Knatterkino auf dem Töpferhof
Lenzen ist ein kleines Dorf inmitten der Sternberger Seenlandschaft in Mecklenburg. Hier wohnt seit 35 Jahren Töpfermeister Jens-Peter Planke. Nach der Wende hat er auf dem Lenzener Töpferhof einen Filmclub gegründet.
"So, einen recht schönen guten Abend meine Damen, meine Herren! Wieder einmal können wir hier eine Gruppe erwartungsfroher junger Menschen begrüßen, um einen neuen Gesellschaftstanzzirkel zu eröffnen."
Eine Zeitreise im Kino: Mehr als 40 Jahre alt ist der Film über das Tanzenlernen. Der Ost-Berliner Dokumentarist Winfried Junge, der durch das Langzeit-Filmprojekt "Die Kinder von Golzow" berühmt wurde, beobachtet 14-Jährige in der Tanzstunde. Sehr zur Erheiterung des heutigen Publikums, das sich noch zu gut an das eigene Versagen bei Foxtrott und Walzer zu erinnern scheint.
"Meine Herren!! Den Gruß der Damen nehmen wir aber stehend entgegen! Guten Abend. - Und guten Abend die Damen! - Guten Abend. - Sehen Sie, so klingt das Ganze doch schon ganz anders - (Lachen Publikum….)"
Die "Damen" in Minirock mit Kniestrümpfen, die 14-jährigen "Herren" in schlotternden Anzügen mit schief sitzenden Krawatten - beim Anblick des Films wird klar, was Kino sein kann: Erinnerung. Erinnerung an das eigene Leben. Auf einen Schlag ist man wieder 14 und steckt in den zu engen und zu hohen Schuhen.
"So, aufpassen, ich gebe Kommando! (Lachen) - Und eins, zwo, drei vier, eins, step, side-step…"
Einmal im Monat lädt Planke zum "Landfilm Lenzen"
50 Leute haben es sich im Dorfkino Lenzen gemütlich gemacht. Einmal im Monat gibt es hier einen Film zu sehen. Und das nie ohne Vorfilm, so wie es früher in den Kinos immer war, als der Eintritt 55 Ost-Pfennige kostete und Kurz- und Dokumentarfilme noch ganz selbstverständlich vor dem Hauptfilm im Kino liefen.
Knatterkino. Es gibt nicht mehr viele, die die alten Filme mit den alten Projektoren vorführen können. Jens-Peter Planke gehört zu ihnen. Einmal im Monat lädt er ein zum "Landfilm Lenzen".
"So, jetzt muss ich noch paar Spezialsachen machen. Jetzt brauchen wir noch die Kasse. Die haben wir hier."
Eine mobile Kinokasse, 50 Jahre alt: Ein Holzkasten, vorn die Rollen mit den blauen und roten Eintrittskarten, hinten die Fächer fürs Geld.
"Das ist jetzt hier nicht so eine große Sache. Aber wenn Freilichtkino ist und Bier gezapft werden muss, dann sind auch genug Helfer da. Und auch heute kommen ja noch welche, die die Suppe machen und verteilen. Und da ist das mal eine halbe Stunde Arbeit vorneweg, das geht schon mal."
Der Töpfer nimmt einen Stift und ändert auf einem Zettel den Bierpreis.
"Auf einsfuffzig! Da bin ich der letzte, der von einem Euro auf einsfünffzig geht. Ich hab hier für manches Bier schon einen Euro bezahlt. Soll ja am Ende wenigstens auf Null gehen… Flaschen."
Eine Geldquelle ist so ein Filmabend nicht, soll es ja auch nicht sein. Jetzt noch die Salzstangen in die Gläser bugsieren.
"Das ist auch immer wichtig, Salzstangen. Dass die Leute einen Durst erst entwickeln… Ach, ich stell mich hier aber auch an… Manche Leute hasten den ganzen Tag und abends ist Kino und dann kommen sie hungrig an. Und dann gibt’s Salzstangen. Früher gab es auch Erdnüsse, aber das ist gestrichen. Mit dem neuen Fußboden hier kann ich keine Ölflecken gebrauchen."
Ein eigenes Kino für ein paar Dutzend Leute
Vor kurzem hat Jens-Peter Planke den kleinen Saal und den Vorraum renoviert: neuer Fußboden, neue Heizung. An den Wänden eine Ausstellung mit Landschaftsaquarellen. Die Besucher staunen.
"Schick geworden. Richtig nobel hier! Nach 30 Jahren!"
Ein Güstrower Stammgast:
Hier bin ich öfters. Seit 1989. 89 war ich ich hier, da haben wir hier Silvester gefeiert, und da gab es den ersten Film zu Silvester. Es hat eine besondere Atmosphäre. Außerdem, wir kennen den Töpfer schon seit 1984, also seit Ur-Zeiten befreundet. Waren oft genug auch im Sommerkino hier, man trifft die Leute, die man kennt. Zum Sommerfilm fahren wir auch mit dem Fahrrad her von Güstrow mit den Jungs, die sind jetzt zehn und zwölf. Und haben dann hier übernachtet und am nächsten Tag wieder zurück. Das Haus hat genug Räume, da passen genug rein! Man möge mal suchen auf der Welt, ob es ein kleineres Dorf gibt, das ein eigenes Kino hat! Ein Dorf mit ein paar 20 Einwohnern und ein eigenes Kino, das findet man nicht überall."
Der Hausherr hat den Inhalt der letzten Salzstangentüte auf Gläser verteilt, Korkenzieher und Flaschenöffner parat gelegt.
"Ja, na denn los."
Fast 5.000 Filmrollen lagern auf dem Dachboden
Schätze zeigen. Dafür geht’s auf den Dachboden.
Töpferwaren auf dem Fußboden und Filmrollen an den Wänden. Regale über Regale.
"Man muss ja immer bißchen gucken, daß die Wände das Gewicht auch tragen."
Meist sind es rote Filmschachteln. Fast 5000 Stück, alles ordentlich durchnummeriert.
"Ja, das lohnt sich ja nur, was zu haben, wenn man es auch gleich findet, wenn man es sucht. Sonst braucht man es eigentlich gar nicht zu haben. Das sind vor allem Schulfilme, die ich habe. Die waren mal irgendwann übrig. Das sind die ersten, die es gab. von 35, 36 an. Das waren noch so kleine Stummfilmrollen. Und dann später wurden es Tonfilme, dann sind die Rollen ein bißchen größer die Rollen und mehr."
Filme mit Stalin wurden irgendwann aussortiert
Schul- oder Lehrfilme gab es im Osten wie im Westen. Vor allem, als es noch kein Fernsehen gab, wurden sie im Unterricht eingesetzt. Sie behandelten naturwissenschaftliche oder geschichtliche Themen, Literatur und Politik. Als die neuen Medien in die Klassenzimmer Einzug hielten, wurden die alten Filme ausgemustert. Und da es sie oft in hunderten Kopien gab, konnten Sammler sie meist günstig erwerben. Am schwierigsten war es, DDR-Schulfilme zu politischen Themen zu bekommen.
"Weil, da gab’s viele Filme, wo Stalin dabei war, die haben sie dann irgendwann wegsortiert. Und nach der Wende hat Progress-Film achtgegeben, dass die alle einkassiert wurde. Das war also schwierig. Also manche gibt es wie Sand am Meer, das ist kein Problem, die Oxidation und die Reduktion. Aber die so aus den 50er- und 60er-Jahren, die sind ganz schön knapp. Die kriegt man nicht so leicht wie die West-Schulfilme aus dieser Zeit. Und der Osten hat dann bald auf Schulfernsehen gesetzt und der Westen eben nicht. Und dann gibt es da diese Massen an Filme, die seit zehn Jahren überflüssig sind, weil es erst mit Video und dann mit DVD ging. Und weil die Gemeinden auch sparen müssen, werden die auch massiv weggeschmissen und die Leute kriegen andere Aufgaben, die das betreut haben vorher. Und die landen dann auf dem Sammlermarkt."
Mit schräg gelegtem Kopf entziffert man die Filmtitel: "Weißer Kranich", "Außenhandel", "In einer Weberei", "Gletschertour im Engadin", "Antonio, wo ist er zuhaus?", "Fotojagd in Afrika", "Sterbeklinik in London", "Früchte ohne Gift", "In letzter Instanz", "Einsatz von Feuerlöschern", "Entstehung des Staates", "Leder ist des Studiums wert".
Die haben ja in den 30er-Jahren Handwerker gefilmt, die damals schon 70 oder 80 waren. Dann weiß man, in welcher Zeit die das gelernt haben. Da kann man die Seilmacherei sehen, wie sie auch im Mittelalter war. Das ist unverändert. Und das macht sie so interessant, diese Filme, und da setzen wir die auch oft ein. So dass wir das also nicht nur lagern und archivieren, sondern wir setzen das auch ein. Und wenn einer kommt, der zu einem bestimmten Thema Interesse hat und was sucht, gibt es da Möglichkeiten.
Nach der Wende wurden auch die alten Filme abgewickelt
Und so sind die alten Filme an vielen Stellen in Mecklenburg zu sehen, meist bei besonderen Veranstaltungen wie "Kunst offen" alljährlich zu Pfingsten.
"Vieles ist auch wirklich verloren gegangen. Nicht nur materiell, sondern auch in den Köpfen. Wenn es dann irgendwann im Bundesarchiv in Koblenz liegt, dann ist es zwar halt da, aber der Aufwand ist größer und aus den Köpfen ist es irgendwann auch verschwunden, dassß es da tolle Filme gibt."
In punkto Film, so erfuhr der Sammler bei seiner Suche nach den Filmen, wurde nicht nur der Osten, sondern auch der Westen "abgewickelt" - wie es nach der Wende hieß, wenn alte DDR-Betriebe geschlossen wurden.
"In Göttingen war so ein Institut für den wissenschaftlichen Film, die haben so 15.000 Filme gehabt, auch viele ethnographische Filme. Aufgelöst, weg. Da konnte man vor zehn und zwanzig Jahren umsonst leihen als Verein, Universität und Schule. Gibt's nicht mehr. Nur noch im Internet. Und da ist das immer auch ein Kulturgut. Und wenn es der Staat nicht mehr leistet, muss ein Privater weitermachen."
Auch in Sassnitz und Stralsund gibt es noch Filmclubs
Jens-Peter Planke hatte schon zu DDR-Zeiten begonnen, auf seinem Töpferhof ab und an Filme zu zeigen. Doch nur sporadisch und ohne Verein. Und bevor er die Idee hatte, Filme zu sammeln - das macht er erst seit acht Jahren - gründete er nach der Wende den Filmclub in Lenzen. Denn mit dem sogenannten "Landfilm" war es damals vorbei: Seit den 50er-Jahren fuhren staatliche Filmvorführer regelmäßig in die Dörfer, um dort in Schulen, Kneipen und Kulturhäusern Filme zu zeigen.
"Wir sind ja zu Ost-Zeiten regelmäßig ins Kino gegangen, da gab es ja auch in normalen Kinos recht anspruchsvolle Filme. Anders wie es in der neuen Zeit dann wurde. Inzwischen geht's ja auch wieder ein bisschen. Aber nach der Wende war es ganz traurig. Abgesehen davon, dass nach der Wende viele Kinos geschlossen wurden, zum Beispiel in den Kleinstädten. Aber es gab trotzdem ein Bedürfnis. Und es gab ja auch die Filmtechnik, jedes Dorf hatte seine TK 35, und die waren da und übrig. Dann habe ich für hundert Westmark eine ganz gute TK 35 bekommen. Den Saal hatte ich ja und denn haben wir da angefangen mit Kino."
Die alte TK 35, ein Projektor für 35-mm-Filme, tut noch heute ihren Dienst im Knatterkino auf dem Töpferhof.
"Und weil wir hier mit der erste Filmklub waren, haben viele Freunde das hier kennen gelernt. Auch, dass es so möglich ist, einfach Kino zu machen. Also, dass man da nicht ein Kino braucht, sondern jeder kann Kino machen, weil es die Technik damals auch billig gab. Und da sind durch Freunde, die das hier kennengelernt haben, viele Filmclubs im Land entstanden. Zum Beispiel Sassnitz und Stralsund - und die gibt's immer noch".
Abenteuer Filmvorführung
Der Töpfermeister ist froh, wenn ihm jemand zur Seite steht beim Vorführen. Meist ist das Uwe Höppner aus Güstrow, der schon seit DDR-Zeiten ehrenamtlicher Filmvorführer ist. Doch zunächst einmal: Aufregung in Lenzen, ein Kabel wird gesucht.
"Na, lass mal, nächstes Mal weiß ich Bescheid, da muss ich meins mitbringen."
"Und ich hatte gedacht, wir haben das irgendwo hintergeklemmt!"
Filme vorzuführen, zumal alte Filme, ist ein Abenteuer. Hat man alles dabei? Hält die bejahrte Knattertechnik durch? Wird der Film nicht reißen? Muss das Publikum nicht zu lange warten?
(Jens-Peter:) "Wie weit bist du? Na, ich sag noch ein paar Worte."
(Uwe:) "Das ist die Zeit, verstehst du? Deswegen bin ich immer schon zwei Stunden eher hier und wenn mal was ist, dann kann ich reagieren. Ich bin auch schon nach Güstrow gefahren und hab was geholt!"
Auch die Kinder bekommen in Lenzen ihren Vorfilm.
"Aus der Zeit, das waren eure Eltern noch nicht mal geboren. Über einen Beruf, der heute ganz anders aussieht, über den Schornsteinfeger. Mal sehen. ob es euch gefällt. Also viel Spaß! - So, Uwe fängt an!"
Wie Pilze sprießen die Filmclubs aus dem Boden
Kino auf dem Dorf zieht immer mehr Leute an. Die Filmclubs in Mecklenburg-Vorpommern sprießen wie die Pilze aus dem Boden. Sie heißen Lindenkino Alt Rehse, Kultursalon Bötzow, Dorfkino Dietrichshagen oder Gutes-Haus-Kino Garvenstorf. Kulturbörse Gnoien, Alte Molkerei Klütz und eben: Landfilm Lenzen.
Zum Kino auf dem Lenzener Töpferhof reist man auch von weiter her an. Gesine Isbarn hat sich aus Groß Brütz auf den Weg gemacht, einem kleinen Dorf 15 Kilometer von Schwerin. Dort gibt es schon seit 15 Jahren den Filmklub "Santa Cinema" - der Name spielt auf die Kirche an, unter deren Dach er entstand. Gesine Isbarn ist die Pastorin und Mitbegründerin des Clubs. Schon in den 90er-Jahren als Vikarin in Lübz hatte sie Kino im Gemeinderaum gemacht und Uwe Höppner kennengelernt, der mit seinem Auto, darin die Filmtechnik, übers Land fuhr.
"Wir haben immer keinen Fernseher gehabt und wir haben wirklich immer so auf dieses Kino hingedacht und einmal im Monat einen schönen Film ausgesucht. Der wirkt dann auch ganz anders, als ob man sich im Fernseher drei Filme hintereinander anguckt, wenn man das nur einmal im Monat sieht und sich dann genau für einen Film entscheidet. Und ihn dann im Großformat und mit Leuten gemeinsam sieht - das ist schon was anderes."
Dass man sich kennenlernt auf dem Land, sich trifft und gemeinsam etwas erlebt und darüber spricht, das war die Idee der Pastorin, als sie mit dem Kino im Pfarrhaus begann. Die Mitstreiter für den Filmclub fand sie jedoch nicht in der Kirchgemeinde. Es sind Filmfreunde aus den umliegenden Dörfern und aus dem nahgelegenen Schwerin, die bei "Santa Cinema" mitmachen. Manchmal kommen nur zehn Zuschauer, ein anderes Mal platzt der Gemeinderaum aus allen Nähten.
"So viele Stühle haben wir ja gar nicht, da mussten noch alle Stubenstühle, alle Küchenstühle und alle Hocker mit reingeholt werden. Und die letzten saßen dann noch auf dem Fußboden! Was ja wirklich auch kein Filmgenuss ist, wenn man da so komisch sitzt. Und trotzdem sind die gekommen und sind auch wiedergekommen. Das muss auch ein Spaß sein, wenn man sich so was antut."
60 Leinwände werden bespielt
"Komm, Suppe, dreimal! Jeder eine!"
Beim Kinoabend auf dem Töpferhof in Lenzen wird jetzt die traditionelle Fischsuppe verkauft. Mit Gemüse und Hecht. Den hat ein Filmclubmitglied gefangen. Auch Jens-Hagen Schwadt vom Landesverband für Filmkommunikation steht in der Warteschlange. Der Verein, den der Güstrower ehrenamtlich leitet, ist etwas ziemlich Einmaliges: In ihm haben sich Filmclubs aus ganz Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen, als sich nach der Wende cineastische Leere auftat.
"Für mich begann es 1990 mit dem Filmclub Güstrow. Über den lernte ich ja auch die Vorführer kennen, die im Landfilm aktiv waren, das waren ja die, die auf die Dörfer fuhren, wo es keine Kinos gab und regelmäßig Filme zeigten. Der Filmclub Güstrow hat dann Ähnliches gemacht. In Spitzenzeiten, 1996, als es noch ganz viele Schulen gab, waren wir mit einem Auto unterwegs und drei Mitarbeitern. Und haben im Jahr 10. 000 Zuschauer erreicht mit anspruchsvollen Kinderfilmen. In dieser Zeit sind auch die Abspielringe entstanden, also dass die Leute miteinander vernetzt wurden über eine zentrale Dispo, die sozusagen Filme vermittelt hat, die sonst vorher selbst Filme bestellt haben. Das hing auch damit zusammen, dass die Mittel der kulturellen Filmförderung immer weniger wurden und man sich was ausdenken musste, um anspruchsvolle Filme einfach bestellen zu können."
Inzwischen bespielen die kleinen Filmclubs in Mecklenburg-Vorpommern - allesamt ehrenamtlich - zirka 60 Leinwände, laden jährlich zu 1000 Veranstaltungen ein und erreichen damit rund 25.000 Besucher.
Zentrum des Landesverbandes für Filmkommunikation ist das mobile Kino Güstrow. Gemeinsam Filme zu bestellen, abzurechnen und mehrere Aufführungen an verschiedenen Orten zu organisieren, bringt Vorteile, sagt Jens-Hagen Schwadt, im Hauptberuf Administrator der Fachschule Güstrow.
"Filme für eine Filmveranstaltung selbst zu bestellen, kostet in der Regel immer 200 Euro, was sich keiner leisten kann. Da komme ich wieder zu den Abspielringen zurück, die dafür sorgen, dass man die hohe Mindestgarantie nicht bezahlen muß. Sondern dass alles über einen bestimmten Prozentsatz abgerechnet wird bei uns, beim mobilen Kino. Und das mobile Kino die ganze Abwicklung gegenüber dem Verleih vornimmt."
Es geht auch ohne öffentliche Unterstützung
So werden die Filmclubs nicht nur vor dem finanziellen Ruin, sondern auch vor viel Schreibkram bewahrt. Mehr Spaß und weniger Aufwand - auch das ist ein Grund, warum in den letzten Jahren viele neue Filmclubs gegründet wurden und alte - wie der von Töpfermeister Planke in Lenzen - immer noch bestehen.
"Was doch Arbeit ist, Filme bestellen und der Kontakt zu den Verleihern, was mir nie gelegen hat, das macht Gott sei dank alles Jens-Hagen. Und da ich einen sehr kurzen Draht zu ihm habe, ist das sehr einfach. Dann ist wirklich nur eine Stunde vorher hier bißchen frisch machen und wenn Uwe kommt, geht’s los!"
Uwe Höppner ist mit seinem postgelben Auto mit dem Aufdruck "Mobiles Kino Güstrow" an vielen Abenden im Land unterwegs. Auch im Zeitalter von Blue-Ray und DVD sind die meisten Filmclubs froh, wenn ihnen der erfahrene Vorführer hilft - denn selbst das Abspielen einer DVD und das Einrichten der Leinwand und der Lautsprecherboxen kann seine Tücken haben. Und die alte Technik erst recht. Filmdurchsicht ist angesagt.
"Das heißt, ich muss umspulen und gleichzeitig gucken, ob der Film in einer guten Beschaffenheit ist. Perforationsschäden, sonst sind dann diese Filmrisse, die dann entstehen. Und das kann ich im Vorfeld wegmachen, indem ich diese Durchsicht mache, Kontrolle und Kleben. Ja, und dann (schaltet Gerät an)... Es macht letzten Endes dem Vorführer Spaß ohne Filmriss und dem Besucher genauso. Das Schöne dabei ist immer mit den Kindern, wenn man da mit so einer Technik da ist. Weil die ja nun gar keine Ahnung haben: Wo kommt das Bild? Keine Ahnung! Und das find ich immer so schön lustig, dass sie auch mal andere Technik sehen, so wie wir Filme geschaut haben."
"Kultur aufs Land!" hieß es zu DDR-Zeiten. Das könnte auch der Slogan der Filmklubs von Mecklenburg-Vorpommern sein - auch wenn es mittlerweile immer weniger Geld aus der kulturellen Filmförderung des Landes gibt, um die Filmclubs und ihre Abspielringe zu unterstützen.
"Die Idee ist ja alt, aber dass es möglich ist und dass man auch als Unbeleckter ohne öffentliche Unterstützung oder Fachmann einfach anfangen kann, das haben die Freunde hier gesehen. Und das war damals wichtig. Es gibt ja unterschiedliche Ansichten, die einen rufen nach dem Staat und jetzt hier, kommt mal, macht mal und die Gemeinde muss und, und, und. Aber andere machen es eben einfach so, haben die Räumlichkeiten, finden die Technik irgendwo - und dann los!"