"Wenn man es nett sagt, merkt es ja keiner"
Seit Jahrzehnten prägt Claus Peymann als Regisseur und Intendant die deutsche Theaterlandschaft. Zuletzt beschimpfte der streitbare Geist und Provokateur Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner. Vorbild für seinen scharfen Tonfall sei Günter Grass: Der habe auch nie Rücksicht genommen.
Schon als Student gründete er Bühnen und Ensembles. Als junger Regisseur produzierte er zahlreiche politische Skandale, brachte einerseits die bürgerlichen Kreise in Stuttgart, Berlin und Wien gegen sich auf und eckte andererseits zugleich künstlerisch an, weil er den Mut hatte, Klassiker wieder klassisch zu inszenieren.
In Berlin ist er bereits seit über 15 Jahren Intendant des von Brecht gegründeten Berliner Ensembles - und hat, wie er überraschend sagt, nicht so viel provozieren können, wie er wollte.
Kürzlich hat er sich noch einmal mit der Berliner Kulturpolitik angelegt, Politiker als Zwerge und Ahnungslose beschimpft und verlangt, dass Kulturstaatssekretär Tim Renner entlassen wird. Dieser "weiß es nicht und kann es nicht", sagt er auch heute noch. Und schiebt die Begründung für den scharfen Ton gleich hinterher: "Wenn man es nett sagt, merkt es ja keiner."
In Sachen Rücksichtslosigkeit ist Günter Grass Peymanns Vorbild
Günter Grass sei für ihn ein Vorbild, betont Peymann: Der habe auch nie Rücksicht genommen. "Die anderen tragen das Messer im Gewand, ich habe es notfalls in der Hand", sagt der Theatermacher über sich. Im Moment gebe es aber "keinen Bedarf", jemanden zu beschimpfen.
2017 soll er das BE verlassen. Was Peymann danach machen wird, ist noch unklar. Er selbst sagt: "Keine Ahnung." Niemand wolle ihn wahrscheinlich engagieren, weil er sich mit allen angelegt habe.
Er werde aber in Berlin bleiben - und sich tüchtig darüber ärgern, was aus dem BE wird.