Christoph Willibald Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“

Metamorphosen des Orpheus

Elisabeth Kulman (links) und Christiane Karg in Glucks Oper "Orfeo ed Euridice" bei den Salzburger Festspielen 2010.
Mit der Liebe ist es so eine Sache: Elisabeth Kulman (links als Orpheus) und Christiane Karg (als Amore) in Glucks Oper "Orfeo ed Euridice" bei den Salzburger Festspielen 2010. © dpa / picture alliance / APA / Mmv / Pressefoto Neumayr
Moderation: Karl Dietrich Gräwe |
Orpheus – der musikalische Überflieger der antiken Mythologie. Erst Protagonist am Anfang der Operngeschichte, nicht nur bei Monteverdi. Dann die Schlüsselfigur einer Opernreform des Ritters Christoph Willibald Gluck.
Man messe diese "Reform" nicht an den Zehn Geboten, die Moses in die steinernen Gesetzestafeln meißelte, nicht an den 95 Thesen, die Luther an die Pforten der Schlosskirche zu Wittenberg hämmerte. Christoph Willibald Gluck (1714-1787) und seine künstlerischen Mitarbeiter wollten eine knappe, fabelhafte "festa teatrale" inszenieren, ein Theaterfest zur Feier eines kaiserlichen Namenstages, 1762 in Wien, Unterhaltung durchaus inbegriffen.

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Orpheus, Orfeo, Orphée

Und wo fortan das neue Zugstück gefragt war, in Parma, in London, in Paris, ob als "Orpheus und Eurydike", "Orfeo ed Euridice" oder "Orphée et Euridice" – Gluck passte seine Partitur den jeweiligen Gegebenheiten an. Er kürzte, ergänzte, erweiterte, orchestrierte und transponierte, wann immer es nötig schien, stets mit Blick auf die Besetzung, die regionale Tradition, die eindrucksvollste Wirkung. So stellt jede Version von Glucks Werk bereits auf der Text-Ebene eine Interpretation dar.

Ein Komponist für Komponisten

Glucks Oper ist ein Meisterwerk des 18. Jahrhunderts, dessen Wirkung sich weit ins 19. Jahrhundert hinein erstreckte. Hector Berlioz wurde zum engagiertesten Sachwalter von Glucks Erbe, der kompromisslos frankophile Claude Debussy dagegen forderte: "Nieder mit Gluck!" und hob stattdessen den französischen Barock-Meister Jean-Philippe Rameau auf den Schild. Richard Wagner wiederum bewunderte Gluck und bearbeitete sogar dessen "Iphigenie"-Oper. Interpretation ist eben alles – in Theorie und Praxis, und das gilt auch für die umfangreiche "Orpheus"- Diskographie.
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