Sightrunning

Stadtführung im Laufschritt

06:51 Minuten
Mit einer Gruppe von Besuchern läuft der Stadtführer Jürgen Thies (3. v. rechts) durch Lüneburg (Foto vom 07.05.2008). Die Stadtführung der sportlichen Art ist in Niedersachsen angekommen.
Mit einer Gruppe von Besuchern läuft der Stadtführer Jürgen Thies (3. v. rechts) durch Lüneburg © picture-alliance / dpa / Hans-Jürgen Wege
Von Elmar Krämer |
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Sightrunning, Sightjogging oder City Running Tours funktionieren so: Gebucht wird bei einem Guide, entlang von Sehenswürdigkeiten und historisch oder kulturell relevanten Orten. Dauer und Inhalte können meist individuell zusammengestellt werden.
Das  Brandenburger Tor, eines der Wahrzeichen der Deutschen Hauptstadt - immer wieder starten und enden hier auch geschichtsträchtige Laufrunden. Wie auch gerade beim 50. Berlinmarathon eines der Highlights für passionierte Läufer und Läuferinnen aus aller Welt. Auch Geschäftsleute und Berlinbesuchern, die wenig Zeit haben, aber viel sehen wollen und dabei sporttreiben möchten beginnen hier oft ihr „Sightrunning“. „Also Brandenburger Tor, da hat man mehrere Möglichkeiten", sagt Sabine Lochner. Sie ist leidenschaftliche Läuferin, Fitness-Trainerin und Stadtführerin und hat im „Sightrunning“ zwei ihrer Interessen zusammengeführt. "Man kann entweder den Schwerpunkt auf das Regierungsviertel legen oder man kann den Schwerpunkt auf die Altstadt, auf die mittelalterliche Altstadt, Richtung Museumsinsel legen. Also da gibt es mehrere Möglichkeiten.“ 

Los ging's in den USA

In Sportschuhen und Laufkleidung ist Sabine Lochner unterwegs – die sportlichen Stadtführungen dauern in der Regel eine Stunde und kosten für eine Einzelperson 65 Euro. Trainingsläufe sind es aber nicht. „Die Betonung liegt eben auch auf dem Sightseeing-Aspekt und nicht primär auf dem Running-Aspekt.“ Schon in den 1980er Jahren wurden sogenannte „Running Tours“ in mehreren Städten in den USA und London angeboten. Bei einem Urlaub in New York lernte Lochner diese Art des sportlichen Stadterkundens kennen und war begeistert.
Sightjogging Deutschland, Berlin, 14.08.2019, Sightjogging, Läufer mit Stadtplan und Rucksack / Drinkschlauch*** Sightjogging Germany, Berlin, 14 08 2019, Sightjogging, runner with city map and backpack Drinkschlauch, Rosenthaler Platz,
Sightjogging gibt´s auch in Berlin© imago images / Rolf Zöllner / Rolf Zllner via www.imago-images.de
„Sightrunning“ gibt es mittlerweile in vielen Metropolen weltweit: Rom, Paris, Tokyo, New York, Sydney, Barcelona, Kopenhagen und mit Sabine Lochner seit rund 15 Jahren in Berlin. Es geht vorbei am Haus der Kulturen der Welt, von Berlinern auch „Schwangere Auster“ genannt. „Oder auch Jimmy Carters Lächeln", ergänzt Sabine Lochner. "Wenn man es von vorne anguckt, hat man da schon gewisse Assoziationen. Was auch lustig ist, ist auch hier die Kunst auf dem Vorplatz. Eine Skulptur von Henry Moore. Diese Skulptur, der liegende Schmetterling, so nannte Henry Moore seine Skulptur, wird eben von den Berlinern als die Leber von Harald Juhnke bezeichnet. Ja, so ist er, der Berliner.“

Anekdoten aus Ost und West

Sabine Lochner, die aus Süddeutschland stammt, lebt seit 1978 in Berlin. Sie kennt die Stadt mit- und ohne Mauer und sie kennt die Geschichte und Anekdoten aus Ost und West. Je nachdem, wo ihre Kunden starten wollen, passt Sie die Routen und Schwerpunkte an. Und gelegentlich gibt es auch Kunden, die eigentlich keine Geschichtsvorträge, sondern nur sportlich aktiv sein wollen, so wie ein Läufer, der sich auf einen Marathon vorbereitete: „Über meine Webseite hat er mir schon geschrieben, mit welchem Schnitt er laufen möchte. Aber nicht jetzt irgendwie in sechser Schnitt, sondern 6,53. Und wie lang: Nämlich nicht 60 Minuten, sondern 78 Minuten. Ah ja, und die Pulsfrequenz hat er mir auch noch vorgegeben, in der er läuft.“

Für mich ist das wirklich was, was mich erdet.

Sabine Lochner

Schlussendlich erkannte aber auch dieser Läufer, dass „Sightrunning“ nicht nur aus rennen, sondern auch aus Geschichte und Geschichten rund um die Berliner Sehenswürdigkeiten besteht. „Ich kann schnell reden, ich kann schnell rennen, aber irgendwo gibt es auch ein Limit", sagt Lochner. "Das heißt, da muss man tatsächlich zwischendrin auch mal anhalten, weil ich so schnell gar nicht erklären kann, was man hier alles sieht.“ 2023 wurden die Hüften von Sabine Lochner zum Limit – nach einer OP, Reha- und Regenerationspause ist sie nun mit zwei künstlichen Hüftgelenken wieder voll dabei und freut sich über jedes „Sightrunning“ durch ihre Wahlheimat Berlin.

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