die israelkritische BDS-Bewegung bezogen hatte*, brach ein Sturm der Entrüstung über das Haus. In Folge trat nach dem Leiter Peter Schäfer auch die restliche Führungsspitze zurück.
Bis ein neuer Museumsleiter gefunden ist, soll Stölzl die inhaltliche Arbeit des Stiftungsrates des Museums begleiten und Ansprechpartner sein.
Jüdischsein hat viele Facetten
Er möchte Menschen, die übereinander reden, zu Menschen machen, die miteinander reden, sagt Stölzl.
"Das Jüdische ist wie ein Haus mit vielen, vielen Stockwerken, viele Räumen, vielen Flügeln. Das hat ganz unterschiedliche Facetten und die muss man auf jeweils wechselnde Weise spiegeln."
Wichtig sei nun zuerst, mit dem vorhandenen Team die Dauerausstellung fertigzustellen: "Das ist die Visitenkarte, Wechselausstellungen sind wie Essays", so Stölzl. Und dann würde er gerne mit denen, die von außen eingegriffen haben, also z.B. mit dem Zentralrat der Juden, Verständigung herstellen.
Der Nahost-Konflikt soll nicht das Museum bestimmen
Israel sei wichtig für das Haus, sagt Sölzl. Aber auch:
"Ich finde, man sollte sich hüten davor, das Jüdische Museum in Berlin zur Hauptdiskussionsstätte über den Nahost-Konflikt zu machen. Da gibt es viele Foren, Parlamente, Akadamien, das kann man gar nicht einem Museum allein überlassen.
(beb)
*An dieser Stelle haben wir eine inhaltliche Korrektur vorgenommen.