Cinema for Peace

    Jeder kann "Pussy Riot" sein

    Links im Bild die Musikerin Maria Aljochina, rechts Nadeschda Tolokonnikowa von der russischen Band Pussy Riot, vor ihnen ein Mikrofon von Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur
    Maria Aljochina (l.) und Nadeschda Tolokonnikowa von der russischen Band Pussy Riot im Rahmen der Gala "Cinema for Peace" in Berlin © picture alliance / dpa / Paul Zinken
    Die beiden Musikerinnen von "Pussy Riot", Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa, wollen ihr Engagement für demokratische Reformen in Russland verstärken - und müssen dafür massive Widerstände überwinden. Das sagte Aljochina auf einer Pressekonferenz in Berlin anlässich der "Cinema for Peace"-Gala.
    Sie würden zwar nicht für das Präsidentenamt kandidieren, aber vielleicht für ein Amt in der Moskauer Stadtregierung.
    Derzeit gründen die Aktivistinnen die Menschenrechtsorganisation "Zona Priva", die sich für Menschenrechte und besseren Bedingungen in russischen Gefängnissen einsetzen soll. Finanzieren wollen sie "Zona Priva" durch Crowdfunding. Die Zulassung als Nichtregierungsorganisation sei ihnen aber bislang verweigert worden. Eine Zusammenarbeit mit dem kürzlich freigelassenen Kremlkritiker Michail Chodorkowski, der sich künftig für politische Gefangene einsetzen will, ist für die beiden jungen Frauen vorstellbar.
    Auf die Frage, ob die Band "Pussy Riot" noch existiere, beantwortete Tolokonnikowa etwas uneindeutig: Jeder, der Mitglied von "Pussy Riot" sein will und deren Ziele verfolgt, sei Mitglied der Band. Sie beide allerdings könnten an keiner Aktion mehr teilnehmen, weil ihre Gesichter jetzt offenbart seien, sagten die Musikerinnen . Aber: "Wir haben Pussy Riot nie verlassen. Und ich will nicht ausschließen, dass wir uns nach dieser Pressekonferenz Skimasken aufsetzen und auf die Straße gehen."
    Nominiert: "Pussy Riot - A Punk Prayer"
    Der Dokumentarfilm "Pussy Riot - A Punk Prayer" ist für den "Cinema for Peace Award for the Most Valuable Film of the Year" nominiert. Inhalt ist das politische Engagement der Punkband. Ehrengastgeber der "Cinema for Peace"-Gala sind Filmstars wie Uma Thurman, Catherine Deneuve, Sir Christopher Lee, Ennio Morricone und Ornella Muti. Die Veranstaltung läuft alljährlich parallel zum Filmfestival Berlinale. Tolokonnikowa und Aljochina haben in Berlin die Gelegenheit, prominente Unterstützer für sich zu gewinnen.
    Die Stiftung "Cinema for Peace" hat das Ziel, auf Filme aufmerksam zu machen, die einen gesellschaftskritischen oder politischen Hintergrund haben. Höhepunkt der jährlich stattfindenden Gala während der Berlinale ist die Preisverleihung. Themenspezifische Awards werden an Personen vergeben, die mit ihren Filmen den Weltfrieden fördern. Die Gala wird am Montagabend im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt gefeiert. Am Dienstag treffen sich die beiden Punkerinnen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
    Nicht Hass war der AntriebDie beiden Russinnen hatten vor zwei Jahren in der Moskauer Erlöser-Kathedrale mit einem "Punkgebet" gegen die Wiederwahl von Präsident Putin protestiert. Ein Gericht verurteilte sie daraufhin wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu zwei Jahren Haft. Nicht Hass auf die Kirche oder die Religion habe sie damals zu der Aktion getrieben, sagte Tolokonnikowa.Die Amnestie, der sie und Chodorkowski ihre Freiheit verdanken, sei nur ein Schachzug Wladimir Putins, um sein Image aufzumöbeln, sagte Aljochina. Deshalb wollen die beiden weiterkämpfen und raten mit Blick auf die Olympischen Spiele in Sotschi zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen, in denen auf Missstände in Russland aufmerksam gemacht werden sollten.
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    Programm-Tipp: Um den Pussy-Riot-Besuch in Berlin geht es auch in der "Ortszeit" ab 17.07 Uhr.

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