Pics or It Didn't Happen - Images Banned from Instagram
Prestel Verlag, München 2017
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten, 19,95 Euro
Instagram und die Grenzen der Nacktheit
Diskriminierend, pornografisch, gewaltverherrlichend - solche Fotos sind bei Instagram verboten. Und werden gelöscht. Doch nicht immer sind die diesbezüglichen Entscheidungen der Plattform leicht nachzuvollziehen.
Im Prestel Verlag wird in einigen Tagen ein Bildband erscheinen, der Fotos zeigt, wie sie nicht jeder von sich macht. Sie stammen von Instagram - und sind gelöscht worden, weil sich nach Ansicht der Plattform gegen die eigenen, allgemeinen Geschäftsbedingungen verstossen. Diese verbieten diskriminierende, pornografische und gewaltverherrlichende Bilder.
So weit, so gut. Schwierig wird es, wenn man den Bildband durchblättert und den Eindruck bekommt, dass die Fotos so gar nichts Diskriminierendes, Pornografisches und Gewaltverherrlichendes haben. Wird hier zensiert, zu Lasten der Kunst?
Die Selbstkontrolle der sozialen Medien ist gut ...
Der Politologe Claus Leggewie ist in dieser Frage gespalten. Einerseits sei die Selbstkontrolle der sozialen Medien gut, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Andererseits aber seien die Kriterien, nach denen Fotos gelöscht würden, oft unklar.
Mit Blick auf diejenigen, die sich unbekleidet auf Instagram zeigen, betonte er, Nacktheit sei nicht per se emanzipatorisch. Und manche User sähen die Entblößung inzwischen offenbar als ihr "Menschenrecht".
... aber es gibt keine nachvollziehbaren Kriterien
Der Bildband aus dem Prestel Verlag trägt nach Leggewie nicht zur Aufklärung bei:
"Wir haben keine Kriterien dafür, was in der Terminologie von Instagram gefährlich ist oder was sicher ist, was Schaden anrichtet oder keinen, wo die Kunst oder die Meinungsfreiheit enden oder eine Schamgrenze einsetzt, ob es auch Grenzen des Narzissmus gibt, all das wird hier eigentlich gar nicht diskutiert. Und da hätten wir ja nun erwartet, das aus der Geschichte der Kunst, in der es ja immer wieder Nacktheit gegeben hat - idealisierte Darstellungen von griechischen Kriegern, Strategen und Sportlern, oder die üppige Nacktheit im Barock, natürlich auch drastische Akte von Egon Schiele (...) - das man das mal reflektiert und auf die heutige Situation überträgt. Wir brauchen Kriterien, was geht und was nicht, was gefährlich ist, was sicher ist, was man unter Kunst und Meinungsfreiheit verbuchen kann und was eben nicht mehr."
(ahe)