"Die Stühle"
von Eugène Ionesco
Inszenierung am Wiener Burgtheater
Regie: Claus Peymann und Leander Haußmann
Darsteller: Maria Happel, Michael Maertens, Mavie Hörbiger
Alles auf Anfang
05:58 Minuten
Claus Peymann ist an seine alte Wirkungsstätte, das Wiener Burgtheater, zurückgekehrt. Und auch seine Inszenierung von Ionescos "Die Stühle" wirkt wie eine Rückkehr zu seinen Anfängen, findet Theaterkritiker Reinhard Kager.
Ein altes Ehepaar wartet auf einen Redner, der einer Gesellschaft eine wichtige Botschaft mitteilen soll. Für die unsichtbaren Gäste sind unzählige Stühle aufgestellt. Nur: Die Gäste kommen nicht, doch die Alten sprechen trotzdem mit ihnen und agieren mit ihnen. Soweit die Grundkonstellation in Eugène Ionescos Klassiker des absurden Theaters "Die Stühle".
"Es ist ein Stück, dass ich eigentlich nicht als absurdes Theater bezeichnen würde, sondern es bewegt sich irgendwie in dieser Spanne zwischen Traum und Wirklichkeit. Und reflektiert natürlich auch und zu allererst die Sinnlosigkeit des Lebens im Angesicht des Todes." Sagt der Theaterkritiker Reinhard Kager.
Ins Klamaukige gedreht
Allerdings sei die Interaktion des alten Ehepaares in Claus Peymanns Inszenierung am Wiener Burgtheater auch ein Schwachpunkt, sagt Kager:
"Das wird zu sehr in das Klamaukige gedreht. Es wäre viel spannender gewesen zu sehen, die nehmen das ernst, da ist jemand für die da, der sitzt hier und der spricht mit ihnen und sie reagieren darauf und sie geben auch Antworten."
Schwierige Umstände
Maria Happel und Michael Maertens überzeugen als Darsteller der "Alten". Auch das Bühnenbild mit zwei aufeinander zulaufenden schwarzen Wänden sei gelungen. Insgesamt wirke Peymanns Inszenierung wie eine Rückkehr zu seinen Anfängen.
"Da entspinnt sich zwischen den Beiden eine intensive Szenerie, die erkennen lässt, dass Peymann am Ende seines Lebens zurückkehrt zur Komödiantik seiner frühen Inszenierungen. Ich denke da an seinen Wiener ‚Leonce und Lena‘ oder ‚Ritter, Dene, Voss‘ aus Salzburg, die eben dieses Element hatten, das Michael Maertens und Maria Happel am Beginn dieser Inszenierung zelebriert hatten."
Die Inszenierung stand unter keinem guten Stern, berichtet Kager: Die für Januar geplante Premiere musste verschoben werden, da Hauptdarstellerin Maria Happel erkrankte. Und Peymann selbst konnte die Inszenierung wegen einer Virusinfektion nicht zu Ende führen. Leander Haußmann habe im letzten Augenblick die Regie übernommen. Das Ergebnis der Inszenierung sei eine Arbeit beider Regisseure.