Chronik eines kometenhaften Aufstiegs
Die Internet-Suchmaschine Google hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem Weltunternehmen entwickelt. Selbst der Duden führt "googlen" bereits als Begriff für die Internetrecherche mithilfe einer Suchmaschine. Wie es zu diesem kometenhaften Aufstieg kam und wohin sich das Unternehmen nach dem Willen der Gründer entwickeln soll, zeichnen die beiden Journalisten David Vise und Mark Malseed in ihrem Buch "Die Google-Story" nach.
Die Suchmaschine Google ist die beliebteste Anwendung des Internets neben der E-Mail. Das 1998 von zwei Informatik-Doktoranden gegründete Unternehmen hat sich mittlerweile zur größten Online-Werbeagentur entwickelt, zum mächtigsten Medienkonzern der Welt. Ein Ende des steten Wachstums ist dank geschickten Managements, ungewöhnlicher Ideen und hervorragender Projekte noch nicht in Sicht.
Kaum jemand benutzt noch Yahoo! oder AltaVista, Internet-Suchmaschinen der Vergangenheit. Heute googelt man. Die Definition im Duden bestätigt dies. "Googeln: ... Internetrecherchen mithilfe einer Suchmaschine durchführen". Wie kam es zu dieser Entwicklung? Was hat Google anderen Unternehmen voraus? Und wohin steuert die dynamischste Technologiefirma der Welt?
Mit "Die Google-Story" legen David Vise und Mark Malseed das erste umfassende Buch über das Weltunternehmen vor. Neben Suchtipps und Tabellen über Googles finanzielle Situation bieten die beiden Reporter der Washington Post einen knapp dreihundertseitigen Durchgang durch die (Vor-)Geschichte der noch recht jungen Firma. Im Zuge dessen kommen auch Themen wie Datenschutzprobleme und Klickbetrug in den Blick.
Das gesamte World Wide Web auf einen PC runterladen? Mitte der 90er Jahre lassen Sergey Brin und Larry Page, Doktoranden an der Stanford University, von der oftmals belächelten Idee nicht ab. Sie nutzen ihr mathematisches Wissen ebenso wie ihre Computerfähigkeiten und bauen eine Suchmaschine von bis dahin ungeahntem Ausmaß und hoher Präzision. Der Zuspruch ihrer Uni-Kollegen, stetig zunehmende Suchanfragen bestätigen sie in ihrem Vorhaben.
1998 verlassen die beiden Wissenschaftler, beide Jahrgang 1973, die Universität, um sich ganz auf ihre Idee und neue Aufgaben zu konzentrieren. Sie gründen die Firma Google, deren Name auf das Kunstwort Googol (1 mit 100 Nullen) zurückgeht. Nach anfänglicher Unterstützung durch Risikokapitalgeber erfolgt sechs Jahre später einer der ungewöhnlichsten Börsengänge der Börsengeschichte.
Googeln kostet nach wie vor nichts. Dennoch erzielt Google hohe Gewinne, da es den Firmengründern gelungen ist, Werbung in ihre Technologie so einzubauen, dass sie weder das Suchergebnis verfälscht noch durch Werbebanner oder Bilder störend wirkt. Man trifft lediglich auf mit Schlüsselworten verknüpfte Textanzeigen und sieht das Inserat nur dann, wenn man Informationen zu einem spezifischen Thema sucht – im rechten Drittel der Webseite, von der linken durch eine dünne vertikale Linie getrennt.
Google verdient pro Mausklick auf die kleinen Textanzeigen einen Betrag zwischen fünf Cent und fünfzig Dollar. Da auf der ganzen Welt rund um die Uhr gegoogelt und immerzu auch Anzeigen angeklickt werden, erwirtschaftet Google jährlich mehr als eine Milliarde Dollar. Der Gewinn dient dem Ausbau geschickt eingefädelter Allianzen, etwa mit American Online (AOL) und Ask Jeeves, sowie der Entwicklung neuer Projekte.
Zu Googles Zukunftsprojekten zählt die universelle virtuelle Bibliothek. Ziel ist es, in zehn Jahren 50 Millionen kopierte Bücher in einer Datenbank zu speichern. Zum Vergleich: Vor acht Jahren starteten Brin und Page ihre Suchmaschine mit einem Index von 25 Millionen Webseiten. Nachdem erste Schritte unternommen wurden, die riesigen Bibliotheksbestände renommierter Universitäten in den USA und England zu scannen, liegt das Projekt derzeit wegen urheberrechtlicher Fragen auf Eis. Dennoch darf man als Zwischenbilanz resümieren:
"Seit Gutenberg die moderne Druckerpresse vor mehr als fünfhundert Jahren erfand, wodurch literarische und wissenschaftliche Werke für die Massen erschwinglich und weithin verfügbar wurden, hat keine Erfindung die Möglichkeiten von Individuen derart vergrößert und den Zugang zu Informationen so grundlegend umgewandelt wie Google."
Google fördert eine Unternehmenskultur, in der intelligente Mitarbeiter beständig Neues produzieren. Vier Tage für die übliche Arbeit, ein Wochentag für Projekte, die persönlichem Interesse entspringen – wie etwa Froogle, GoogleEarth und GoogleNews. Letzteres ist eine Art Nachrichtenmakler, ein Verfahren, das es Computernutzern, vornehmlich Journalisten ermöglicht, zu jeglichem Thema die Nachrichtenlage in der Welt zu erfassen und sich breit gestreut zu informieren.
Eine weitere Folge der im Geschäftleben selten anzutreffenden Zwanzig-Prozent-Regel ist Google Desktop. Mit Hilfe dieses kostenlosen Programms kann man nicht nur das Internet durchsuchen, sondern zeitgleich und blitzschnell eine Volltextsuche im eigenen Windows-PC durchführen. Eine derartige Suchmaschine hat Microsoft, Googles größter Konkurrent, vor langer Zeit angekündigt, bislang aber nicht realisiert. Einmal mehr ist Google schneller, was sich beim Anheuern hoch qualifizierter Studienabgänger häufig wiederholt. Der sich zunehmend entwickelnde Markt in China wird die Konkurrenz der beiden Unternehmen noch verstärken.
Ein letztes: Im achten Jahr nach ihrer Firmengründung sind Sergey Brin und Larry Page allem Anschein nach noch immer nicht an die Grenzen ihrer Ideen und Ressourcen gestoßen. Gemeinsam mit Craig Venter, dem Entschlüsseler des menschlichen Genoms, träumen sie von einer universalen Gen-Datenbank, in der dank Googles riesiger Rechenleistung die Daten sämtlicher auf der Erde vorhandener Gene gesammelt und beschrieben werden. Man hofft zum einen, dadurch die evolutionäre Entwicklung besser verstehen zu können. Zum anderen soll mit Hilfe der riesigen, frei zugänglichen Datenmenge ein jeder Mensch in die Lage versetzt werden, die Möglichkeiten und Grenzen des je eigenen Körpers genauer kennen zu lernen, um Krankheiten effektiver vermeiden und behandeln zu können. Sergey Brin geht sogar noch einen Schritt weiter und schwärmt:
"Vielleicht wird es einmal möglich sein, eine kleine Version von Google direkt ans Gehirn anzuschließen. ... [Dann] werden einem sämtliche Informationen der Welt auf Anhieb zur Verfügung stehen."
David A. Vise / Mark Malseed: Die Google-Story
Aus dem Amerikanischen von Bernd Rullkötter und Friedrich Griese
Murmann Verlag, Hamburg 2006
304 Seiten, 19,90 Euro
Kaum jemand benutzt noch Yahoo! oder AltaVista, Internet-Suchmaschinen der Vergangenheit. Heute googelt man. Die Definition im Duden bestätigt dies. "Googeln: ... Internetrecherchen mithilfe einer Suchmaschine durchführen". Wie kam es zu dieser Entwicklung? Was hat Google anderen Unternehmen voraus? Und wohin steuert die dynamischste Technologiefirma der Welt?
Mit "Die Google-Story" legen David Vise und Mark Malseed das erste umfassende Buch über das Weltunternehmen vor. Neben Suchtipps und Tabellen über Googles finanzielle Situation bieten die beiden Reporter der Washington Post einen knapp dreihundertseitigen Durchgang durch die (Vor-)Geschichte der noch recht jungen Firma. Im Zuge dessen kommen auch Themen wie Datenschutzprobleme und Klickbetrug in den Blick.
Das gesamte World Wide Web auf einen PC runterladen? Mitte der 90er Jahre lassen Sergey Brin und Larry Page, Doktoranden an der Stanford University, von der oftmals belächelten Idee nicht ab. Sie nutzen ihr mathematisches Wissen ebenso wie ihre Computerfähigkeiten und bauen eine Suchmaschine von bis dahin ungeahntem Ausmaß und hoher Präzision. Der Zuspruch ihrer Uni-Kollegen, stetig zunehmende Suchanfragen bestätigen sie in ihrem Vorhaben.
1998 verlassen die beiden Wissenschaftler, beide Jahrgang 1973, die Universität, um sich ganz auf ihre Idee und neue Aufgaben zu konzentrieren. Sie gründen die Firma Google, deren Name auf das Kunstwort Googol (1 mit 100 Nullen) zurückgeht. Nach anfänglicher Unterstützung durch Risikokapitalgeber erfolgt sechs Jahre später einer der ungewöhnlichsten Börsengänge der Börsengeschichte.
Googeln kostet nach wie vor nichts. Dennoch erzielt Google hohe Gewinne, da es den Firmengründern gelungen ist, Werbung in ihre Technologie so einzubauen, dass sie weder das Suchergebnis verfälscht noch durch Werbebanner oder Bilder störend wirkt. Man trifft lediglich auf mit Schlüsselworten verknüpfte Textanzeigen und sieht das Inserat nur dann, wenn man Informationen zu einem spezifischen Thema sucht – im rechten Drittel der Webseite, von der linken durch eine dünne vertikale Linie getrennt.
Google verdient pro Mausklick auf die kleinen Textanzeigen einen Betrag zwischen fünf Cent und fünfzig Dollar. Da auf der ganzen Welt rund um die Uhr gegoogelt und immerzu auch Anzeigen angeklickt werden, erwirtschaftet Google jährlich mehr als eine Milliarde Dollar. Der Gewinn dient dem Ausbau geschickt eingefädelter Allianzen, etwa mit American Online (AOL) und Ask Jeeves, sowie der Entwicklung neuer Projekte.
Zu Googles Zukunftsprojekten zählt die universelle virtuelle Bibliothek. Ziel ist es, in zehn Jahren 50 Millionen kopierte Bücher in einer Datenbank zu speichern. Zum Vergleich: Vor acht Jahren starteten Brin und Page ihre Suchmaschine mit einem Index von 25 Millionen Webseiten. Nachdem erste Schritte unternommen wurden, die riesigen Bibliotheksbestände renommierter Universitäten in den USA und England zu scannen, liegt das Projekt derzeit wegen urheberrechtlicher Fragen auf Eis. Dennoch darf man als Zwischenbilanz resümieren:
"Seit Gutenberg die moderne Druckerpresse vor mehr als fünfhundert Jahren erfand, wodurch literarische und wissenschaftliche Werke für die Massen erschwinglich und weithin verfügbar wurden, hat keine Erfindung die Möglichkeiten von Individuen derart vergrößert und den Zugang zu Informationen so grundlegend umgewandelt wie Google."
Google fördert eine Unternehmenskultur, in der intelligente Mitarbeiter beständig Neues produzieren. Vier Tage für die übliche Arbeit, ein Wochentag für Projekte, die persönlichem Interesse entspringen – wie etwa Froogle, GoogleEarth und GoogleNews. Letzteres ist eine Art Nachrichtenmakler, ein Verfahren, das es Computernutzern, vornehmlich Journalisten ermöglicht, zu jeglichem Thema die Nachrichtenlage in der Welt zu erfassen und sich breit gestreut zu informieren.
Eine weitere Folge der im Geschäftleben selten anzutreffenden Zwanzig-Prozent-Regel ist Google Desktop. Mit Hilfe dieses kostenlosen Programms kann man nicht nur das Internet durchsuchen, sondern zeitgleich und blitzschnell eine Volltextsuche im eigenen Windows-PC durchführen. Eine derartige Suchmaschine hat Microsoft, Googles größter Konkurrent, vor langer Zeit angekündigt, bislang aber nicht realisiert. Einmal mehr ist Google schneller, was sich beim Anheuern hoch qualifizierter Studienabgänger häufig wiederholt. Der sich zunehmend entwickelnde Markt in China wird die Konkurrenz der beiden Unternehmen noch verstärken.
Ein letztes: Im achten Jahr nach ihrer Firmengründung sind Sergey Brin und Larry Page allem Anschein nach noch immer nicht an die Grenzen ihrer Ideen und Ressourcen gestoßen. Gemeinsam mit Craig Venter, dem Entschlüsseler des menschlichen Genoms, träumen sie von einer universalen Gen-Datenbank, in der dank Googles riesiger Rechenleistung die Daten sämtlicher auf der Erde vorhandener Gene gesammelt und beschrieben werden. Man hofft zum einen, dadurch die evolutionäre Entwicklung besser verstehen zu können. Zum anderen soll mit Hilfe der riesigen, frei zugänglichen Datenmenge ein jeder Mensch in die Lage versetzt werden, die Möglichkeiten und Grenzen des je eigenen Körpers genauer kennen zu lernen, um Krankheiten effektiver vermeiden und behandeln zu können. Sergey Brin geht sogar noch einen Schritt weiter und schwärmt:
"Vielleicht wird es einmal möglich sein, eine kleine Version von Google direkt ans Gehirn anzuschließen. ... [Dann] werden einem sämtliche Informationen der Welt auf Anhieb zur Verfügung stehen."
David A. Vise / Mark Malseed: Die Google-Story
Aus dem Amerikanischen von Bernd Rullkötter und Friedrich Griese
Murmann Verlag, Hamburg 2006
304 Seiten, 19,90 Euro