Abruptes Ende eines Traums
Der Dokumentarfilmer Marcus Vetter hat zwei Filme im palästinensischen Jenin gedreht - und ein Kino aufgebaut. Dieses ist nun abgerissen worden. Ein "schwerer Schock", wie Vetter gesteht.
Dem Ort Jenin im Westjordanland fühlt sich der Dokumentarfilmer Marcus Vetter seit Jahren verbunden. Er hat zwei Filme dort gedreht - und mit einem seiner Protagonisten ein lange geschlossenes Kino wieder aufgebaut.
In seinem Film "Cinema Jenin – Die Geschichte eines Traums" dokumentierte er dieses Projekt eindrucksvoll. Nun hat der Traum ein Ende. Das Kino muss einem Einkaufszentrum weichen.
Der Abriss des Kinos sei ein "schwerer Schock" gewesen, sagte Vetter im Deutschlandradio Kultur. Das Kino habe viele Besitzer gehabt und die hätten Geld sehen wollen.
Das Kino bekam nirgendwo Unterstützung
"Solche Kultureinrichtungen haben es sehr schwer und brauchen Unterstützung", fügte der Dokumentarfilmer hinzu. Diese Unterstützung hat das Kino aber nicht genossen: Laut Vetter hatten selbst jahrelange Versuche, Geldgeber aufzutreiben, keinen Erfolg.
Selbst gegenüber den palästinensischen Behörden und der Gesellschaft erhebt Vettel Vorwürfe: Die Stadt habe die Nutzung der Räumlichkeiten nie bezahlt, und auch reiche Palästinenser hätten nicht bewegt werden können, einen Beitrag zu leisten. Mit Blick auf die Israelis sagte Vetter:
"Wenn man immer nur außerhalb seinen Feind hat, dann ist einem gar nicht bewusst, wie brutal die eigene Gesellschaft um einen herum ist."
Die Mitarbeiter des Kinos hätten das jetzt am eigenen Leib erfahren müssen.